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# taz.de -- Geldregen für Mali-Eingreiftruppe: Viel Geld, wenig Klarheit
> Die Geberländer versprechen fast eine halbe Milliarde Dollar für Afrikas
> Eingreiftruppe. Hinzu kommen Militärausbilder der EU. Wie soll das
> funktionieren?
Bild: Französische Soldaten sichern den Flughafen in Timbuktu.
BRÜSSEL/BERLIN taz | Nach den Erfolgen der französischen Armee in Mali
regnet es umfangreiche Finanzzusagen für die geplante westafrikanische
Friedenstruppe „Afisma“. Auf einer Geberkonferenz am Dienstag in Äthiopiens
Hauptstadt Addis Abeba in unmittelbarem Anschluss an den Staatengipfel der
Afrikanischen Union (AU) wurden Zusagen von insgesamt 455 Millionen Dollar
gemacht.
Jeweils 50 Millionen Dollar kommen von AU und EU, die USA zahlen 96
Millionen, Frankreich 47 und Deutschland 20 Millionen Dollar.
Der Finanzbedarf der Truppe war bei der Eröffnung durch den Vorsitzenden
der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische
Wirtschaftsgemeinschaft), den ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara, auf
950 Millionen Dollar geschätzt worden. Die Truppe, sagte er, müsse 10.000
Soldaten umfassen – dreimal so viel wie bisher geplant.
Hinter den beeindruckenden Zahlen verbirgt sich aber viel Unklarheit. So
dient der EU-Beitrag lediglich für nichtmilitärische Ausgaben – Tagessätze
für die Soldaten, Gesundheits- und Transportkosten.
## Unklare Ziele
Und auf einer Anhörung des Verteidigungsausschusses des Europaparlaments am
vergangenen Donnerstag wurden viele Fragen über Sinn und Zweck des
westafrikanischen Einsatzes laut, der ja eigentlich Malis Armee helfen
soll, den Norden des Landes zurückzuerobern – was aber Frankreich jetzt
schon tut.
Es bestehe ein „gemeinsamer politischer Wille“ der westafrikanischen Länder
für so einen Einsatz, sagte der deutsche CDU-Abgeordnete Michael Gahler,
aber sie hätten noch nie zusammen gekämpft und es fehlten „gemeinsame
Kapazitäten, um gegen sehr schnelle, mobile und flexible dschihadistische
Gruppen zu kämpfen“.
## Keine Wüstenerfahrung
Nigeria, einer der größten Truppensteller, hat keine Erfahrung im
Wüstenkrieg, ebenso wenig Länder wie Benin, Ghana oder Senegal – anders als
beispielsweise Tschad.
Parallel zum westafrikanischen Einsatz plant die EU nach wie vor eine
Militärausbildungsmission für Malis Armee, die vier Bataillone von
insgesamt 2.500 Mann trainieren soll. Unter Leitung des französischen
Generals François Lecointre soll diese Mission aus 500 Soldaten, davon 200
Ausbilder, 15 Monate dauern und 100 Millionen Euro kosten.
Das endgültige Einsatzkonzept dafür wurde am Montag gebilligt; der Einsatz
soll nun offiziell am 12. Februar beginnen. Aber die französische
„Operation Serval“ hat die Vorbereitungen durcheinandergebracht, nicht
zuletzt weil in der vorgesehenen EU-Einsatzzentrale in Malis Hauptstadt
Bamako jetzt französische Soldaten sitzen.
## Deserteure und Überläufer
Mehrere Europaparlamentarier verwiesen bei der Anhörung mit Skepsis auf das
Beispiel der EU-Ausbildungsmission für Somalias Regierungsarmee, die seit
mehreren Jahren in Uganda stattfindet, deren Absolventen aber immer wieder
desertieren und sich feindlichen Milizen anschließen.
Ähnlich agierten in Mali auch bereits US-ausgebildete Eliteeinheiten. Wie
kann dies nun vermieden werden? Und wie kann diese Mission mit den
bestehenden militärischen Operationen verknüpft werden?
„Wir befinden uns in einer Dringlichkeitssituation“, sagt Gahler. „In ein…
Teil des Landes finden Kämpfe statt, zugleich muss man sich um die Truppen
kümmern, die neu eintreffen. Deshalb wünsche ich mir, dass sich viel mehr
EU-Länder an der Intervention beteiligen und die Hauptarbeit nicht den
Franzosen überlassen.“
Der deutsche Beitrag in Form von Transportflugzeugen sei unzureichend. „Was
in Mali geschieht, ist keine speziell gegen Frankreich gerichtete
Bedrohung, es betrifft uns alle.“
29 Jan 2013
## AUTOREN
F. Misser
D. Johnson
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