# taz.de -- Kommentar Politische Konzepte in Mali: Stunde der Wahrheit in Timbu… | |
> Ein Konzept wie der Norden Malis befriedet werden kann, steht aus. Die | |
> dramatischen Ereignisse um Timbuktu unterstreichen die Gefahr, dem | |
> Militär blind zu vertrauen. | |
Der französische Vormarsch in Mali hat seinen heikelsten Punkt erreicht: | |
Timbuktu, legendäre Wüstenstadt und Weltkulturerbe. Die islamistischen | |
Herrscher haben hier bereits im vergangenen Jahr durch die Zerstörung alter | |
Mausoleen barbarisch gewütet. Jetzt wird berichtet, dass sie bei ihrer | |
Flucht aus der Stadt auch noch Sammlungen unersetzlicher mittelalterlicher | |
Manuskripte in Brand gesetzt haben. | |
Die Verantwortung für dieses mögliche Kulturverbrechen tragen allein die | |
Täter. Die Verantwortung dafür, wie es in Timbuktu und in Mali insgesamt | |
weitergeht, liegt jedoch bei den französischen Eingreiftruppen sowie bei | |
Malis Regierung. Malis Staat hat die militärische Entscheidung gegen die | |
Islamisten gesucht, statt den Verhandlungsweg einzuschlagen. Doch die | |
jüngsten militärischen Erfolge der Franzosen sind noch nicht das Ende des | |
Konflikts. Zumal noch nicht klar ist, ob Timbuktu wirklich zurückerobert | |
worden ist und welchen Preis die Stadt dafür gezahlt hat. | |
Ein „zweites Afghanistan“ kann Mali auch dann sein, wenn die Islamisten | |
keine Städte kontrollieren. Frankreichs Armee kann so viele Soldaten | |
schicken, wie sie will – die riesige Wüstenregion im Norden kann auch so | |
ein Rückzugsgebiet für bewaffnete Gruppen bleiben. Die können die | |
Fernstraßen unsicher machen und am Transsaharahandel verdienen, während | |
internationale Truppen sich in den Städten einigeln und Malis Regierung so | |
tut, als sei alles normal. | |
Ein Konzept, wie der Norden Malis befriedet werden kann, steht noch aus. | |
Die französische Militärintervention hat dessen Dringlichkeit in den Augen | |
von Malis Regierung eher gemindert. Die dramatischen Ereignisse um Timbuktu | |
unterstreichen nun, wie unzureichend das blinde Vertrauen in das Militär | |
ist. Jetzt müsste die Stunde der Politik schlagen. | |
28 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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