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# taz.de -- Wohnen in Berlin: Eklat um Mauerpark
> Ein Investor stellt Pläne für das Neubauquartier am Park vor, sieht sich
> für die soziale Mischung aber nicht verantwortlich.
Bild: Garantiert ohne Sozialwohnungen: schicke Pläne für den nördlichen Maue…
Günstige Mietwohnungen gibt es in dem Neubauquartier am Mauerpark nur dann,
wenn der Senat sie subventioniert. Das stellten Investor Klaus Groth und
der Bezirksstadtrat von Mitte, Carsten Spallek (CDU), am Freitag auf einer
Pressekonferenz klar. „Wir stehen im Wettbewerb auf dem Markt und können
die Mieten nicht aus anderen Einnahmen unseres Unternehmens
querfinanzieren“, so Groth.
Rainer Krüger von der Bürgerwerkstatt Mauerpark sagte, man sehe deshalb
„keinen Spielraum mehr für einen konstruktiven Dialog.“ Die Initiative
werde jetzt mobilisieren, um die Bebauung zu verhindern. Auch der
Grünen-Abgeordnete Andreas Otto meinte: „Wenn der Senat nicht in der Lage
ist, seine Zusicherungen einzuhalten, dann muss das Geschäft eben
rückgängig gemacht werden.“
Im Oktober hatte der Senat einem umfangreichen Deal mit dem Eigentümer des
Brachgeländes westlich des jetzigen Mauerparks zugestimmt: Der größte Teil
des Geländes geht an das Land, der Park wird dort erweitert. Im Gegenzug
erhält der Eigentümer auf dem Gebiet nördlich der Gleimstraße das Recht zum
Bau von Gebäuden. Auf einer Bruttogeschossfläche von 54.000 Quadratmetern
will Investor Groth rund 520 Wohnungen sowie einen Kindergarten bauen. Das
Gelände wird über eine neue Zufahrt von der Gleimstraße aus erschlossen. In
einem Vertrag zwischen Eigentümer und dem Land Berlin hieß es: „Die
Vertragsparteien streben eine nachhaltige und ökologisch ausgewogene
Entwicklung und eine soziale Durchmischung des Gebietes an.“
## Schwarzer Peter
Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto fragte beim Senat nach: Was heißt
„soziale Durchmischung“? Stadtentwicklungsstaatssekretär Christian Gaebler
(SPD) antwortete: Eine konkrete Definition der Kriterien „wird im Rahmen
des Bebauungsplanverfahrens, das das Bezirksamt Mitte führt, erfolgen“.
Gestern spielte das Bezirksamt Mitte den Schwarzen Peter jedoch wieder
zurück: Für günstige Mieten könne nicht der Bezirk sorgen, sondern nur der
Senat, indem er die Mieten aus dem Landeshaushalt subventioniert, so
CDU-Stadtrat Spallek. Eigentümer Groth sagte, der Begriff „soziale
Durchmischung“ sei nirgendwo definiert. Für ihn bedeute das, dass er sich
bereit erkläre, einen Teil der Fläche an Baugruppen, Genossenschaften und
landeseigene Wohnungsbaugesellschaften zu verkaufen.
Das heißt: Bezirk und Land haben mit einem Grundstückseigentümer einen
Vertrag geschlossen – und hinterher ist nicht klar, was die sozialen
Zusicherungen des Investors bedeuten und wer eigentlich dafür zuständig
sein soll, deren Einhaltung zu kontrollieren. Und für den Investor Groth
bedeutet sein angebliches „Anstreben einer sozialen Durchmischung“ nur,
dass er es duldet, wenn andere mit ihrem Geld niedrige Mieten
subventionieren.
„Ich stelle fest, dass der Senat nichts geklärt hat“, kritisiert der
Grünen-Abgeordnete Otto. Nur die Zahlung an den Investor von 3,8 Millionen
Euro für den anderen Teil des Grundstückes seien verpflichtend. Auch Rainer
Krüger von der Bürgerwerkstatt bemängelt: „Die Groth-Gruppe verfolgt nach
altbekannter Investorenmanier allein das Ziel einer optimalen Verwertung
und Renditeausschöpfung der nördlichen Fläche.“
15 Feb 2013
## AUTOREN
Sebastian Heiser
## TAGS
Sozialwohnungen
Mauerpark
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