| # taz.de -- Kommentar NPD in Karlsruhe: Heftiger Aktionismus | |
| > Die NPD will von Karlsruhe wissen, ob sie verfassungsfeindlich ist. Wer | |
| > das populistisch findet, sollte mal in den Spiegel schauen. | |
| Als „reinen Populismus“ wertete Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann | |
| (CDU) das jüngste Manöver der NPD. Die Partei stellte in Karlsruhe einen | |
| Antrag, ihre Verfassungskonformität festzustellen. Aus dem Mund von | |
| Schünemann, der ja vor kaum einem Populismus zurückschreckt, ist der | |
| Vorwurf aber mehr als scheinheilig. | |
| Schließlich ist doch auch die ganze Debatte um ein NPD-Verbot „reiner | |
| Populismus“, um in der Diktion zu bleiben. Die Länder haben Angst vor einem | |
| Umbau des Verfassunggschutzes nach dessen Versagen gegen den rechten | |
| Terror. Vor allem eine Zentralisierung des Geheimdienstes unter Schwächung | |
| oder gar Aufgabe der Landesämter lehnen die Länder ab, obwohl sie naheläge. | |
| Stattdessen entwickeln sie heftigen Aktionismus, um die NPD verbieten zu | |
| lassen. So versuchen sie Entschlossenheit zu demonstrieren, auch mit Blick | |
| auf die bevorstehenden Landtags- und Bundestags-Wahlen. | |
| Der Antrag der NPD zeigt aber schon mal exemplarisch, wie kontrapoduktiv | |
| solche Verbotsverfahren sind. Sie erlauben es der betroffenen Partei, sich | |
| nun regelmäßig als verfolgte Unschuld darzustellen. Ein Verbotsantrag | |
| verschafft ihr ständige Medienpräsenz, die sie sonst nicht hätte. Ständig | |
| wird die NPD nun mit solchen Anträgen für Wirbel und Nachrichten sorgen. | |
| Und solange das Verbotsverfahren läuft, wird auch genauer geschaut, was die | |
| Partei sonst so treibt. Jede absurde Forderung wird nun danach abgeklopft, | |
| ob sie ein Verbot wahrscheinlicher macht oder nur der Tarnung dient. | |
| Am traurigsten ist aber, dass das alles am Ende nicht einmal etwas bringt, | |
| da die NPD ohnehin nicht verboten wird. Der Europäische Gerichtshofs für | |
| Menschenrechte hat die Hürden für ein Parteiverbot sehr hoch gelegt und | |
| fordert eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie. Ein Bedürfnis von | |
| Landespolitikern, sich als Kämpfer gegen rechte Gewalt zu stilisieren, | |
| dürfte dafür nicht genügen. | |
| 14 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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