# taz.de -- Schweiz regelt Chefbezahlung: Managerflucht wird schwieriger | |
> Auch die Schweiz hat nun strengere Regeln für die Bezahlung von Managern | |
> – wie viele anderen Länder. Die Firmenchefs können nicht mehr so einfach | |
> ausweichen. | |
Bild: Verzichtete erst nach öffentlichem Druck auf eine Abfindung in Millionen… | |
BERLIN taz | Mit ihren schärferen Regeln für die Managerbezahlung ist die | |
Schweiz keine Ausnahme. Andere Staaten – beispielsweise die USA, | |
Großbritannien und Deutschland – haben in den vergangenen Jahren bereits | |
Grenzen für die Gehälter von Führungskräften gesetzt. Das schränkt die | |
Möglichkeiten der Unternehmen und Manager ein, den schärferen Regeln durch | |
Verlagerung ihrer Aktivitäten ins Ausland zu entgehen. | |
Am Wochenende haben die Schweizer mit Zweidrittelmehrheit in einer | |
Volksabstimmung beschlossen, dass die Hauptversammlungen von | |
Aktiengesellschaften künftig über die Millionengehälter der Vorstände und | |
Aufsichtsräte abstimmen müssen. Kungelei unter den Chefs wird damit | |
schwieriger. Außerdem will man bestimmte Prämien und Abfindungen verbieten. | |
Ein Beispiel für solche Auszahlungen aus jüngster Zeit war die geplante | |
Abfindung für Novartis-Chef Daniel Vasella in Höhe von 58,5 Millionen Euro. | |
Nach einem Sturm der Entrüstung verzichtete er. Die Bezüge von Vorständen | |
und Aufsichtsräten in der reichen Schweiz gehören zu den höchsten weltweit. | |
In der Spitzengruppe liegen ebenso die USA, im Bankensektor auch | |
Großbritannien. | |
Konzerne, die in Dubai, Hongkong oder Schanghai sitzen, zahlen oft aber | |
ähnlich viel. Spätestens seit dem Beginn der Finanzkrise 2007 sind generöse | |
Vorstandsgehälter in die Kritik geraten. Zahlen des Wirtschaftsmagazins | |
Economist zufolge erhielten die Chefs der 350 größten US-Aktiengesellschaft | |
2011 beispielsweise gut 200-mal so viel Geld wie durchschnittliche | |
Angestellte der Privatwirtschaft. 1990 hatten sie nur das 53-Fache | |
bekommen. | |
## Parallele Einführung | |
Wegen des öffentlichen Unmuts haben einige Staaten schon neue Regeln | |
beschlossen. „In den USA und Großbritannien ist verbindlich, dass die | |
Hauptversammlungen über die Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge befinden“, | |
sagt William Eggers von der Unternehmensberatung Haygroup. Auch der | |
Deutsche Bundestag hat 2009 Änderungen des Aktiengesetzes beschlossen: Die | |
Verdienste sollen „angemessen“ sein und sich an einer „nachhaltigen | |
Unternehmensentwicklung“ orientieren. Hinzu kommen Pläne der EU, | |
Bonuszahlungen an Bankmanager in der Regel auf die Höhe der Grundgehälter | |
zu beschränken. | |
Weil die neuen Regeln relativ parallel in mehreren wichtigen Staaten | |
eingeführt werden, können die Vorstände von Aktiengesellschaften sich ihnen | |
nicht so einfach entziehen. Hinzu kommt eine Beobachtung, die Haygroup | |
macht. „Unter Führungskräften ist die Diversifizierung auch hinsichtlich | |
der Nationalität relativ gering. Die wenigsten gehen ins Ausland“, sagt | |
Eggers. Dafür gibt es viele Gründe – persönliche Bindungen, Familie, aber | |
auch die jeweilige Branche. Wer Führungskraft in einem globalen | |
Pharmakonzern sein will, hat beispielsweise gute Gründe, in der Schweiz, | |
Großbritannien oder den USA zu arbeiten – und nicht in Hongkong, wo | |
vielleicht laxere Regeln gelten. | |
Daran ändert auch die Eidgenössische Volksinitiative nichts. Sie ist | |
Ausdruck eines Wertewandels. Die Manager in den reichen Industriestaaten | |
müssen sich fragen und fragen lassen, welche Gehälter angemessen sind und | |
von der Öffentlichkeit akzeptiert werden. Aber auch die neuen Gesetze | |
schreiben keine Obergrenzen vor. Allerdings steigt der Druck zur | |
Selbstmäßigung. | |
4 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
Hannes Koch | |
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