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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Geld wie Sand
> Wüstenmilliardäre investieren mittlerweile gerne in europäische Klubs.
> Gerade Spanien und England haben es den Scheichs angetan.
Bild: WM-Land 2022: Katar. Selbst Kapitalismuskritiker Uli Hoeness findet das n…
Nichts geht mehr im europäischen Fußball ohne die Scheichs aus Arabien.
Besonders für englische und spanische Vereine haben Wüstenmilliardäre aus
Katar, Dubai oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ihr Herz entdeckt.
Und ist die Liebe erst einmal entflammt, begnügen sie sich nicht mit einem
Trikot und einem VIP-Ticket, dann kaufen sie den Verein.
Erlöst von seinem amerikanischen Besitzer, dem Immobilien-Mogul [1][Stan
Kroenke], der sich zur Absicherung mit einer zukünftigen Wal-Mart-Erbin
liiert hat, wird demnächst wohl der FC Arsenal. Eine arabische
Investorengruppe ist [2][gewillt], dessen Zweidrittelmehrheit am Verein für
1,73 Milliarden Euro zu übernehmen. Ganz im Gegensatz zum knausrigen Ami
und seinem usbekischen Minderheitseigner [3][Alisher Usmanov] wollen die
Fußballfreunde aus Katar und den Emiraten auch die Schulden des Klubs in
Höhe von 250 Millionen Pfund tilgen und Geld für neue Transfers
bereitstellen.
Von einem Schnäppchen kann zwar nicht die Rede sein – noch vor wenigen
Jahren gingen 90 Prozent der Anteile an Manchester City für lächerliche 210
Millionen Pfund in den Besitz von Scheich [4][Mansour bin Zayed Al Nahyan]
über – aber bei einer neuen Liebe schauen die Gentlemen vom Golf nicht auf
die Rechnung. Müssen sie auch nicht, denn Geld haben sie noch mehr als
Sand.
Dass sich die Investitionen auch über das Emotionale hinaus lohnen können,
zeigt das Beispiel des [5][FC Malaga]. Für läppische 25 Millionen Euro
übernahm der Emir von Katar erst den chronisch erfolglosen Klub und
sicherte sich anschließend die Ausschreibung zum Bau des Yachthafens im
benachbarten Marbella im Volumen von 550 Millionen Dollar. Und die
Neu-Besitzer des FC Getafe nutzen den Klub, um in örtliche Tourismus- und
Solarenergieprojekte einzusteigen. Fußball als Form der
Wirtschaftsdiplomatie.
## Die Moral!
Und Gewinner auf allen Seiten: Der klamme spanische Staat erhält dringend
benötigte Investitionen, die Fans den ersehnten Erfolg und der Fußball
seine Moral zurück. Ja, richtig, die Moral! Der britische Buchmacher
William Hill Plc (Pfui, Glücksspiel!) hatte mit dem Einstieg des Emirs in
Malaga als Hauptsponsor ausgedient, stattdessen warben die Kicker von da an
für die Kinder dieser Welt (Hui, Unesco!).
Warum also tut man sich in Deutschland nur so schwer mit den arabischen
Gönnern? Einzig der TSV 1860 München hatte den Mut, sich dem jordanischen
Geschäftsmann [6][Hasan Ismaik] anzuvertrauen. Zwar grätschte die DFL rüde
in die Verhandlungen und verhinderte eine Übernahme von mehr als 49 Prozent
der Stimmrechte, doch am langfristigen Erfolg wird das nichts ändern.
Schon jetzt ist Sechzig Tabellensiebter der zweiten Liga und Sven-Göran
Eriksson wäre auch fast ein Löwe geworden. Immerhin: Die Erfolgsmeldungen
sprechen sich langsam herum, zumindest im Stadtgebiet. Uli Hoeneß, der
Kapitalismuskritiker im europäischen Fußballmaßstab und Ober-Gegner der
WM-Vergabe an Katar, lobte jüngst die „Professionalität“ der Kataris und
forderte, das Turnier „nicht mehr in Frage zu stellen“.
Dass jegliche Angst vor den Scheichs völlig unbegründet ist, hat der
schlaue Fuchs Hoeneß längst erkannt. Denn wenn die Liebe der Investoren
erkühlt und die Finanzspritzen ausbleiben, wie jüngst beim FC Malaga, ist
der Weg an die europäische Spitze frei für seinen FCB. Malaga darf wegen
ausbleibender Gehaltszahlungen nächste Saison [7][nicht] im Europapokal
starten, vielleicht ergeht es dem FC Arsenal bald ähnlich. Spätestens
nächsten Winter wird sich Uli Hoeneß ins Fäustchen lachen können, im
Trainingslager der Bayern – wie immer in Katar.
4 Mar 2013
## LINKS
[1] /!69098/
[2] http://www.guardian.co.uk/football/2013/mar/03/middle-east-takeover-arsenal
[3] http://www.guardian.co.uk/football/2013/jan/28/alisher-usmanov-arsenal-feed…
[4] /1/nord/bremen/artikel/
[5] http://www.malagacf.com/en
[6] /!108849/
[7] http://www.zeit.de/sport/2012-12/malaga-uefa-real-madrid-gehalt-scheich-fus…
## AUTOREN
Erik Peter
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