Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommerzieller Online-Plagiatsjäger: Kopfgeld für Merkels Doktorti…
> Für Geld sucht Martin Heidingsfelder nach Plagiaten in Doktorarbeiten.
> Seine alten Kollegen vom VroniPlag-Wiki sind nicht so gut auf ihn zu
> sprechen.
Bild: 500 Euro pro Arbeitstag: Martin Heidingsfelder.
BERLIN taz | Wer einem Politiker seinen Doktortitel abnehmen möchte, ist
bei Martin Heidingsfelder ab 20 Euro dabei. Der Nürnberger verdient sein
Geld seit Ende 2011 mit der Plagiatssuche, bislang hatte er sich um
Politiker meist nach Feierabend gekümmert.
Unlängst hat er eine neue Seite online gestellt: Unter [1][politplag.de]
ist eine Liste von Bundestagskandidaten mit Doktortitel abrufbar. Dazu eine
Preisliste: 50 Euro, um die Doktorarbeit zu bestellen. 450 Euro für erste
Analysen. 500 Euro für jeden weiteren Arbeitstag. Finden sich genügend
Finanziers, die es auf denselben Politiker abgesehen haben und je 20 Euro
oder mehr zahlen, macht sich Heidingsfelder an die Arbeit.
„An Politiker habe ich den Anspruch, dass sie während ihrer
wissenschaftlichen Laufbahn sauber gearbeitet haben“, sagt Heidingsfelder.
Dafür trete er mit seinem Angebot ein. Ob er in den letzten Wochen über
politplag.de schon an Aufträge gekommen ist, verrät er nicht. Aber einer
habe ihn schon vor Monaten erreicht: Wenn er ein Plagiat in der
Doktorarbeit von Angela Merkel findet, bekommt er ein Kopfgeld. Wie viel?
Das ist geheim.
Wolfgang Hindemith verlangt für seine Arbeit kein Geld. Er administriert in
seiner Freizeit die Seite [2][VroniPlag Wiki], rund zehn Benutzer suchen
dort regelmäßig nach Plagiaten. Nicht nur bei Politikern: In 41 Arbeiten
sind die Nutzer in den vergangenen zwei Jahren fündig geworden. Nur rund
zehn der ertappten Autoren sind in der Politik, darunter Silvana
Koch-Mehrin (FDP). Die übrigen Überführten arbeiten in der Wirtschaft, als
Ärzte oder als Wissenschaftler.
## Streit um die Strategie
Von politplag.de halten die Macher der Seite wenig. „Wir sind keine
hetzende Meute, die Plagiate politisch instrumentalisiert“, sagt Wolfgang
Hindemith. Früher hat auch Heidingsfelder bei VroniPlag Wiki mitgearbeitet.
Nach einem Streit über die richtige Strategie ist man aber mittlerweile
schlecht aufeinander zu sprechen.
Überhaupt hat sich die Community verändert. Als im Februar 2011 erstmals
unsaubere Stellen in der Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg
öffentlich wurden, entwickelte sich die Plagiatssuche zum Massenphänomen.
„Dort konnte man sehr einfach mitarbeiten und durch Googeln schon die
ersten offensichtlichen Plagiate finden“, sagt Hindemith. Schavans Plagiate
sind komplizierter. Wer mitsuchen wollte, musste sich tief einarbeiten.
Kein attraktives Hobby: Höchstens ein paar dutzend Internetnutzer suchen
derzeit nach Plagiaten.
Ob sie bald einen weiteren Spitzenpolitiker erwischen werden, ist fraglich.
Die meisten prominenten Doktorarbeiten dürften mittlerweile abgegrast sein.
Vor einem Problem stehen eher Nachwuchspolitiker, die geschummelt haben:
Kommen sie einmal groß raus, werden die Plagiatssucher nicht lange auf sich
warten lassen.
8 Feb 2013
## LINKS
[1] http://politplag.de
[2] http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Plagiatsaffäre
Plagiat
Silvana Koch-Mehrin
Doktortitel
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Angela Merkel
Rücktritt
Plagiat
## ARTIKEL ZUM THEMA
Doktortitel weg: Silvana bleibt Koch, kein Doktor
Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin bekommt ihren Doktortitel wohl
nicht mehr zurück. Sie scheiterte mit einer Klage – wird aber wohl in
Berufung gehen.
Schlagloch Akademischer Betrieb: Schafft den Doktortitel ab!
Der Doktortitel ist einfach nur ein nerdiger Schwanzvergleich. Einen
wissenschaftlich-fachlichen Aussagewert hat er nicht.
Neue Bildungsministerin Wanka: Pragmatische Mathematikerin
Mehr als zwölf Jahre wirkte Johanna Wanka in zwei Bundesländern schon als
Hochschulministerin. Sie gilt als konservativ, aber pragmatisch.
Kommentar Schavans Rücktritt: Schavans menschliche Größe
Eine Bildungsministerin kann nicht glaubwürdig arbeiten, wenn ihr der Ruch
des Betruges anhaftet. Schavan hat das erkannt und schnell gehandelt.
Bildungsministerin Schavan tritt zurück: Ex-Doktorin wird Ex-Ministerin
Nach der Plagiatsaffäre um ihre Dissertation ist Bildungsministerin Schavan
zurückgetreten. Ihre Nachfolgerin wird Niedersachsens
Wissenschaftsministerin Johanna Wanka.
Statement von Merkel und Schavan: Wird sie zurücktreten?
Bundeskanzlerin Merkel und Bildungsministerin Schavan wollen um 14 Uhr ein
Statement abgeben. Wird es nun Konsequenzen aus der Plagiatsaffäre geben?
Der richtige Zeitpunkt zum Rücktritt: Einigermaßen aufrecht
Warum tun sich Politiker mit einem Abgang in Würde so oft so schwer? Was
uns die Causa Schavan über den Politikbetrieb in unserem Land lehren kann.
Plagiate in Schulen und Unis: Annette Schavan ist überall
In Schulen und Unis wird kräftig plagiiert, sagen Schüler, Studenten und
Bildungsforscher. Lehrende merken oft nicht, wenn etwas faul ist.
Plagiatsvorwurf gegen Ministerin: Schavan im Prüfungsstress
Die Uni Düsseldorf untersucht jetzt die Doktorarbeit der
Bildungsministerin. Entlastung erfährt sie durch die Plagiatsjäger von
"Vroniplag".
Portrait Martin Heidingsfelder: Vom Vroniplag zur Schuhdemo
Er hat am Samstag die "Schuhdemo" gegen Wulff organisiert und sich mit
Vroniplag einen Namen gemacht. Aber Martin Heidingsfelder steht auch selbst
in der Kritik.
VroniPlag-Gründer Heidingsfelder: Partei-Interesse? Niemals!
Das will der VroniPlag-Gründer nicht auf sich sitzen lassen: Der Vorwurf,
er habe als SPD-Mitglied absichtlich vor allem Politiker der
Regierungsparteien überprüft, sei abwegig, sagt Heidingsfelder.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.