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# taz.de -- Türkei und die PKK: Verhandlungen mit dem Chef der PKK
> Ankara will erreichen, dass die PKK ihren bewaffneten Kampf aufgibt und
> die Waffen abliefert. Darum spricht sie mit dem inhaftierten PKK-Führer
> Abdullah Öcalan.
Bild: Abdullah Öcalan während eines Fernsehinterviews in Rom am 29.Dez.1998.
Die türkische Regierung hat am Montag bestätigt, dass sie intensive
Gespräche mit dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan führt. Ziel sei ein
Ende der Kämpfe im Südosten des Landes und eine Entwaffnung der
PKK-Kämpfer.
Gegenüber dem Nachrichtenkanal NTV bestätigte Yalcin Akdogan, ein enger
Berater von Ministerpräsident Tayyp Erdogan, einen Bericht der Zeitung
Hürriyet, nach dem Vertreter des Geheimdienstes MIT am 23. Dezember mehrere
Stunden mit Öcalan gesprochen haben.
Yalcin Akdogan sagte im NTV-Gespräch, man versuche durch Öcalan eine
Vereinbarung mit der PKK zu erreichen, damit die PKK den bewaffneten Kampf
einstellt und ihre Waffen niederlegt.
Öcalan habe zunächst einmal gefordert, dass seine Haftbedingungen
verbessert werden und er einen direkten Gesprächskontakt zur PKK-Führung
bekommt.
## Gespräche an den Hardlinern gescheitert
Im NTV-Gespräch sagte Akdogan nicht, was die AKP-Regierung der PKK für den
Fall, dass diese die Waffen niederlegen, anbieten will. Aus früheren
Gesprächen ist jedoch bekannt, dass Erdogan offenbar bereit war, auch über
konkrete Autonomieforderungen zu reden. Bislang waren alle Gespräche jedoch
an Hardlinern auf beiden Seiten gescheitert.
Entweder hatten Gegner von Gesprächen im Regierungslager durch gezielte
Indiskretionen an ausgewählte Medien die Verhandlungen sabotiert oder Teile
der PKK hatten durch besonders brutale Angriffe einen Abbruch der Gespräche
erzwungen.
Hinter den Kulissen hat die Erdogan-Regierung die Verbindung zu Öcalan aber
wohl nie abreißen lassen. Das zeigte sich zuletzt, als Öcalan Ende November
plötzlich dazu aufrief, einen Hungerstreik zu seiner Unterstützung
abzubrechen, bevor noch einige seiner Anhänger dabei umkamen. Der Verlauf
des Hungerstreiks zeigte nach Meinung von Yalcin Akdogan auch, dass Öcalan
„nach wie vor einer der Hauptakteure“ in der Kurdenfrage sei.
„Wir warten jetzt darauf, was die militärische Führung der PKK sagt“,
meinte Akdogan. In einer ersten Stellungnahme der legalen kurdischen Partei
BDP hatte einer ihrer Abgeordneten, Idris Baluken, gesagt, die BDP könne
die Berichte über Gespräche mit Öcalan nicht kommentieren, weil sie keine
konkreten Informationen dazu habe.
## Kurdische Guerilla
Im Herbst 2012 hatte die PKK die heftigsten Angriffe seit Jahren
unternommen. Viele türkische Beobachter gehen davon aus, dass die kurdische
Guerilla dabei vom syrischen Diktator Baschar al-Assad unterstützt worden
war, der damit auf die türkische Unterstützung der syrischen Opposition
reagiert habe. Offenbar hofft man in Ankara jetzt, dass die PKK angesichts
der drohenden Niederlage Assads wieder mehr Interesse an Verhandlungen
zeigt.
An Silvester war Tayyip Erdogan an die syrische Grenze gereist und hatte in
den Flüchtlingslagern vor Tausenden begeisterten Zuhörern den baldigen
Abgang Assads angekündigt. Unterdessen meldete die Armee, dass in der
Neujahrsnacht in der Provinz Diyarbakir bei einem Feuergefecht mindestens
10 PKK-Militante getötet worden seien.
1 Jan 2013
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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