# taz.de -- Kommentar britischer Fleischskandal: Ethikschweine mit Pferdeburgern | |
> Im Pferdefleischskandal von Tesco wurden Verbraucher betrogen. Der | |
> Konzern fordert mit seiner Einkaufspolitik Mogeleien bei den Zulieferen | |
> heraus. | |
Bild: Ob die in Billigburgern verwendeten Tierüberreste von Pferden oder Kühe… | |
Auf der langen Liste der Lebensmittelskandale gehören die als Rindfleisch | |
deklarierten Pferdeburger der britischen Supermarktkette Tesco sicher zu | |
den harmloseren Fällen. Ob die in Billigburgern verwendeten Tierüberreste | |
wie Fleischpulver oder Blutplasma von Pferden oder Kühen stammen, ist | |
letztlich einerlei. Das eine ist so ekelhaft wie das andere, aber in | |
maßvoller Dosis nicht unbedingt gesundheitsschädlich. | |
Doch ein Skandal bleibt es trotzdem, denn die Verbraucher wurden wieder | |
einmal hinters Licht geführt. Und Briten und Iren essen im Gegensatz zu | |
anderen Nationen nun mal keine Pferde, sie wetten lieber darauf. Jedes Jahr | |
werden 10.000 britische Pferde auf das europäische Festland zum Verzehr | |
exportiert. Nun sind die Überreste zurückgekehrt. | |
Tesco beteuert seine Unschuld – zu Unrecht. Das Unternehmen fordert mit | |
seiner Einkaufspolitik Mogeleien bei den Zulieferern geradezu heraus. Es | |
drückt die Preise mit erpresserischen Methoden, so dass die | |
Zulieferbetriebe gezwungen sind, die ohnehin billigen ausländischen | |
Arbeitskräfte noch stärker auszubeuten oder beim Material zu sparen. Auf | |
der Ethikliste von einhundert britischen Firmen, die jedes Jahr von | |
„Ethical Consumer Information Systems“ aufgestellt wird, bildet Tesco | |
gemeinsam mit Unilever stets das Schlusslicht. | |
Tesco ist längst so mächtig, dass sich die Behörden nicht an den Konzern | |
herantrauen. Das Londoner Kartellamt hat seelenruhig zugeschaut, wie Tesco | |
tausende kleiner Läden aufgekauft oder mit Kampfmaßnahmen zur Aufgabe | |
gezwungen hat. Damit verschwanden auch die lokalen Produkte, denn so etwas | |
führt Tesco nicht. Der Konzern beherrscht inzwischen 30 Prozent des | |
Marktes. Vielerorts gibt es gar keine Alternative zu dem Giganten mit den | |
Pferdeburgern. Das ist ein mindestens genauso großer Skandal. | |
17 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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