# taz.de -- Wahlen in Österreich: Politischer Erdrutsch in Kärnten | |
> Im südlichsten Bundesland gewinnen Sozialdemokraten und Grüne kräftig zu. | |
> Abgestraft wurden besonders die bisher regierenden Freiheitlichen. | |
Bild: Aus dem Stand 12 Prozent: der populistische Milliardär Frank Stronach. | |
WIEN taz | Der Machtwechsel in Österreichs südlichstem Bundesland ist | |
perfekt und fiel noch klarer als allgemein erwartet aus. Bei den | |
Landtagswahlen in Kärnten verloren die regierenden Freiheitlichen über 27 | |
Prozentpunkte und stürzten nach ersten Hochrechnungen von 45 auf knapp über | |
17 Prozent ab. Wahlsieger ist die SPÖ, die mit rund 37 (+9) Prozent und | |
ihrem Spitzenkandidaten Peter Kaiser den Anspruch auf den Landeshauptmann | |
erhebt. | |
Gewonnen haben auch die Grünen, die sich mehr als verdoppeln konnten und | |
bei zwölf Prozent zu liegen kommen dürften. Das Team des schrulligen | |
Milliardärs Frank Stronach kam aus dem Stand auf fast elf Prozent. Er wird | |
vier, die Grünen fünf Abgeordnete in den 36-sitzigen Landtag entsenden. | |
Zufrieden kann auch die ÖVP sein, die sich nach Korruptionsaffairen | |
personell völlig neu aufgestellt hat und mit einem Absturz von 17 auf 14,8 | |
Prozent noch mit einem blauen Auge davonkamen. Überraschen konnte auch das | |
von Jörg Haider gegründete BZÖ, das bundesweit keine Rolle mehr spielt, | |
sich aber mit über sechs Prozent im Kärntner Landtag halten konnte. | |
FPK-Chef Kurt Scheuch gestand seine Niederlage unmittelbar nach Einlangen | |
der ersten Teilergebnisse ein und erklärte, seine Partei würde Peter Kaiser | |
zum Landeshauptmann wählen. Kaiser erklärte sich bereit, „Kärnten in eine | |
neue Zukunft zu führen“. Er deutete an, mit den Grünen und der ÖVP eine | |
Dreierkoalition bilden zu wollen. | |
## Korruption als Wahlkampfthema | |
In der Landesregierung geht sich mit den Grünen sogar eine Mehrheit aus. | |
Zwar schreibt die Landesverfassung eine Proporzregierung vor, die auch den | |
Wahlverlierern von der FPK gemäß ihrem Stimmenanteil einen Sitz in der | |
Landesregierung zuweist. Mit drei von sieben Sitzen wird aber die SPÖ die | |
dominierende Kraft sein. Ein Sitz geht an die ÖVP, je einer auch an Grüne | |
und Stronach. | |
Wichtigstes Wahlmotiv war für die meisten Wähler die Korruption, die ja | |
auch zur Vorverlegung der Wahlen geführt hat. Nicht aufgegangen ist die | |
Taktik der FPK, die durch systematische Blockade im Landtag erreichte, dass | |
die Wahlen auf einen möglichst späten Termin verlegt wurden. Die Hoffnung, | |
dass über ihre gerichtsanhängigen Korruptionsfälle und die einst von Jörg | |
Haider eingeführte Selbstbedienungspolitik Gras wachsen würde, erfüllte | |
sich nicht. | |
## Abgestrafte Scheuchs | |
Der abtretende Landeshauptmann Gerhard Dörfler, der sich rühmt, die | |
Ortstafelfrage in den Ortschaften mit slowenischem Bevölkerungsanteil | |
gelöst zu heben, hätte laut Nachwahlbefragungen 26 Prozent bekommen. | |
Abgestraft wurden vor allem die Gebrüder Kurt und Uwe Scheuch, die Partei | |
und Land gleichzusetzen versuchten. | |
Peter Kaiser, der nach 24 Jahren den Landeshauptmann für die SPÖ | |
zurückerobert, will die Kontrollrechte des Landtags verbessern und die | |
Proporzregierung abschaffen. Außerdem, so kündigte er im ORF an, werde er | |
sich der Bekämpfung „von Triple A“ widmen: „Abwanderung, Armut, | |
Arbeitslosigkeit“, die Kärnten zum wirtschaftlichen Schlusslicht in | |
Österreich gemacht haben. | |
Gewählt wurde am Sonntag auch in Niederösterreich, wo Landeshauptmann Erwin | |
Pröll (ÖVP), der seit 21 Jahren regiert, trotz Verlusten seine absolute | |
Mehrheit verteidigen konnte. | |
3 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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