# taz.de -- Champions-League-Achtelfinale: Wake-Up-Call für München | |
> Die Münchner stolpern mit einer Niederlage gegen Arsenal ins | |
> Viertelfinale. Endlich hat Uli Hoeneß wieder einen Grund, so richtig vom | |
> Leder zu ziehen. | |
Bild: Und keiner freut sich mit. Claudio Pizarro und Thomas Müller sind glück… | |
MÜNCHEN taz | Na, das kam ja gerade nochmal rechtzeitig: eine | |
Zitterniederlage statt eines gemütlichen Viertelfinaleinzugs. [1][0:2 | |
zuhause gegen Arsenal]. Besser konnte der FC Bayern gar nicht in die | |
nächste Champions-League-Runde einziehen. Mit Ach und Krach statt mit | |
Pauken und Trompeten. | |
Für die schrillen Töne sorgte danach der Präsident [2][höchstselbst]: „So | |
reicht es nicht in der Champions League. Ich hoffe, das war ein letzter | |
Warnschuss, rechtzeitig. Seit drei Wochen spielen wir einen schönen Dreck! | |
Wir waren schon in Hoffenheim nur durchschnittlich, hatten gegen Düsseldorf | |
Mühe und Not. Und jetzt haben wir verloren! The trend is your friend! Jetzt | |
müssen wir den Hebel umstellen, die richtigen Konsequenzen ziehen, wenn wir | |
in der Champions League etwas erreichen wollen. Es ist gerade fünf vor | |
zwölf!“ | |
So schimpft nur einer im deutschen Fußball: Uli Hoeneß. Allzu lange durfte | |
er ihn nicht mehr geben, den Mahner in der 20-Punkte-Vorsprung-Wüste. | |
Irgendwann im Herbst vergangenen Jahres hatte der FC Bayern zuletzt mal ein | |
Spiel verloren, angeblich gegen eine Mannschaft namens Vizekusen. | |
Seitdem schleppte sich Hoeneß nach jedem gefühlten 7:0 oder 8:0 seines | |
Teams durch die Mixed Zone der Allianz Arena und wusste wirklich nicht | |
mehr, was er den wartenden Journalisten noch entgegenblaffen sollte. Immer | |
diese Siege! Kein Grund zum Meckern, nirgends. | |
## Heile Bayern-Welt | |
Thomas Müller sprach nach dem 0:2 von einer heilen Bayern-Welt, die nun | |
empfindlich gestört wurde: „Wir wussten alle, dass ein 0:2 zum Weiterkommen | |
reicht. Ich hätte das nie für möglich gehalten, aber vielleicht ist das | |
auch der Fehler. Das Spiel wirft Fragen auf in unserer heilen Welt. Vier | |
Gegentore in den zwei Spielen: So viel haben wir zuletzt vielleicht in | |
sechs Wochen kassiert.“ | |
Kollege [3][Arjen Robben] sah das ähnlich: „Wir wurden ja überall schon als | |
beste Mannschaft gelobt. Vielleicht ist es ein Wake-Up-Call zur richtigen | |
Zeit.“ Der Wake-Up-Call war der Begriff des Abends. Bayern-Trainer Jupp | |
Heynckes nannte es natürlich „Weckruf“ und fügte weise an: „Das war heu… | |
ein Lehrbeispiel. Das muss uns eine Lehre sein, dass man die nächste Runde | |
noch nicht vor dem Spiel erreicht hat.“ | |
Auch Gäste-Coach [4][Arsène Wenger] wollte sich dem Wake-up-Trend nicht | |
entziehen und baute den Begriff so ein: „Für uns ist das eine Enttäuschung, | |
dass seit 17 Jahren kein englischer Klub im Viertelfinale steht. Das muss | |
ein Weckruf für uns sein.“ Das war jetzt zwar ziemlich aus dem | |
Bayern-Kontext herausgerissen, aber sicher nicht völlig falsch. | |
Dass das Viertelfinale der Königsklasse heuer mal ohne englische | |
Beteiligung stattfinden würde, war ja vorher schon ausgemacht. Der | |
schelmisch abgekartete Plan der Bayern-Bosse mit Wenger war ja folgender: | |
Erst mal die sieggewohnten Gastgeber mit einem frühen Gegentor ein bisschen | |
schocken, um zu sehen, wie sie reagieren. | |
## An Chelsea denken | |
Dann 80 Minuten lang in Viertelfinal-Sicherheit wiegen und kurz vor Schluss | |
nochmal an der Spannungsschraube drehen: Anschlusstreffer machen und fünf | |
Minuten lang sehen, ob die Roten nun am Rad drehen, an Chelsea denken und | |
den Kopf verlieren. Ging prima auf. Nach dem Schlusspfiff jubelte der | |
Verlierer, Arjen Robben riss sogar die Arme hoch. Da war jetzt schön viel | |
Druck drauf. Gut gemacht, Arsenal! | |
Klub-Boss Rummenigge sprach in der Folge von Demut, Druck-Experte | |
[5][Oliver Kahn] erkannte dagegen sofort die Tragweite der Partie für die | |
Zukunft des Champions-League-Siegers in spe: „Es ist wichtig, dass die | |
Mannschaft das heute mal so erlebt hat. Es läuft nicht immer alles rund. So | |
ein Spiel mal über die Zeit zu retten, gibt Stabilität für die nächsten | |
Spiele.“ | |
Naja, ganz nett, Herr Kahn, aber so eine Analyse geht auch griffiger. Hören | |
wir doch mal beim Kaiser rein: „Ich bin immer noch fassungslos, wie man so | |
Fußball spielen kann“, [6][schimpfte] Franz Beckenbauer, „ich dachte, die | |
Krönung am Samstag gegen Düsseldorf wäre genug gewesen. Heute gab’s noch | |
mal eine Steigerung. Sie haben ohne Einsatz, ohne Konzentration gespielt, | |
bis zum Ende. So kannst du unmöglich weiterspielen, sonst bist du in der | |
nächsten Runde draußen. Egal gegen wen.“ So geht Fußball. Der ist einfach | |
immer wieder schön, wenn Bayern nicht 7:0 gewinnt. Ist doch so, Herr | |
Hoeneß, oder? | |
14 Mar 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sky.de/web/cms/de/videos-champions-league.jsp?bctid=2224102601001 | |
[2] http://www.sky.de/web/cms/de/videos-champions-league.jsp?bctid=2224605362001 | |
[3] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/live/1858154/Champions-League-Bayern… | |
[4] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/live/1858154/Champions-League-Bayern… | |
[5] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/live/1858154/Champions-League-Bayern… | |
[6] http://www.sky.de/web/cms/de/videos-champions-league.jsp?bctid=2224605297001 | |
## AUTOREN | |
Thomas Becker | |
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