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# taz.de -- Kommentar Wahl in Kärnten: Kärntner werden erwachsen
> Im Haiderland hat endlich Rot-Grün gewonnen. Das bedeutet einen
> erfreulichen und einschneidenden Kulturwandel. Doch es bleibt eine marode
> Wirtschaft.
Bild: Medientauglichkeit wird ihm nicht nachgesagt. Aber die Siegergeste sitzt:…
Kärnten hat gewählt und ganz Österreich seufzte auf vor Erleichterung.
Offenkundig sind die KärnterInnen nicht mehr bereit, sich weiterhin von
einer Bande selbstherrlicher Abenteurer für blöd verkaufen zu lassen und
haben den bislang regierenden Freiheitlichen (FPK) eine krachende
Niederlage beschert.
Die von Jörg Haider eingeführte Politik von Brot und Spielen hat ein
politisch korrumpiertes System und vor allem ein Rekorddefizit
hinterlassen. Fast zehn Jahre war es Haider gelungen, durch flächendeckende
Spaßkultur und seinen schlitzohrigen Charme zu verschleiern, dass Kärnten
wirtschaftlich vor die Hunde ging. Nach seinem Tod im Herbst 2008 wurde
diese Politik fortgesetzt – allerdings ohne das Haidersche Charisma.
Deswegen konnte die Justiz auch beginnen, die Eiterblasen aufzustechen.
Symptomatisch ist, dass jetzt mit Peter Kaiser von der SPÖ ein Mann
gewonnen hat, der charakterlich das Gegenteil von Jörg Haider darstellt.
Dem Intellektuellen wird jedes demagogische Talent abgesprochen, ja auch
jede Medientauglichkeit.
Sein im Wahlkampf gefahrener Paarlauf mit den Grünen, die sich um
Aufklärung und Transparenz verdient gemacht haben, lässt Prognosen für den
künftigen Regierungskurs zu. Statt Eventkultur sollen Bekämpfung von Armut
und Arbeitslosigkeit im Vordergrund stehen - Probleme, die die FPK
verleugnet hat. Ob das neue Team dafür die Rezepte hat, muss sich
angesichts des geringen wirtschaftspolitischen Spielraums erst zeigen. Denn
es ist davon auszugehen, dass die Kassen noch leerer sind, als man bisher
weiss. Und wenn schnelle Erfolge ausbleiben, zeigt sich das Wahlvolk
bekanntlich launisch.
Jedenfalls, und das ist der eigentliche Kulturwandel, ist diese SPÖ, die
nach 24 Jahren den Landeshauptmann zurückerobert hat, ganz eindeutig nicht
mehr die Partei, die jahrelang die rechtslastigen Tendenzen der Kärntner
bedient hatte und in der sich einst Landeshauptmann Leopold Wagner rühmen
durfte, „ein hochgradiger Hitlerjunge“ gewesen zu sein.
Kärnten ist politisch gereift. Dennoch hat mehr als ein Drittel mit FPK,
BZÖ und dem neuen Team Stronach vormoderne Parteien gewählt, die die
messianische Karte spielen oder ihre Legitimität noch aus Haiders
zweifelhaftem Treiben ableiten. Wenn man noch die Haider-Fans dazuzählt,
die diesmal zu Hause blieben, liegt das immer noch weit über dem Schnitt
österreichischer Normalität.
4 Mar 2013
## AUTOREN
Ralf Leonhard
Ralf Leonhard
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