# taz.de -- M23-Rebellen im Kongo: Der Bruderkrieg ist beendet | |
> Der abgesetze Präsident der M23-Rebellen, Runiga, flieht mit Hunderten | |
> Soldaten aus Kongo nach Ruanda und bittet um Asyl. Zivilisten kehren in | |
> ihre Dörfer zurück. | |
Bild: Statt geschniegelt sitzt Jean-Marie Runiga nun verschwitzt in einer Flüc… | |
BERLIN taz | Hunderte von Rebellen aus der Demokratischen Republik Kongo | |
sind nach Ruanda geflohen und haben sich ergeben. Der vor zweieinhalb | |
Wochen abgesetzte Präsident der kongolesischen Rebellengruppe M23 (Bewegung | |
des 23. März), Jean-Marie Runiga, suchte am Samstag zusammen mit über 700 | |
seiner Soldaten in Ruanda Asyl, nachdem die Hauptfraktion der M23 seinen | |
Sitz Kibumba im Ostkongo einnahm. | |
Der Bruderkrieg innerhalb der M23, die Teile der ostkongolesischen Provinz | |
Nord-Kivu kontrolliert und im November 2012 sogar kurzzeitig die | |
Provinzhauptstadt Goma erobert hatte, ist damit entschieden. | |
M23-Militärführer Sultani Makenga hatte Ende Februar Runiga als politischen | |
Führer abgesetzt und selbst die Kontrolle übernommen. Runiga hatte | |
daraufhin Zuflucht im Süden des Rebellengebiets nahe der Front vor Goma | |
gesucht – in einem Gebiet, wo M23-Einheiten loyal zu dem vom | |
Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl gesuchten Exgeneral Bosco | |
Ntaganda stehen, der der M23 zwar nahesteht, aber in ihr keinen formelles | |
Amt bekleidet. | |
Makenga und Ntaganda, zwei Veteranen der verschiedenen Tutsi-Rebellionen im | |
Ostkongo der letzten Jahre, sind verfeindet. Kämpfe zwischen den beiden | |
Fraktionen schlugen seit Anfang März Tausende von Menschen in die Flucht. | |
## Verschwitzt im roten Hemd | |
Nun hat die Makenga-Fraktion gesiegt, das M23-Territorium ist | |
wiedervereinigt. Nach ruandischen Berichten ergaben sich 650 abtrünnige | |
Rebellen im M23-Militärhauptquartier Rumangabo; 718 flohen nach Ruanda und | |
wurden von der ruandischen Armee entwaffnet und in ein Flüchtlingslager | |
gebracht. Zu letzteren gehört auch Runiga. Der früher immer geschniegelt im | |
Anzug auftretende ehemalige Kirchenführer ist nun auf Fotos verschwitzt in | |
rotem Hemd in einer Flüchtlingshütte im ruandischen Transitlager Nkamira zu | |
sehen. Er soll um Asyl gebeten haben. | |
Ebenfalls in ruandischem Gewahrsam ist der mit UN-Sanktionen belegte | |
M23-General Baudouin Ngaruye. Die umfangreichen Waffenbestände der | |
geflohenen Rebellen wurden am Samstag in Ruanda internationalen Diplomaten | |
vorgeführt. | |
Im nunmehr friedlichen M23-Gebiet beginnen Berichten zufolge geflohene | |
Zivilisten, in ihre Dörfer zurückzukehren. Die M23 setzt sich nun zum Ziel, | |
Bosco Ntaganda zu finden und zu verhaften. Er soll mit einer Handvoll | |
Getreuen ins Landesinnere geflohen sein. | |
Das Ende der Wirren innerhalb der M23 dürfte nun auch den stockenden | |
Friedensprozess zwischen den Rebellen und Kongos Regierung neu beleben. Die | |
seit Dezember in Ugandas Hauptstadt Kampala laufenden Friedensgespräche | |
waren zuletzt in Konfusion steckengeblieben, nachdem plötzlich zwei | |
rivalisierende Rebellendelegationen in Kampala herumliefen und dazu noch | |
aus kongolesischen Regierungskreisen ein Friedensvertragsentwurf gestreut | |
worden war, der eine praktisch bedingungslose Kapitulation der Rebellen und | |
eine Unterzeichnung am 15. März vorsah. Die Gespräche werden nun für | |
voraussichtlich zehn Tage unterbrochen, damit sich beide Seiten neu | |
sortieren, bevor sie wieder ernsthaft miteinander reden. | |
17 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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