# taz.de -- Protest der Mieter: "Die Politik traut sich nicht ran" | |
> Seit Juli hat die Initiative "Kotti und Co" ihre Zelte vor dem Kottbusser | |
> Tor aufgeschlagen. Am Samstag ruft sie zur Demo auf. Ein Interview aus | |
> der neuen taz.berlin-Wochenendausgabe. | |
Bild: Protest gehen steigende Mieten am Kotti. | |
taz: Wie erfolgreich ist der Mieterprotest am Kottbusser Tor? | |
Ulrike Hamann: Unsere Initiative gibt es jetzt seit anderthalb Jahren, seit | |
Juli stehen unsere Zelte am Kottbusser Tor. Ich hätte nicht erwartet, dass | |
wir so lange durchhalten. Das geht nur, wenn sich auch was bewegt. | |
Sandy Kaltenborn: Mit dem Protest hat sich auch die Nachbarschaft | |
solidarisiert. Mieter aus verschiedenen Schichten tauschen sich aus. | |
Noch vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus hat Ihre Initiative einen | |
Forderungskatalog zum Thema Mieten im Roten Rathaus vorgelegt. Hat die | |
Politik das Thema erkannt? | |
Kaltenborn: Mittlerweile ist das Thema Mieten ein großes Thema, auch für | |
die Politik. Aber an das Problem der rasant steigenden Sozialmieten hat | |
sich der Senat bislang nicht rangetraut. | |
Am kommenden Dienstag organisiert ihre Initiative eine Konferenz zum | |
sozialen Wohnungsbau – und zwar im Abgeordnetenhaus. Ist das Nachhilfe für | |
die Politik? | |
Hamann: Der soziale Wohnungsbau ist ein schwieriges Thema. Das kann man | |
nicht nachhaltig lösen, ohne Geld in die Hand zu nehmen. Auch die Grünen in | |
der Opposition tun sich da schwer. | |
Kaltenborn: Wir stellen auch Modelle vor, wie man den sozialen Wohnungsbau | |
rekommunalisieren kann. | |
Eigentlich Aufgabe der Politik. | |
Kaltenborn: Es sollte nicht der Job von uns Mietern sein, Senatspolitik zu | |
machen. Aber wenn es der Senat nicht macht? | |
Macht er es auch deshalb nicht, weil in den Verwaltungen noch immer die | |
sitzen, die damals dafür verantwortlich waren, dass die Fördermillionen in | |
die Taschen der Investoren gingen? | |
Kaltenborn: Man merkt, dass die Verwaltung neuen Ideen gegenüber sehr viel | |
weniger aufgeschlossen ist als die Politik. | |
Ihre Forderungen gehen in Richtung Rekommunalisierung. Kann sich das Berlin | |
überhaupt leisten? | |
Hamann: Die Frage ist doch eher, ob es sich das Land Berlin leisten kann, | |
nichts zu machen. Die sozialen Folgekosten sind vielleicht noch viel höher. | |
Auch das wollen wir auf der Konferenz mit der Politik besprechen. | |
Hamburg und Köln haben neue Förderprogramme für Sozialwohnungen. | |
Kaltenborn: Die muss es auch in Berlin geben. Deshalb ist es so wichtig, | |
dass das Problem des alten sozialen Wohnungsbaus endlich gelöst wird. Sonst | |
wird das immer damit in Verbindung gebracht. | |
10 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
Protest | |
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