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# taz.de -- Dänemark schafft Fettsteuer ab: Fløde wird wieder billiger
> Nach nur einem Jahr schafft die dänische Regierung die sogenannte
> Fettsteuer wegen der „sozialen Schlagseite“ wieder ab. Ärzte warnen vor
> hohen Folgekosten.
Bild: Gold-gelb-geil: Butter.
STOCKHOLM taz | Die weltweit erste Steuer auf Lebensmittel mit gesättigten
Fettsäuren wird zum Jahreswechsel wieder abgeschafft. Darauf einigten sich
die Parteien der dänischen Koalitionsregierung bei ihren
Budgetverhandlungen am Wochenende.
Begründung: Das Ernährungsverhalten der DänInnen habe sich nicht wesentlich
geändert, die Verteuerung der fraglichen Lebensmittel habe eine „soziale
Schlagseite“, weil vor allem Geringverdienende überproportional belastet
würden. Zudem sei der Verwaltungsaufwand, gemessen an dem Ertrag für die
Staatskasse von umgerechnet 200 Millionen Euro, zu hoch gewesen.
Als Einnahmequelle sollte die sogenannte Fettsteuer allerdings nur in
zweiter Linie dienen. Der Verzehr von Lebensmitteln, die beim Menschen zu
hohen Blutfettwerten führen könne, sei ein „Risikofaktor“, der „zur
Ausbreitung von Volkskrankheiten beiträgt“, hieß es in der
Gesetzesbegründung. Der Anteil von Übergewichtigen in der Bevölkerung habe
sich binnen 20 Jahren verdoppelt, deshalb solle die neue Steuer die
DänInnen veranlassen, „Produkte mit einem niedrigeren Anteil an gesättigtem
Fett zu wählen“.
So wurde Sahne beispielsweise um 20 Prozent, Käse und Fleisch je nach
Fettgehalt um 3 bis 6 Prozent teurer. Während eine ausgerechnet am Tag des
Abschaffungsbeschlusses veröffentlichte Studie konstatiert, die Fettsteuer
habe Wirkung gezeigt, sei doch der Verbrauch an Butter, Margarine und
Pflanzenöl um 10 bis 20 Prozent gesunken, schieben Industrie und Handel
diesen Effekt auf gestiegenen Grenzhandel mit Deutschland und Schweden.
## „Ein Sieg der Industrielobby“
Neben der Fettsteuer strich die Regierung auch gleich die Zuckersteuer, die
ab 1. Januar 2013 gelten sollte. „Ein Sieg der Industrielobby“, klagt die
Ökonomieprofessorin Mette Wier: „Die Branche hatte tüchtige Lobbyisten,
denen die ökonomische Krise half, den Fokus von positiven gesundheitlichen
ganz auf mögliche negative Beschäftigungsauswirkungen zu verschieben.“
Und auch Mads Koch Hansen, Vorsitzender der dänischen Ärztevereinigung,
wirft der Regierung vor, die Interessen der Wirtschaft denen der Gesundheit
vorzuziehen: „Wenn die Politiker zwei Steuern wieder abschaffen, bevor die
auch nur eine Chance hatten zu beweisen, ob sie wirken, gibt man mögliche
Mittel im Kampf gegen Übergewicht, Diabetes und Krebs von vornherein auf.“
Die Ausgaben, die man Bürgern und Industrie nun ersparen wolle, würden in
Form vielfach höherer Gesundheitskosten wieder zurückkommen.
11 Nov 2012
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Dänemark
Indien
Gesundheit
Aigner
Dänemark
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