# taz.de -- Gaming-Plattform „Humble Bundle“: Top-Spiele zum Spottpreis | |
> Humble Bundle versteigert sonst Indie-Spiele zu Preisen, die die Käufer | |
> selbst bestimmen. Nun probiert es auch ein großer Spielehersteller – mit | |
> rekordverdächtigem Erfolg. | |
Bild: Die Spiele aus dem neuen THQ-Bundle sind kopiergeschützt und laufen nur … | |
Vor fünf Jahren wagte die britische Band Radiohead einen revolutionären | |
Schritt: Statt ihr Album [1][„In Rainbows“] auf herkömmlichen Wege über | |
eine Plattenfirma zu veröffentlichen, stellten sie ihre Musik einfach ins | |
Netz und überließen den Fans die Entscheidung, ob und wie viel sie für die | |
Platte zahlen wollten. Die kühne Rechnung der Musiker ging auf: Trotz aller | |
Bedenken verdiente die Band besser als mit dem traditionell vertriebenem | |
Vorgängeralbum. | |
Seitdem hat das Prinzip [2][„Pay-What-You-Want“] viele Nachahmer in der | |
Kreativwirtschaft gefunden: Weitere Musiker – darunter Nine Inch Nails und | |
John Frusciante – experimentierten mit dem Vertriebsweg, ebenso wie einige | |
Autoren. | |
Doch am meisten Anklang fand das Prinzip in der Indie-Szene der | |
Spielebranche: Vor allem die Online-Plattform [3][„Humble Indie Bundle“ | |
nutzte das neuartige Vertriebsmodell], um mehr Käufer für die oft | |
grandiosen, aber kommerziell wenig erfolgreichen Spiele unabhängiger | |
Entwickler zu finden. Dafür wurden die Spiele im Bündel von fünf bis sechs | |
Games verkauft; über den Preis bestimmte der Käufer. | |
Nun versucht mit der US-Firma [4][THQ] erstmals ein großer Spielehersteller | |
seine Blockbuster-Titel auf demselben Weg zu verkaufen – und über dieselbe | |
Plattform. Die Shooter „Metro 2033“ und „Red Faction: Armageddon“, das | |
Action-Adventure „Darksiders“, sowie das Strategiespiel „Company of Heroe… | |
mit zwei Erweiterungen bilden das neue [5][„Humble THQ Bundle“]. | |
## Beiname „Indie“ wurde gestrichen | |
Zwar hat die Humble Bundle-Plattform für die Kooperation mit dem | |
US-Hersteller den Beinamen „Indie“ gestrichen, das Verkaufsprinzip bleibt | |
jedoch das Alte: statt dem aktuellen Ladenpreis von rund 60 Euro kann der | |
Käufer entscheiden, wie viel er für das Spielepaket zahlen will. Der | |
Mindestbetrag liegt bei einem Dollar. | |
Wer mehr als den Durchschnittspreis von 5,60 Dollar ausgibt, erhält zudem | |
den Action-Titel „Saints Row: The Third“ und die Soundtracks aller Games | |
kostenlos dazu. Mithilfe von Schiebereglern kann der Käufer dabei bis auf | |
den Cent genau einstellen, wie viel seines Kaufbetrags jeweils an THQ, das | |
Humble Bundle-Team oder an eine Hilfsorganisation wie das Amerikanische | |
Rote Kreuz fließen soll. | |
Der Erfolg des Angebots ist rekordverdächtig: Kein anderes „Humble Bundle“ | |
verkaufte sich so schnell. Innerhalb von nur fünf Stunden wurde die erste | |
Million erlöst. Mittlerweile sind mehr als 600.000 Bundles für 3,5 | |
Millionen Dollar über die virtuelle Ladentheke gegangen. Zum Vergleich: In | |
den Musikcharts hätte das Spiele-Paket mit solchen Zahlen Mumfords & Sons | |
„Babel“ als schnellst verkauftes Album des Jahres abgelöst. Dennoch ist die | |
Kooperation der einstigen Indie-Plattform mit THQ umstritten. | |
Seinen guten Ruf erlangte das „Humble Bundle“ vor allem dadurch, dass man | |
unabhängige Entwickler unterstützte und auf die Wünsche der Gamer achtete: | |
Die angebotenen Spiele wurden plattformübergreifend und ohne Kopierschutz | |
verkauft. Gleichzeitig diente man einem guten Zweck. Insgesamt wurden so | |
seit 2010 über 19 Millionen Dollar eingenommen, von denen nach eigenen | |
Angaben 7,8 Millionen an Hilfsorganisationen flossen. | |
## Mainstream-Hersteller | |
Die Spiele aus dem neuen THQ-Bundle sind dagegen kopiergeschützt und laufen | |
nur auf Windows-Rechnern. Zudem verstehen viele Gamer nicht, warum das | |
Humble Bundle-Team sich von der Indie-Szene abwendet, um einen | |
Mainstream-Hersteller zu unterstützten. | |
In einer Stellungnahme rechtfertigte John Graham, Co-Gründer der Plattform, | |
die Kooperation als eine „große Möglichkeit gleichzeitig Spieler glücklich | |
zu machen und Gutes zu tun, die abzulehnen einfach nur arrogant gewesen | |
wäre.“ Zudem schloss er weitere Kooperationen mit großen Herstellern nicht | |
aus, auch wenn das Kerngeschäft der „Humble Bundles“ Indie-Spiele bleiben | |
sollen. | |
Für den finanziell angeschlagenen Spiele-Hersteller THQ, der erst im | |
Februar 240 Mitarbeiter entlassen musste, scheint sich die Kooperation | |
indes auszuzahlen: Nach dem Start des Bundles kletterte der Aktienkurs des | |
Unternehmens [6][um fast 40 Prozent]. Das Angebot läuft noch bis zum | |
12.Dezember. | |
10 Dec 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/In_Rainbows | |
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Pay-What-You-Want | |
[3] /Independent-Computerspiele/!95055/ | |
[4] http://www.thq.com/de/ | |
[5] http://www.humblebundle.com/ | |
[6] http://www.gamesindustry.biz/articles/2012-12-03-thq-bosses-spend-big-on-th… | |
## AUTOREN | |
Robert Iwanetz | |
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