| # taz.de -- Union streitet über NPD-Verbot: Minister gegen Minister | |
| > Die Innenminister der Länder wollen beim NPD-Verbot notfalls im | |
| > Alleingang vorpreschen. Bundesinnenminister Friedrich drückt auf die | |
| > Bremse. | |
| Bild: Noch flattert sie ganz legal: NPD-Fahne. | |
| BERLIN taz | Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigt sich | |
| „unverändert skeptisch“, was die Erfolgsaussichten eines | |
| NPD-Verbotsverfahrens angeht. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums, | |
| der auf die hohen rechtlichen Hürden für ein Verbot verwies, am Freitag in | |
| Berlin. „Es gilt, das politische Wollen vom juristischen Können zu | |
| unterscheiden“, erklärte der Sprecher. | |
| Zuvor hatten die Innenminister der Länder erklärt, notfalls auch im | |
| Alleingang ein Verbot der NPD vor dem Verfassungsgericht beantragen zu | |
| wollen. Dies sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), | |
| Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Lorenz Caffier (CDU), am Donnerstag im | |
| niedersächsischen Celle. | |
| Damit stellte sich Caffier offen gegen seinen Unionskollegen, | |
| Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich Caffier hatte den Stein überhaupt | |
| erst ins Rollen gebracht, als er, kurz nach Auffliegen der Zwickauer | |
| Terrorzelle im November 2011 auf dem CDU-Bundesparteitag in Leipzig einen | |
| Antrag durchbrachte, wonach ein NPD-Verbot geprüft werden solle. | |
| „Der Zug in Richtung Antrag rollt“, gab auch der Vorsitzende des | |
| Bundestagsinnenausschusses, Wolfgang Bosbach, (CDU) gegenüber der | |
| Süddeutschen Zeitung zu. Die Innenminister der Union sind in dieser Frage | |
| allerdings bis heute gespalten. Die ostdeutschen CDU-Innenminister sind für | |
| einen neuen Anlauf, Bayern ebenso. Niedersachsen und Hessen sind hingegen | |
| skeptisch. In einer Erklärung, die sie am Donnerstag zum Abschluss ihrer | |
| Konferenz in Celle vorstellten, äußern sich die Unions-Innenminister | |
| deshalb dazu nur ausweichend. Es gelte der Grundsatz „Sorgfalt vor | |
| Schnelligkeit“, heißt es darin. | |
| Die SPD fordert ein neues NPD-Verbotsverfahren schon lange. Eine endgültige | |
| Entscheidung darüber fällt aber wohl erst auf der Konferenz aller | |
| Innenminister von Bund und Ländern am 5. Dezember. Am Tag danach wollen | |
| auch die Ministerpräsidenten der Bundesländer über das weitere Vorgehen | |
| beraten. „Wir haben uns verständigt, keine Wasserstandsmeldungen mehr zu | |
| machen“, sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU), der auf | |
| das Risiko eines Scheiterns verwies. Sollte es ausreichend Beweise geben, | |
| dass die NPD „aggressiv-kämpferisch“ gegen die demokratische Grundordnung | |
| vorgeht, dann werde die Innenministerkonferenz aber auch ein Verfahren | |
| einleiten. | |
| ## V-Leute in der Führung abgestellt | |
| Bund und Länder haben inzwischen rund 1.000 Seiten belastendes Material | |
| gegen die rechtsextreme Partei gesammelt. Die Bild-Zeitung hatte am Freitag | |
| überraschend verkündet, die Bundesregierung habe ihre Meinung geändert und | |
| sei nun doch für ein NPD-Verbotsverfahren, sie berief sich dabei auf | |
| „Regierungskreise“. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dementierte | |
| diese Nachricht am Freitag aber ausdrücklich. Im Bayerischen Rundfunk hatte | |
| Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zuvor erklärt, die V-Leute | |
| aus den Führungsetagen der NPD seien erst im April durch Bund und Länder | |
| „abgeschaltet“ worden. | |
| Neben den juristischen Aspekten sei aber auch politisch fraglich, ob ein | |
| Verbot der NPD ihrer Propaganda nicht erst recht in die Hände spiele. | |
| Friedrich bezweifelte außerdem, ob der Vorstoß der NPD, die vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht ihre Verfassungsmäßigkeit prüfen lassen will, | |
| überhaupt zulässig sei. Die Unions-Innenminister ließen sich aber „mit | |
| diesem Antrag der NPD weder bremsen noch treiben“, sagte er. | |
| Ein erstes NPD–Verbotsverfahren war im März 2003 gescheitert, weil es das | |
| Bundesverfassungsgericht es kritisch sah, dass V-Leute des | |
| Verfassungsschutzes auch in der Führungsebene der Partei tätig waren. Die | |
| Frage, ob es sich um eine verfassungswidrige Partei handelt, wurde deshalb | |
| gar nicht erst geprüft. | |
| 16 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
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