# taz.de -- Armut in Deutschland: Die Metropolen sind arm dran | |
> In deutschen Großstädten lebt ein Fünftel der Bevölkerung unter der | |
> Armutsgrenze. Im Ruhrgebiet ist es sogar ein Viertel. Der | |
> Bundesdurchschnitt ist aber niedriger. | |
Bild: Arme Menschen sieht man eher in Großstädten. | |
BERLIN taz | In den Großstädten sind deutlich mehr Menschen arm als im | |
Bundesdurchschnitt. In Leipzig, Dortmund, Duisburg, Hannover, Bremen und | |
Berlin lebt ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung unter der | |
sogenannten Armutsgrenze. Das ergab eine neue Untersuchung des Wirtschafts- | |
und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. | |
Die Wissenschaftler werteten Daten für die 15 größten deutschen Städte aus, | |
in denen knapp 14 Millionen Menschen leben. Im Bundesdurchschnitt haben | |
rund 15,1 Prozent der Bürger ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des | |
mittleren Einkommens in Deutschland. Die Armutsgrenze liegt nach dieser | |
Messung bei 848 Euro netto im Monat für einen Alleinstehenden. | |
In Leipzig hatten 2011 rund 25 Prozent der Bewohner ein Einkommen unterhalb | |
der Armutsschwelle, in Berlin lag der Wert bei 21 Prozent, Tendenz | |
steigend, und in Bremen bei 21,3 Prozent. | |
Die Entwicklung in den Ruhrgebietsstädten Dortmund und Duisburg | |
bezeichneten die Autoren der Studie, Eric Seils und Daniel Meyer, als | |
„dramatisch“. Dort näherten sich die Armutsquoten mit gut 24 | |
beziehungsweise 23,5 Prozent dem Niveau von Leipzig. Hohe Armutsquoten | |
seien meist auf „struktuelle Probleme“ des Arbeitsmarkts zurückzuführen, … | |
Seils im Gespräch mit der taz. Die Erwerbslosigkeit, die | |
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, aber auch das Lohnniveau | |
prägen die Einkommenslage einer Metropole. „Die Zahlen der | |
Hartz-IV-Empfänger gehen zurück, doch die Armut nimmt trotzdem in vielen | |
Städten zu“, berichtet Seils. | |
Dass es in manchen Metropolen mehr Armut gibt als in den ländlichen | |
Regionen, kann aber auch mit am Zuzugsverhalten liegen. Antje | |
Seidel-Schulz, Stadtforscherin am Deutschen Institut für Urbanistik, | |
erklärt, die Stadt sei für „bestimmte Gruppen attraktiv, die nicht viel | |
Geld haben, weil sie hier eher gleichgesinnte Milieus finden“. | |
Nimmt die Armut in einer Stadt zu, bedeutet dies aber nicht unbedingt mehr | |
Ungleichheit innerhalb der Stadtgrenzen. In Duisburg etwa sei die | |
Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung „sehr gering“, sagte Seils. | |
Ähnliches gilt derzeit auch noch für Berlin. In Düsseldorf und Stuttgart | |
hingegen sei die Ungleichheit innerhalb der Stadtbevölkerung gewachsen. | |
14 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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