| # taz.de -- Frauen in US-Politik: Ein Hauch von Pink | |
| > New Hampshire ist der erste Bundesstaat, der nur Frauen in den Kongress | |
| > entsendet. Trotzdem bleibt die US-Politik so männlich wie ein | |
| > Jungsinternat. | |
| Bild: Da hat selbst das Pink nichts gebracht: Sarah Palin hat es in keines der … | |
| Mit den Frauen in der Politik ist das ja so eine Sache. Vor allem in den | |
| Vereinigten Staaten von Amerika. Da gab es zwar mit Madeleine Albright 1997 | |
| die erste Außenministerin, dann waren da noch Condoleeza Rice als Nationale | |
| Sicherheitsberaterin und Außenministerin – und schließlich Hillary Clinton. | |
| Ach ja, wir sollten Sarah Palin nicht vergessen, auch nicht Michele | |
| Bachman, die beiden Tea-Party-Mütter. Aber die zählen irgendwie nicht so | |
| richtig, denn in die höchsten politischen Ämter haben sie es nie geschafft. | |
| Das war’s dann auch schon. Ansonsten ist die US-Politik so männlich wie | |
| eine Jungsinternat mit ein paar weiblichen Lehrerinnen. Oder besser: | |
| Sekretärinnen. Viel Testosteron, wenig Ohrringe. Schade. | |
| Die Frage, wie viele Frauen Obama in seine neue Regierung holt, ist noch | |
| unbeantwortet. Wahrscheinlich werden es nicht mehr als zwei sein. Klar ist | |
| aber: Der neue Senat ist nur zu 20 Prozent weiblich, im Repräsentantenhaus | |
| ist die Zahl noch geringer. Und das bei einem Frauenanteil von 50,8 Prozent | |
| in der Bevölkerung im Land. | |
| Da kommt es gerade recht, dass New Hampshire den Schnitt deutlich hebt. | |
| Denn in dem Ostküstenstaat haben im November zwei Frauen das Rennen um die | |
| Plätze im Repräsentantenhaus gewonnen. Zusätzlich zu den beiden Frauen, die | |
| schon im Senat – in der zweiten Kammer des Kongresses – sitzen. Damit ist | |
| New Hampshire der politisch weiblichste Staat der USA – mit einer reinen | |
| Frauendelegation in Washington D.C. | |
| ## Der Barbie-Stempel | |
| „Pink ist die neue Farbe der Macht in New Hampshire“, zitiert die Zeitung | |
| International Herald Tribune Ann McLane Kuster, eine der neugewählten | |
| Abgeordneten im Kongress. Warum sie sich und ihren Kolleginnen gleich | |
| wieder den Barbie-Stempel aufdrückt, wurde nicht geklärt. | |
| Nun kann man wieder einmal darüber diskutieren, wie wichtig weiblicher | |
| Führungsstil ist, wie notwendig er auch in der Politik ist. Wie gut es | |
| jedem Unternehmen, jeder Partei, jeder Führungsetage täte, wenn dort auch | |
| Frauen säßen. Dann gäbe es mehr Mitgefühl, mehr Kompromisse, mehr | |
| Diplomatie. Denn: Frauen kommunizieren, um Bindungen zu bestätigen. Männer | |
| hingegen, um Status und Rangfolge zu klären. | |
| Sie kennen dieses Klischee sicher zur Genüge, die Küchenpsychologie, das | |
| Totschlagargument jeder Diskussion über weibliche Führungskräfte, denn | |
| damit werden Frauen gleich wieder reduziert auf ihre weiche Seite, auf ihr | |
| Anderssein, wenn es um den Vergleich mit männlichen Kollegen geht. Die | |
| fachlichen Kompetenzen fallen da schnell hintenüber. | |
| Aber Klischees hin oder her: Die vier Frauen aus New Hampshire werden | |
| zeigen, dass es nicht so ist. Dass Frauen mehr können, als Beruf und | |
| Karriere unter einen Hut zu bringen. So weit muss die Hoffnung reichen. | |
| Viel bringen wird es – statistisch gesehen – am Ende allerdings wohl kaum: | |
| Denn in der Liste der Interparliamentary Union, einer internationalen | |
| Organisation für parlamentarischen Dialog, liegt die USA auf Platz 82, wenn | |
| es um den Anteil von Frauen in nationalen Parlamenten geht. | |
| Einige Länder, die nicht unbedingt für ihre gute Menschenrechtslage bekannt | |
| sind, liegen deutlich davor. Ruanda, Uganda und Serbien, zum Beispiel, der | |
| Sudan und Pakistan auch. Deutschland liegt übrigens auf Platz 24. Man fühlt | |
| sich an Alexis de Tocqueville erinnert, den französischen Staatshistoriker, | |
| der schon Mitte des 19. Jahrhunderts die Männlichkeit der amerikanischen | |
| Politik lobte und sie „beeindruckend“ nannte. Das ist lange her, aber nicht | |
| weit weg. | |
| 3 Jan 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffi Dobmeier | |
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