# taz.de -- Koalition pokert um Bundeshaushalt: Sechs Milliarden Euro gesucht | |
> Kommende Woche beraten die Staatssekretäre, wie 2014 ein ausgeglichener | |
> Haushalt erreicht werden kann. Gespart wird wohl bei Verteidigung und | |
> Verkehr. | |
Bild: Geld für Autobahnsanierungen? Davon ist bald möglicherweise weniger da. | |
BERLIN taz | Das Ziel von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), im Jahr | |
2014 einen strukturell ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, dürfte in der | |
kommenden Woche für erheblichen Streit im schwarz-gelben Kabinett sorgen. | |
Denn nach der bisherigen Finanzplanung ergibt sich derzeit noch ein Defizit | |
von rund 6 Milliarden Euro, um einen Etat zu erreichen, der – um | |
konjunkturelle Sondereffekte bereinigt – ohne neue Schulden auskommt. | |
Für kommenden Donnerstag hat Schäuble darum die Staatssekretäre aller | |
Bundesministerien eingeladen, um über mögliche Einsparungen zu beraten. Am | |
selben Abend treffen sich zudem die Spitzen von CDU, CSU und FDP zum | |
Koalitionsausschuss. Schäubles Sprecher Martin Kotthaus sagte am Freitag, | |
man setze zunächst auf freiwillige Sparvorschläge der Ministerien: „Da ist | |
aktives Engagement erforderlich.“ | |
Dass die größten Einsparungen mit insgesamt 3,3 Milliarden Euro von den | |
Ressorts für Verteidigung und Verkehr aufgebracht werden, wie die | |
Süddeutsche Zeitung am Freitag berichtet hatte, bestritt Schäubles | |
Sprecher. „Dieser Weg ist nicht unser Weg“, erklärte Kotthaus. Auch | |
Regierungssprecher Steffen Seibert nannte die Angaben „Gerüchte und | |
Mutmaßungen“. | |
Ein klares Dementi, dass es keinesfalls so kommt, gab es aber nicht. Und | |
tatsächlich spricht viel dafür, dass vor allem die Haushalte von | |
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Verkehrsminister Peter | |
Ramsauer (CSU) betroffen sein werden. Denn anders als etwa beim | |
Sozialministerium, dessen Ausgaben zum Großteil in gesetzlich festgelegte | |
Sozialleistungen fließen, gibt es bei Verteidigung und Verkehr hohe, frei | |
verfügbare Investitionsmittel, über die der Bund allein entscheiden kann. | |
Dass die Ministerien am Donnerstag freiwillig große Sparbeiträge liefern, | |
ist hingegen nicht zu erwarten. Auf die Frage, ob es dafür schon Vorschläge | |
gebe, folgte am Freitag in der Bundespressekonferenz – wo alle Ministerien | |
vertreten sind – keine einzige Wortmeldung. Und die zweite Möglichkeit, | |
Defizite auszugleichen – die Erhöhung der Einnahmen – soll ebenfalls nicht | |
genutzt werden, versicherte Kotthaus: Steuererhöhungen plane die Regierung | |
nicht. | |
Die Süddeutsche Zeitung hatte unter Berufung auf Regierungskreise | |
berichtet, falls es am Donnerstag keine Einigung über Einsparungen gebe, | |
solle ein Verteilungsschlüssel benutzt werden, der eigentlich für | |
eventuelle Mehrausgaben in Afghanistan gedacht sei. Dabei wird in allen | |
Ressorts gestrichen, doch Berechnungsgrundlage ist nicht der | |
Gesamthaushalt, sondern sind die frei verfügbaren Mittel. So gerechnet, | |
würde der Verteidigungsetat um gut 1,9 Milliarden Euro, der Verkehrsetat um | |
1,32 Milliarden Euro gekürzt. Das Sozialministerium müsste auf 64 Millionen | |
Euro verzichten. | |
25 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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