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# taz.de -- Lukratives Mixed-Turnier im Turnen: Die Show ums Geldköfferli
> Wenig turnen und viel verdienen: Das Züricher Paarturnier ist nicht nur
> für die Sieger Hambüchen und Seitz ein Vergnügen. 100.000 Euro werden
> ausgeschüttet.
Bild: Das Siegerpaar beim Swiss Cup nimmt 30.000 Dollar mit nach Hause.
ZÜRICH taz | Licht aus, Tusch, Spot an, Applaus, Beginn der Vorführung. Die
Szenerie im Züricher Hallenstadion an diesem Sonntag erinnert ein wenig an
eine Manege, als sei das Programm vom Zirkus Knie entlehnt, der unten am
Zürichsee beheimatet ist. Die Darbietungen rund um das renommierte
Einladungsturnier sind außergewöhnlich, das Budget auch und der Modus des
Paarturniers einzigartig.
„Das ist hier ja eigentlich mehr Show“, urteilt Marcel Nguyen, zuletzt mit
zwei olympischen Silbermedaillen dekoriert und hier nach einem Sturz vom
Barren Dritter im Paar mit Kim Bui. Nguyen meint das positiv, „super Halle,
gute Stimmung, das hat einfach Spaß gemacht“. Der Swiss Cup macht allen
Beteiligten immer viel Spaß. Viel geturnt werden muss hier nicht: Turner
und Turnerin suchen sich jeweils ein Gerät aus und zeigen eine Übung, es
folgt eine zweite Runde an je einem anderen Gerät.
Dann schon ziehen acht der zehn Paare ins Halbfinale ein und nach einer
weiteren Übung steht das Finale der besten vier Paare an. Macht maximal
vier Übungen an drei Geräten der eigenen Wahl. Das Lichtspiel sichert jeder
einzelnen Übung die volle Aufmerksamkeit der 6.000 klatschfreudigen
Zuschauer.
Ein Traum für jeden Turner, der meist an sechs Geräten antritt, in einer
WM-Woche bis zu vier komplette Durchgänge absolvieren muss und doch selten
allein im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Es sei „was ganz Besonderes“,
sagt auch Fabian Hambüchen, der mit Elisabeth Seitz zum zweiten Mal nach
2010 den Swiss Cup gewann.
## Geld ist kein Motiv
Besonders ist dieses Turnier auch, weil 100.000 Dollar Antritts- und
Preisgelder verteilt werden. Hambüchen weist von sich, dass das Geld ein
Motiv sei, hier anzutreten oder sich anzustrengen, was er zweifelsohne bei
seiner gelungenen zweiten Reckübung (aufgestockt auf eine 6,9-D-Note) getan
haben muss. Man freue sich „riesig“, dass es ein so hoch dotiertes Turnier
gäbe, „aber im Endeffekt turnen wir, weil wir Bock drauf haben“.
Geld ist nicht so wichtig, so die offizielle Haltung der deutschen
Teilnehmer. Das sehen die Schweizer Organisatoren anders. Mit Stolz wird im
Programmheft auf das Budget für die Veranstaltung verwiesen: eine Million
Schweizer Franken. Jürg Stahl, Chef des Organisationskomitees, erzählt,
dass die Kosten aller Delegationen komplett übernommen werden und dass er
die Besten – so den koreanischen Sprung-Olympiasieger Yang Hak Seon – schon
während der Spiele in London gelockt habe.
„Ich bin so stolz auf unser Preisgeld!“ Er versteht es als „Anerkennung d…
harten Arbeit“, betont aber, die Sportler kämen „nicht nur wegen des
Preisgeldes“. Man könnte meinen, der Swiss Cup sei eine der jüngsten
Erfindungen zur Popularisierung des Turnens, sind doch sportliche
Mixed-Veranstaltungen gerade en vogue.
## „Einmaligkeit“ des Swiss Cups
Weit gefehlt, das erste Paarturnier in Zürich fand vor dreißig Jahren statt
und wurde damals in der Presse als „Vormarsch der Feministinnen auf breiter
Front“ bezeichnet. Von 1994 bis 1999 war das Turnier Teil der vom
internationalen Verband normierten Weltcupserie. Doch dann besann man sich
wieder auf die, so Stahl, „Einmaligkeit, die den Swiss Cup ausmacht“.
Eine gute Idee, denn auch die aktuelle Weltcupserie ist eher ein Flop, das
Paarturnier hingegen verbucht seit Jahren wachsende Einnahmen und wird vom
Schweizer Fernsehen live übertragen. Das Siegerpaar nimmt 30.000 Dollar mit
nach Hause.
Die Geldverteilung werde beim Abschlussbankett „ein wenig zelebriert“, sagt
Stahl, „da kommt unser Finanzchef mit dem Köfferli wie ein Schweizer
Buchhalter“. Fazit: Eigentlich geht es beim Swiss Cup um nichts, außer um
den Spaß am Turnen und ums Geld. Warum auch nicht? In Zürich hat es allen
gefallen.
5 Nov 2012
## AUTOREN
Sandra Schmidt
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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