# taz.de -- Streit im Weser-Kurier: "Irgendwelche Chaoten" | |
> Trotz eines eindeutigen Spruches des Bundesverwaltungsgerichtes lehnt es | |
> die Verleger-Familie Hackmack weiterhin ab, ihr Vorstandsmitglied Ulrich | |
> Hackmack abzusetzen. | |
Bild: Über den Streit im Pressehaus erfährt man in der dort produzierten Zeit… | |
BREMEN taz | Den ganzen Montag über tagte der Aufsichtsrat der | |
„Mediengruppe“ Weser-Kurier - über das Ergebnis der außerordentlichen | |
Sitzung informierte der Aufsichtsratsvorsitzende Johannes Weberling in | |
einem kryptischen Fünfzeiler: Der „Widerruf der Bestellung von Herrn Dr. | |
Ulrich Hackmack als Vorstandsmitglied“ sei „nicht gerechtfertigt“. Erstma… | |
bestätigt damit der Weser-Kurier öffentlich den jahrelangen erbitterten | |
Streit in der Spitze der Unternehmensgruppe – ohne allerdings Hintergründe | |
zu erklären. Die Leser des Weser-Kuriers erfuhren gestern, wie gewohnt, | |
kein Wort. | |
Nach geltendem Recht wäre der Aufsichtsrat verpflichtet gewesen, den | |
Vorstand Hackmack „abzuberufen“, konterten drei Aufsichtsräte, die 50 | |
Prozent der Gesellschafteranteile der Bremer Tageszeitung AG vertreten. | |
Hackmacks Vertragsverlängerung im Jahre 2009 war rechtswidrig – das hatte | |
das Bremer Oberlandesgericht schon 2011 festgestellt. Das | |
Bundesverwaltungsgericht hatte dieses Urteil im September 2012 nun | |
bestätigt. Nur mit der Doppelstimme des Vorsitzenden ergab sich im | |
Aufsichtsrat eine Mehrheit gegen die Abberufung Hackmacks. Die unterlegenen | |
Aufsichtsräte halten diese Entscheidung für rechtswidrig und haben bereits | |
angekündigt, gerichtlich dagegen vorzugehen. | |
Juristischer Gegenstand des Rechtsstreits ist ein Formfehler von 2009. | |
Thema des Streits der Weser-Kurier-Gesellschafter sind jedoch diverse | |
Fragen der Unternehmenspolitik, aber auch die selbstherrliche Art von | |
Hackmacks Unternehmensführung. Der Streit wird inzwischen so erbittert | |
geführt, dass es undenkbar scheint, dass der Medienrechtler Weberling 2014 | |
erneut zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wird. Auch Hackmacks Zeit an | |
der Spitze des Verlages dürfte dann enden. Seine Kritiker im Aufsichtsrat | |
verfügen – anders als 2009 – inzwischen über 50 Prozent der | |
Gesellschafteranteile. Warum die Familie Hackmack angesichts dieser kurzen | |
Perspektive nicht einlenkt und nach einem konstruktiven Kompromiss sucht, | |
lässt sich nur psychologisch erklären. | |
Wie der Weser-Kurier-Chef tickt, hat Herbert Behrens, | |
Bundestagsabgeordneter der Linken jüngst erlebt. Er hatte dem Verleger im | |
Juli eine Mail geschrieben und ihn ermahnt, mit den | |
ArbeitnehmervertreterInnen einen „Interessenausgleich“ zu suchen: „Ich | |
fordere Sie auf: Stoppen Sie den Kampf gegen die Kolleginnen und Kollegen | |
und kehren sie zurück auf den Weg von Rechtsstaatlichkeit und | |
demokratischen Gepflogenheiten.“ Die Antwort spricht des | |
Weser-Kurier-Vorstands für sich: Normalerweise reagiere er nicht, „wenn mir | |
irgendwelche Chaoten unverschämte Mails schicken“. In diesem Fall gehe er | |
aber davon aus, schreibt Hackmack dem Bundestagsabgeordneten, dass „ein | |
offenbar geistig verwirrter, gleichwohl mit der Telekommunikationstechnik | |
gut vertrauter Mensch ihre Internet-Adresse missbraucht hat, um mir diese | |
E-Mail zu schicken“. Er wolle den Bundestagsabgeordneten darauf hinweisen, | |
so Hackmack weiter, dass „unter dem Namen eines Mitgliedes des Deutschen | |
Bundestages Schindluder getrieben wird“. | |
30 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Weser-Kurier | |
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