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# taz.de -- FREIRÄUME: Die Köpi soll für Schuldner bluten
> Der Wagenplatz des autonomen Zentrums Köpi fürchtet seine Verdrängung: Am
> Donnerstag sollen zwei Flächen zwangsversteigert werden. Widerstand
> angekündigt.
Bild: Da hat Berlin Übung drin: Demonstration für den Erhalt der Köpi im Jah…
Das autonome Wohn- und Kulturzentrum „Köpi“ an der Köpenicker Straße in
Mitte wappnet sich für den Kampf gegen seine Verdrängung. Für Donnerstag
hat das Amtsgericht Mitte zwei Zwangsversteigerungen anberaumt: Es geht um
Flächen, auf denen sich der Köpi-Wagenplatz befindet. „Die Versteigerungen
sind ein Angriff auf uns alle, deswegen werden wir Investoren zeigen,
worauf sie sich einlassen“, sagte ein Bewohner der taz. Die Köpi sei Teil
einer Widerstandsbewegung gegen Aufwertung und Vertreibung.
Derzeit leben rund 100 Menschen auf dem Gelände – je zur Hälfte im Haus und
auf dem Wagenplatz. Außerdem gibt es eine Siebdruckwerkstatt, einen
Kletterraum, ein Kino, Konzerträume und eine Kneipe sowie ein Archiv für
politische Filme und Dokumentationen. Am vergangenen Wochenende hatte die
Köpi mit Konzerten und einer Demonstration für den Erhalt des Freiraums
ihren 23. Geburtstag gefeiert.
Seit der Besetzung im Februar 1990 und aufgrund immer wieder wechselnder
Besitzer und deren Pleiten hat es schon zahlreiche Versuche zur
Zwangsversteigerung gegeben, Proteste und Drohgebärden der Autonomen
hielten Interessenten jedoch lange fern. Erst 2007 griff der einem Geflecht
an Briefkastenfirmen zugehörige Geschäftsführer Besnik Fichtner zu –
mutmaßlich als Strohmann für den Immobilienunternehmer Siegfried Nehls,
gegen den bald darauf die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsvorwürfen
ermittelte.
Den Hausbewohnern schickte Fichtner erst eine Kündigung, kurz darauf
schloss er mit ihnen Mietverträge über knapp 30 Jahre ab – inklusive einer
Duldungsvereinbarung für den Wagenplatz. Die genauen Hintergründe dieses
Sinneswandels sind ebenso unklar wie die derzeitigen Besitzverhältnisse am
Grundstück. Nehls war am Montag nicht zu erreichen. Fichtner sagte der taz,
ohne eine „ordentliche Gage“ beantworte er keine Fragen.
## Ernsthafte Absichten
Mit den Zwangsversteigerungen versuchen nun die Commerzbank als frühere
Eigentümerin sowie das Finanzamt Schulden einzutreiben. Es geht um eine
Fläche von 988 m(2) mit 520.000 Euro Verkehrswert sowie ein 986-m(2-)Areal
zu 540.000 Euro. Sie sollen am Donnerstag um 10 und um 12 Uhr versteigert
werden. Köpi-Aktivisten haben für 9 Uhr eine Kundgebung vor dem Amtsgericht
in der Littenstraße angekündigt. Bewohner-Anwalt Ulrich Kerner erwartet
Bieter mit ernsthaften Absichten: „Die Gegend hat sich zu sehr entwickelt,
als dass Interessenten wie in der Vergangenheit fernblieben.“
Sollte es tatsächlich zur Verdrängung der Köpi kommen, verlören nicht nur
viele Linke einen zentralen Treffpunkt. Der Ort fungiert ebenso als
beliebtes Hassobjekt politischer Gegner: 2010 wollten Mitglieder der Jungen
Union Köln im Rahmen einer Anti-Linksextremismustour die Köpi besuchen,
verwarfen diesen Plan jedoch kurz davor. Im vergangenen Sommer
demonstrierte die rechtspopulistische Splittergruppe Pro Deutschland vor
der Köpi „gegen linksextreme Gesetzesbrecher“.
26 Feb 2013
## AUTOREN
Sebastian Puschner
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