Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wider die Dominanz des FC Bayern: „Spannendes Stadionerlebnis“
> Die Vertreter der Deutschen Fußball-Liga gehen gegen die Dominanz des FC
> Bayern vor. Die taz dokumentiert Teile aus dem Papier „Spannendes
> Stadionerlebnis“.
Bild: Diese Dominanz .... Toni Kroos
Eine gefühlte Ewigkeit mussten die Journalisten am vergangenen Mittwoch
warten, bis die Deutsche Fußball-Liga die Verabschiedung des Papiers
„Sicheres Stadionerlebnis“ bekanntgab. Dabei hatte ja der Chef der
Deutschen Fußball-Liga die große Einmütigkeit aller hervorgehoben. Wie die
taz nun erfuhr, wurde hinter verschlossenen Türen recht hitzig über ein
weiteres, quasi analog geschnürtes Antragspaket mit dem Titel „Spannendes
Stadionerlebnis“ debattiert.
Die meisten Klubvertreter der Liga sehen in der sich in dieser Hinrunde
manifestierenden erdrückenden Dominanz des FC Bayern München eine
ernsthafte Bedrohung für das Vermarktungspotenzial der Fußball-Bundesliga.
DFL-Chef Rauball zeigte sich optimistisch, dass das Papier bereits nächsten
Sommer umgesetzt werde und die Liga damit ein weiteres Zeichen setze, dass
sie ihre Probleme selbst in den Griff bekomme. Vertreter des FC Bayern
monierten, dass sie in dem bereits seit September laufenden
Diskussionsprozess erst am Mittwoch eingebunden worden seien. Die taz
dokumentiert Auszüge aus dem Papier „Spannendes Stadionerlebnis“.
Grundsätzliche Ausrichtung
Die Klubs sind hauptverantwortlich für die Gewährleistung von Spannung im
Stadion. Beim Blick auf die Veranstaltungslage in den höchsten Spielklassen
ist festzustellen, dass alle Spannungsträger der Liga bereits heute auf
höchstem Niveau arbeiten und Probleme lokal gelöst werden. Ziel ist es, das
Stadionerlebnis sowohl in subjektiver Wahrnehmung als auch in der
objektiven Beurteilung weiterhin spannend zu gestalten.
1. Verhaltenskodex
Alle Klubvertreter sind dazu angehalten, einen verbindlichen
Verhaltenskodex zu entwickeln. Darin muss insbesondere für die Begegnungen
gegen den FC Bayern München der Selbstaufgabe abgeschworen werden. Eine
offensichtlich lediglich auf Schadensbegrenzung ausgerichtete Strategie
soll künftig zumindest mit dem Teilausschluss der eigenen Fans für eine
Bundesligapartie belangt werden können.
2. Einführung der 50 + 1 Regel
Zur Verbesserung der Spannung in den Stadien soll von der Saison 2013/14 an
es Kapitalanlegern aus aller Welt ermöglicht werden, die Stimmenmehrheit
bei den Kapitalgesellschaften der Fußball-Bundesliga zu übernehmen. […] Die
Einbindung von Global Playern ist ein wesentlicher Bestandteil des
gemeinschaftlichen Bekenntnisses zur traditionell nervenzerreißenden
Fußballkultur in Deutschland.
3. Risikospiele
Alle Vereine der Fußball-Bundesliga sind berechtigt, die Partien gegen den
FC Bayern München wegen drohender Spannungsgefährdung zu Risikospielen zu
erklären. Diese Bedenken müssen bei der DFL schriftlich begründet eine
Woche vor der Ansetzung eingereicht werden. Die DFL behält sich wiederum
vor, bei offensichtlichen Risikospielen zwischen Abstiegskandidaten und dem
FC Bayern, die Begegnungen in möglichst zeitlicher Nähe zu einem
Champions-League-Termin vorzuverlegen. […] Bei besonderer Gefährdungslage
kann auch die Reduzierung des Kartenkontingents des FC Bayern in Betracht
gezogen werden.
… 7. Prävention
Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens und der Auflagenerfüllung müssen die
Vereine künftig nachweisen können, dass sie drei aktuelle europäische
Nationalspieler zu ihrem Kader zählen. […] Des weiteren darf im
Zeitkorridor von fünf Jahren maximal ein Spieler an den FC Bayern abgegeben
werden.
8. Vollteamkontrollen
Alle Klubs, insbesondere der FC Bayern München, sind zu größter Transparenz
verpflichtet. Trainings- und Ernährungspläne sowie Taktikbesprechungen
müssen allen Konkurrenten zugänglich gemacht werden. Um Missbrauch
vorzubeugen, sollen auf den Trainingsgeländen obligatorisch
Videoüberwachungssysteme eingerichtet werden. […] Wir stellen nach
eingehender Prüfung ausdrücklich fest, dass die geplanten Maßnahmen keinen
Eingriff ins Persönlichkeit darstellen und durch das Grundgesetz gedeckt
sind.
… 11. Dialog
Die DFL setzt in der Spannungsfrage auf die Gesprächsbereitschaft aller. In
diesem Zusammenhang ist die weiterhin große Bedeutung des FC Bayern München
für den deutschen Fußball hervorzuheben. Um den Dialog zu
institutionalisieren, müssen die Erstligaklubs einen Spannungsbeauftragten
ernennen. Spätestens in der Woche vor dem Spiel gegen den FC Bayern sollen
die Spannungsbeauftragten ausloten, wie einem einseitigen Spielverlauf
lokal begegnet werden kann. Kreative Ideen, wie etwa die des Fifa-Chefs
Sepp Blatter, die Fußballtore zu vergrößern, könnten zumindest einseitig
umgesetzt werden. Grundsätzlich stellt die DFL positive Sanktionen
eindeutig über repressive Maßnahmen. In diesem Sinne wird
spannungsförderndes Spiel – ein Remis oder ein Sieg gegen den FC Bayern –
künftig mit einem Zusatzpunkt honoriert werden.
17 Dec 2012
## TAGS
Fußball
Fußball-Bundesliga
Stadionsicherheit
Andreas Rettig
Schalke 04
DFL
Fußball-Bundesliga
## ARTIKEL ZUM THEMA
DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig: Mit Bratwurst und Pappbecher
Fans, Verband, Sicherheit: Andreas Rettig, der neue Geschäftsführer des
Ligaverbandes DFL, will Fronten aufweichen.
Champions-League-Achtelfinale: Poldi gegen Schweini
Lösbare Aufgaben für die deutschen Klubs: Im Achtelfinale der Königsklasse
muss Dortmund nach Donezk und Schalke nach Istanbul. Die Bayern spielen
gegen Arsenal.
Sicherheitskonzept in Fußballstadien: Schnüffeln muss sein
Die Deutsche Fußballliga verabschiedet ihr umstrittenes Sicherheitspaket.
Fans protestieren weiter, aber die Macher sehen nur ein
„Kommunikationsproblem“.
Sicherheitskonzept für Fußballstadien: Hört der Spaß jetzt auf?
Pyrotechnik, Nacktkontrollen, Kollektivstrafen: Die Deutsche Fußball-Liga
will ein neues Sicherheitskonzept beschließen. Die Debatte darum ist
irrational.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.