# taz.de -- Flüchtlings-Politik: Neue Regierung, neues Spiel | |
> Der Flüchtlingsrat Niedersachsen fordert von der künftigen | |
> Landesregierung mehr Zuwendung zu Flüchtlingen und Ausländern. | |
Bild: Auslaufmodell: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann zu Besuch im … | |
HANNOVER taz | Einen „Mentalitätswechsel“ in der Ausländerpolitik fordert | |
der Flüchtlingsrat Niedersachsen von einer künftigen Landesregierung. Vor | |
allem das Ankommen müsse Flüchtlingen nach der Landtagswahl im Januar | |
leichter gemacht werden, sagte der Ratsvorsitzende Norbert Grehl-Schmitt am | |
Freitag in Hannover. Neben Sprachkursen brauche es mehr Integrationskurse, | |
bessere Unterbringung und nicht zuletzt eine Bleiberechtsregelung, nach der | |
Flüchtlinge gleich arbeiten dürfen. | |
Zudem müsse ein dauerhaftes Bleiberecht von der Frage der | |
Einkommensnachweise gelöst werden. „Für uns ist das Bemühen um die | |
Sicherung des Lebensunterhalts der Maßstab“, sagte Grehl-Schmitt. Dem | |
Flüchtlingsrat sei zuletzt parteiübergreifend Änderungsbedarf in der | |
Asylpolitik signalisiert worden. „Vieles davon“, so Grehl-Schmitt, „wird | |
aber bloß Wahlkampfrhetorik sein.“ | |
Im Wahlprogramm der CDU etwa heißt es zur Ausländerpolitik weiterhin, man | |
wolle Kriminalität und die Einwanderung in die Sozialsysteme bekämpfen. | |
„Ordnungspolitik und Kriminalitätsbekämpfung sind sicherlich wichtig“, sa… | |
Grehl-Schmitt, „man sollte sie aber dahin packen, wo sie hingehören und | |
nicht mit Flucht und Asyl in Verbindung bringen.“ Im Widerspruch zu allen | |
Ankündigungen steht aus Sicht des Flüchtlingsrats ohnehin Innenminister Uwe | |
Schünemann (CDU), dessen „Haltbarkeitsdatum“ laut Grehl-Schmitt „längst | |
abgelaufen ist“. | |
Kritisch sieht er auch Schünemanns Rolle im aktuellen Streit um | |
Sozialleistungs-Nachzahlungen für Asylbewerber in bar oder Gutscheinen. Der | |
schwelt, seit das Sozialgericht Hildesheim in einem Göttinger Fall | |
entschieden hat, dass die Nachzahlungen, die das Bundesverfassungsgericht | |
im Sommer angeordnet hat, in Bargeld zu leisten sind. Landkreis und Stadt | |
rechtfertigen sich damit, dass Innenministerium habe sie angewiesen, | |
stattdessen Gutscheine zu vergeben. Schünemann widerspricht dem und führt | |
an, er habe den Kommunen freigestellt, in welcher Form sie nachzahlen. | |
Eine Darstellung, die am Freitag auch die SPD-Integrationszuständige Silke | |
Lesemann anzweifelte: Per Erlass weise Schünemann die Kommunen explizit an, | |
Asylbewerbern lediglich ein Taschengeld auszuzahlen. „Die Landesregierung | |
hält also gegen ihr eigenes Bekunden am diskriminierenden Gutscheinsystem | |
fest“, so Lesemann. Ein Ende der Gutscheine fordern auch Grüne und | |
Linksfraktion. | |
21 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
## TAGS | |
Schünemann | |
Australien | |
Abschiebung | |
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