# taz.de -- Parlamentswahlen in Litauen: Regierungsbildung blockiert | |
> Sozialdemokraten gewinnen die Wahlen und wollen mit zwei weiteren | |
> Oppositionsparteien die neue Regierung bilden. Der Präsidentin passt ein | |
> Koalitionspartner nicht. | |
Bild: Mutmaßlich saurer litauischer Wein: Der Parteichef der Sozialdemokraten … | |
STOCKHOLM taz | Nach der zweiten Runde der Parlamentswahlen bahnt sich in | |
Litauen ein Verfassungskonflikt an. Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite | |
erklärte am Montag zwar, sie werde den Chef der stärksten Partei, den | |
Sozialdemokraten Algirdas Butkevicius, mit der Regierungsbildung | |
beauftragen, sie lehne aber die von diesem favorisierte Koalition ab. | |
Butkevicius hatte sich zuvor mit Viktor Uspaskich und Rolandas Paksas, den | |
Vorsitzenden der linkspopulistischen "Arbeitspartei" und der liberalen | |
„Ordnung und Gerechtigkeit - Liberaldemokraten“, auf eine Dreierkoalition | |
dieser bisherigen Oppositionsparteien verständigt. Sie verfügt über eine | |
Mehrheit von 78 der 141 Sitze. | |
Es ist die Arbeitspartei, die hinter den Sozialdemokraten (38 Mandate) und | |
der bisherigen konservativen Regierungspartei von Nochpremier Andrius | |
Kubilius (33 Sitze) mit 29 Mandaten drittstärkste Kraft wurde, der | |
Grybauskaite wegen verschiedener angeblicher Betrugsvorwürfe die | |
Regierungsfähigkeit absprechen möchte. | |
Mit seinen vorgesehenen Koalitionspartnern hatte Butkevicius bereits die | |
Heraufsetzung des Mindestlohns auf umgerechnet rund 290 Euro, eine | |
Rentenerhöhung und die Vertagung eines Euro-Beitritts auf mindestens 2015 | |
sowie ein "vorläufiges Aus" für die Pläne eines AKW-Neubaus angekündigt. | |
Laut Verfassung könnte Grybauskaite zwar kaum eine spezifische | |
Regierungskonstellation blockieren, wohl aber die Ernennung einzelner | |
Minister ablehnen. Ihre Ankündigung dürfte sich vor allem auf ein | |
Regierungsamt für Viktor Uspaskich beziehen. Gegen den Europaparlamentarier | |
und Exwirtschaftsminister werden seit Jahren ungeklärte Korruptionsvorwürfe | |
erhoben. | |
29 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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