Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Video der Woche: Dam Dam, Dam Dam
> In einem Imageclip präsentiert eine österreichische Bank ihre Version von
> „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Das Filmchen fand schnell ein größeres
> Publikum.
Bild: Tanzende Biene im Schalterraum der Raiffeisenbank Radstadt.
BERLIN taz | Banken haben es wirklich nicht leicht in Kriseneiten. Anleihen
verlieren an Wert, Spekulationen gilt es zu erschweren und die Kunden
werden misstrauischer. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, hat die
[1][Raiffeisenbank im österreichischen Radstadt] nun zu drastischen Mitteln
gegriffen – zu Trachten, Sparclowns und Drafi Deutscher.
Was als vierminütiger Imagefilm auf der eigenen Homepage geplant war,
landete kurz vor Weihnachten prompt auf Youtube. Kundenberaterin Christiane
Schober setzt auf Heimatverbundenheit und besingt in viereinhalb Minuten im
Dirndl eine Raiffeisen-Neuinterpretation von „Marmor Stein und Eisen
bricht“. Dabei wird in 13 Strophen alles abgehandelt, was den Bankkunden
von heute interessieren muss – „weine nicht, wenn der Zinssatz fällt, dam
dam, dam dam“.
Mit holpriger Gramatik („am wichtigsten der Kunde ist, dam dam, dam dam“)
beschwört das Video die Vorzüge der lokalen Bank. Selbstverständlich dürfen
auch die traditionellen Grundsätze der Raiffeisen-Idee nicht im Lied
fehlen: „Als Mitglieder ihr auch mitbestimmt, dam dam, dam dam“. Wer nun
denkt, dass die Raiffeisenbank Radstadt nichts als Sparkassen-Jargon zu
bieten hat, wird von messerscharfen Analysen des globalen Finanzmarktes
überrascht.
Gleich zwei Strophen widmet die Bank dem Thema: „Für Banken es nicht
leichter wird,die Staatenkrise alles verwirrt“; später ergänzt um
„[2][Basel III], Liquidität, dam dam, dam dam, Eigenmittel sind
Priorität,dam dam, dam dam“.
Das Lied wird dabei mit Videomaterial aus der Filiale in Radstadt
unterlegt. Der Sparclown verteilt Luftballons bei den Raiffeisen-Tagen,
konzentriert wird auf Bildschirme gestarrt und zum Refrain brüllt jeder mal
DAM DAM in die Kamera. Auf Youtube erntet der Imagefilm den Spott der
Kommentatoren.
Dabei hat das Video als Werbemaßnahme durchaus Potenzial, wie
Werbepsychologe Georg Felser von der [3][Hochschule Harz] taz.de erklärt:
„Obwohl Humor in der Werbung für die Bankenbranche eher schwierig ist,
wurde hier durch den biederen Text noch das nötige Maß an Seriösität in
eine an sich selbstironische Aktion gebracht.“ So hätte die Bank einen
schwierigen Balance-Akt geschafft, der durchaus erfolgversprechend sei.
Selbst hinter den schlechten Reimen könnte Kalkül stecken. Neben dem
vielleicht unfreiwillig komischen Effekt solle ebenfalls Bodenständigkeit
vermittelt werden. „Wer so reimt, der ist nicht abgehoben, der ist normal
wie Du und Ich“, gibt Felser zu bedenken. Eine solche Positionierung sei
strategisch durchaus sinnvoll. Genauso wie die Verwurzelung der Bank in der
österreichischen Provinz. Das Dirndl, die Bilder aus dem Ort und Zeilen wie
„Euer Geld für Euer Land“ sind tatsächlich geschickte Manöver in der
tendenziell bedrohlichen Krisenzeit.
„In dem Moment, in dem wir Angst haben, fühlen wir uns besonders wohl in
der eigenen Gruppe,“ erklärt Felser. Durch die Betonung des Lokalen werde
so eine sehr sichere Bindung hergestellt. Trotz dieser Erfolgsaussichten
ist das Video inzwischen von der Homepage der Bank verschwunden. In der
Bank selbst wollte man sich heute gar nicht mehr zu dem Video äußern:
„Unsere Kunden haben das Video gesehen. Denen hat es gefallen und damit hat
sich die Sache für uns erledigt.“
11 Jan 2013
## LINKS
[1] http://www.radstadt.raiffeisen.at/eBusiness/01_template1/79542231410213588-…
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Basel_III
[3] http://gfelser.hs-harz.de/index.html
## AUTOREN
Thomas Block
## TAGS
Youtube
Krise
Österreich
Zeitung
Neukölln
Horror
USA
Playstation
## ARTIKEL ZUM THEMA
Video der Woche: Die Zeitung lässt dich alles vergessen
Bären im Cabrio und Astronauten: Selbst der härteste Werbemanager verpasst
alles, wenn er eine Zeitung in den Händen hält, suggeriert ein Video.
Video der Woche: Krieg in Neukölln
In Berlin-Neukölln herrscht am Silvesterabend Ausnahmezustand. Ein
Youtubevideo zeigt wildes Geböller. Zur Freude von Sarrazin- und
Buschkowskyanhängern.
Video der Woche: Rückkehr des schrecklichen Schneemanns
Die US-Erfolgsserie „Freaky, the Scary Snowman“ geht in die dritte Staffel.
Ort des Geschehens dieses Mal: Eine Bar, ein Strumpf- und ein Schuhladen
auf New Yorks East Side.
Video der Woche: God bless guns
Todeszahlen, eine US-Flagge, Schüsse: Was nach dem Amoklauf in Newtown wie
eine aktuelle Anti-Waffen-Kampagne anmutet, ist doch viel älter.
Video der Woche: Panzer und Playstations
Ein gepanzertes Fahrzeug der syrischen Rebellen wird von einer Playstation
gesteuert. Das ist nicht die einzige Schnittmenge zwischen Spielzeug und
Militär.
Video der Woche: Hasstiraden auf Schwarze
Ein Britin rastet in einem Zug völlig aus und beschimpft heftig Schwarze.
Dabei wurde sie per Handy gefilmt. Das Video hat eine Rassismus-Debatte im
Königreich ausgelöst.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.