# taz.de -- Bruderkrieg im Osten Kongos: M23-Rebellen gespalten | |
> Der Militärführer der M23-Rebellen, General Makenga, hat seinen | |
> politischen Präsidenten abgesetzt. Nun droht ein Bruderkrieg zwischen den | |
> Rebellen. | |
Bild: Staker Mann: Sultani Makenga (Mitte) mit Getreuen auf einem Hügel oberha… | |
BERLIN taz | Die ostkongolesische Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. | |
März) hat sich gespalten. M23-Militärführer Sultani Makenga erklärte in | |
einer in der Nacht zum Donnerstag verbreiteten Erklärung M23-Präsident | |
Jean-Marie Runiga für abgesetzt. | |
Als Begründung nannte Makenga in der von ihm im Namen des „Hohen | |
Militärrates“ der M23 unterzeichneten Erklärung Runigas „Unfähigkeit, ei… | |
allgemeine politische Orientierung zu bieten" sowie „Abzweigung der | |
finanziellen Ressourcen der Bewegung zur Unterstützung illegaler und | |
verbotener Aktivitäten“. | |
Außerdem habe Runiga den vom Internationalen Strafgerichtshof mit | |
Haftbefehl gesuchten ehemaligen Armeegeneral Bosco Ntaganda aufgenommen. | |
Ntaganda ist innerhalb der M23 einflussreich, hat aber keinen formellen | |
Posten inne. Die Androhung seiner Verhaftung durch Kongos Präsident Joseph | |
Kabila im April 2012 war der Auslöser dafür gewesen, dass er una andere | |
Tutsi-Generäle aus Kongos Armee austraten und die M23 gründeten. | |
## Hauptstadt an der ugandischen Grenze | |
Die M23 gilt als stärkste Rebellenarmee des Kongo. Im November hatte sie | |
kurz die Provinzhauptstadt Goma besetzt. Seitdem kontrolliert sie ein | |
großes Gebiet, das von den Hügeln am nördlichen Stadtrand von Goma bis zur | |
ugandischen Grenze reicht. Ihre Regierung unter Präsident Runiga sitzt in | |
der Stadt Bunagana an der Grenze zu Uganda, und in Ugandas Hauptstadt | |
Kampala führt die M23 seit Dezember Friedensverhandlungen mit Kongos | |
Regierung. | |
Diese Verhandlungen brachten aber bisher nichts Greifbares für die | |
Rebellen. Aus Sicht der kongolesischen Regierung sind sie sowieso zwecklos, | |
seit am vergangenen Wochenende die Regierungen der Region unter UN-Ägide | |
einen Rahmenplan zur Befriedung des Kongo unterzeichneten. | |
Einige M23-Führungsmitglieder machen nun Runiga dafür verantwortlich, die | |
Rebellenbewegung in eine politische Sackgasse geführt zu haben und es | |
versäumt zu haben, breitere Allianzen mit anderen politischen Kräften im | |
Kongo zu schmieden. Offenbar gab es auch Differenzen zwischen | |
M23-Militärführer Sultani Makenga und dem außerhalb der Strukturen | |
operierenden Bosco Ntaganda, die jetzt offen ausgetragen werden. | |
## Ruandische FDLR-Miliz nutzt das Chaos | |
Ende vergangener Woche soll es bereits Kämpfe zwischen rivalisierenden | |
M23-Einheiten gegeben haben. Ein M23-Major wurde damals durch einen | |
Bombenanschlag in der größten Rebellenstadt Rutshuru getötet; für diesen | |
Anschlag machte die M23 ruandische Hutu-Milizen verantwortlich. | |
Beobachter berichten jetzt von extremer Spannung und Truppenbewegungen im | |
M23-Gebiet. Es wurden Gefechte zwischen Makengas und Ntagandas Einheiten um | |
die M23-Waffenlager in der Militärbasis Rumangabo erwartet. | |
Auch andere Milizen in der Region werden aktiver: Irreguläre Kämpfer, die | |
zur ruandischen Hutu-Milit FDLR (Demokratiosche Kräfte zur Befreiung | |
Ruandas) oder anderen Gruppen gehören können, nutzten jetzt nach | |
Informationen der taz das Chaos in der M23 aus, um in deren Gebiet | |
einzurücken und Richtung Ruanda vorzustoßen. | |
28 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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