| # taz.de -- EU-Frauenquote: Kreise wollen Quote | |
| > Trotz heftigem Gegenwind: EU-Justizkommissarin Viviane Reding will am | |
| > Mittwoch einen neuen Gesetzesvorschlag für eine Frauenquote in Konzernen | |
| > vorlegen. | |
| Bild: Doch nicht chancenlos: Die EU-Frauenquote. | |
| BRÜSSEL epd | „Ich werde nicht aufgeben“, hatte EU-Justizkommissarin | |
| Viviane Reding am Abend des 23. Oktober getwittert. Gerade war geschehen, | |
| was im EU-Betrieb sonst selten vorkommt: Ein lange angekündigter | |
| Gesetzentwurf hatte das Kommissionskollegium nicht passiert. | |
| Es ging um ein heikles Thema, betreut von einer besonders streitbaren | |
| Kommissarin: Reding wollte eine Quotenregelung einführen, um in | |
| Aufsichtsräten großer Konzerne bis 2020 einen Frauenanteil von 40 Prozent | |
| zu erreichen. | |
| Abgelehnt war der Vorschlag allerdings nicht, die Kommissare hatten in der | |
| Hitze des Gefechts gar nicht erst abgestimmt. Reding hat daher eine zweite | |
| Chance. An diesem Mittwoch befasst sich das Kollegium erneut mit den Plänen | |
| - und nach Angaben von EU-Diplomaten ist es so gut wie sicher, dass Redings | |
| Initiative diesmal Erfolg hat. Auf dem Tisch liegt ein leicht | |
| überarbeiteter Entwurf. Die großen Linien von Redings Projekt sind erhalten | |
| geblieben. | |
| ## Transparentes Auswahlverfahren | |
| Die 40-Prozent-Quote wird im neuen Papier an eine „rechtlich bindende | |
| Auswahlprozedur“ gekoppelt. Demnach sollen die Firmen ein transparentes | |
| Auswahlverfahren abhalten und bei gleicher Eignung den Vertreter des | |
| „unterrepräsentierten Geschlechts“ bevorzugen. | |
| De facto sind das hauptsächlich Frauen. Kommt es nach einem solchen | |
| Verfahren zu Beschwerden abgelehnter Kandidaten, liegt die Beweislast beim | |
| Unternehmen. Den Firmen drohen nach wie vor Sanktionen, wenn sie nicht | |
| kooperieren. | |
| Redings Vorschlag soll für große Unternehmen gelten, die an der Börse | |
| notiert sind. Nach der Verabschiedung durch das Kollegium muss er noch von | |
| EU-Parlament und -Ministerrat beraten und beschlossen werden. Die Quote | |
| könnte dann ab etwa 2016 greifen. | |
| Mit Spannung blicken Quotenbefürworter und -gegner nun auf das Brüsseler | |
| Berlaymont-Gebäude. Reding hat ihre Pressekonferenz am Mittwoch für 11.30 | |
| Uhr angesetzt - eine optimistisch frühe Zeit. Und in der Tat hat Reding | |
| allen Grund zur Zuversicht. Unter anderem sieht die Anwesenheitsliste des | |
| 27-köpfigen Kollegiums anders aus als im Oktober - und wer nicht da ist, | |
| stimmt auch nicht ab. | |
| ## Mehrheit für die Quote | |
| In der Runde sitzen diesmal drei wichtige Quoten-Befürworter, die im | |
| Oktober aus verschiedenen Gründen nicht dabei waren: der Spanier Joaquín | |
| Almunia, die Griechin Maria Damanaki und die Bulgarin Kristalina Georgiewa. | |
| Abwesend sind dagegen die Gegner Catherine Ashton (Großbritannien) und | |
| Karel De Gucht (Belgien) sowie der Wackelkandidat Stefan Füle (Tschechien). | |
| Unterm Strich ergibt das nach Angaben von Diplomaten eine Mehrheit für die | |
| Quote. | |
| Doch Quoten-Kritiker gibt es nicht nur in Brüssel. Die Lager in der | |
| Kommission ähneln denen, die auch in der deutschen und anderen nationalen | |
| Politiklandschaften zu beobachten sind. Scharfe Quotengegner finden sich | |
| vor allem bei den Liberalen. Die Konservativen sind teils dafür, teils | |
| dagegen. | |
| Auch in der deutschen Bundesregierung besteht die alte Kluft weiter: | |
| Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und Justizministerin Sabine | |
| Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wollen keine feste Quote, | |
| Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist dagegen eine von Redings | |
| wichtigsten Verbündeten. | |
| Eine bedeutende Rolle in der Frage kommt daher auch dem Europaparlament zu. | |
| Und hier ist die Grundtendenz nach Angaben von Parlamentariern klar. | |
| „Innerhalb des Parlamentes gibt es einen starken Rückhalt für die | |
| Frauenquote“, sagt die SPD-Abgeordnete Kerstin Westphal dem epd. | |
| „Fraktionsübergreifend sagen die Frauen: Jetzt ist es gut.“ Auch Teile der | |
| Liberalen und führende Konservative trügen Redings Vorschläge mit, so | |
| Westphal. | |
| So ist die europäische Zukunft der Frauenquoten-Idee weiter offen. Heftiger | |
| Widerstand kommt im Moment von der britischen und anderen Regierungen. Wie | |
| sich dieser entwickeln wird, ist unklar. „Bei der Roaming-Verordnung sind | |
| kritische Mitglieder des EU-Ministerrats letztlich auch gekippt“, sagt ein | |
| Beobachter. | |
| Die SPD-Parlamentarierin Westphal verweist darauf, dass Redings Vorschlag | |
| gar nicht besonders weitreichend sei: So gehe es um Frauenquoten für | |
| Aufsichtsräte, nicht aber für Vorstände – wie es unter anderem die | |
| SPD-Bundestagsfraktion ausdrücklich fordere. | |
| 13 Nov 2012 | |
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