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# taz.de -- Anschlag in Afghanistan: Blutiger Feiertag
> Ein Selbstmordanschlag auf eine Moschee zum Opferfest Eid mit über 40
> Toten erschüttert Afghanistan. Es kommt zunehmend zu Taliban-Angriffen in
> der Faryab-Provinz.
Bild: Sicherheitskontrolle vor dem Besuch einer Moschee in Herat, Afghanistan, …
DUBAI taz | Das Feiertagsgebet war gerade beendet, und die Menschen im
afghanischen Maimana umarmten sich. Da erschütterte eine schwere Explosion
die Eid-Gah-Moschee. Ein Attentäter in Polizeiuniform hatte sich in die
Luft gesprengt. Bei dem Selbstmordattentat im bislang relativ friedlichen
Norden des Landes kamen am Freitag mindestens 40 Menschen ums Leben, wie
afghanische Medien berichteten. Etwa 50 Personen wurden verletzt.
Hunderte Gläubige, darunter auch der Polizeichef, andere wichtige
Regierungsvertreter und viele Sicherheitskräfte hatten sich zum
traditionellen Freitagsgebet anlässlich des muslimischen Eid-al-Adha-Festes
in der Hauptstadt der Faryab-Provinz versammelt. Unter den Todesopfern
sollen 19 Polizisten und Armeeangehörige sein. „Der Selbstmordattentäter
war am Eingang der Moschee. Er hatte sehr starken Sprengstoff“, sagte
Provinz-Polizeichef Abdul Khaleq Oqsai, der den Anschlag überlebte.
Eid zählt zu den wichtigsten muslimischen Festen. Es erinnert an die
Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn als Zeichen seines Gehorsams zu Gott zu
opfern. Dazu werden in Afghanistan Schafe, Ziegen und Kamele geschlachtet.
Schulen, Büros und Behörden bleiben geschlossen.
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Innenminister Sidiq Sidiqui
machte jedoch die aufständischen Taliban verantwortlich. Vor dem Eid-Fest
hatte Taliban-Führer Mullah Omar zur Infiltration der afghanischen
Sicherheitskräfte aufgerufen: „Dschihad-Attacken innerhalb der
Regierungsmiliz sind am wirkungsvollsten gegen unseren Feind.“
Die Provinz Faryab ist selbst für afghanische Verhältnisse abgelegen. In
den letzten Jahren ist sie aber von einer Welle der Gewalt erfasst worden.
Die Situation könnte sich nach dem Abzug der norwegischen Nato-Truppen
Anfang Oktober weiter verschlechtern, fürchten Anwohner. Präsent sind
weiterhin US-Spezialeinsatzkräfte, allerdings auch in geringerer Zahl.
In der Provinzhauptstadt haben Anschläge und Auftragsmorde zugenommen. Die
Taliban brachten in Maimana hochrangige Regierungs- und
Parlamentsmitglieder bei hellichten Tag auf der Straße um. Im August wurde
der ehemalige Abgeordnete Ahmed Rahmani vor einem Hauseingang erschossen.
Die Polizei hatte nichts zu seinem Schutz getan.
Ein lokaler Kommandeur, der die Taliban aus seinem Dorf vertrieben hatte,
war schon Anfang des Jahres vor dem Krankenhaus von Maimana erschossen
worden, wo er nach einem Verkehrsunfall behandelt wurde.
Besonders die Etablierung der „Afghanischen Lokal-Polizei“ (ALP) in der
Provinz hat neue Konflikte aufbrechen lassen: Die ALP wird von den
US-Spezialkräften trainiert. Sie soll für Sicherheit sorgen, wenn die Nato
2014 Afghanistan verlässt. Diese neue Truppe ist bei der lokalen
Bevölkerung auf viel Protest gestoßen. Sie ist schlecht ausgebildet,
Kritiker werfen ihr eklatante Menschenrechtsverletzungen und Kollaboration
mit den Taliban vor.
26 Oct 2012
## AUTOREN
Agnes Tandler
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Anschlag
Bundeswehr
Schwerpunkt Afghanistan
Barack Obama
Fußball
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