# taz.de -- Separatismus in Thailand: Ein Schritt auf dem Weg zum Frieden | |
> Im muslimischen Süden Thailands tobt ein blutiger Konflikt. Jetzt sitzen | |
> Vertreter der Regierung und muslimische Separatisten erstmals an einem | |
> Tisch. | |
Bild: Sicherheitskräfte inspizieren einen Ort in der Provinz Narathiwat, wo be… | |
BANGKOK taz | Mit einem schnellen Durchbruch rechnete niemand, der Weg zum | |
Frieden bleibt lang. Aber immerhin galt es als Fortschritt, dass sich | |
Vertreter von Thailands Regierung und muslimische Rebellen auf Vermittlung | |
Malaysias offiziell an einen Tisch setzten, um einen Ausweg aus einem der | |
blutigsten Konflikte Südostasiens zu finden. | |
In Kuala Lumpur traf sich Paradorn Pattannathabutr, Chef des thailändischen | |
Nationalen Sicherheitsrates (NSC) mit führenden Köpfen der „Nationalen | |
Revolutionären Front“ (BRN). | |
Von heiklen politischen Fragen lässt man erst einmal die Finger. | |
Stattdessen wolle man, sagte Paradorn vorsichtig, Vertrauen aufbauen und | |
versuchen, die Gewalt im Süden Thailands einzudämmen. Von der BRN hatte es | |
zum Auftakt der Gespräche keine Stellungnahme gegeben. Wobei es hieß, die | |
Rebellen hätten Bangkok zuvor aufgefordert, die im Süden stationierten | |
Truppen abzuziehen und die Region zu einer Sonderverwaltungszone zu | |
erklären. Thailands Medien berichteten, dass auch andere Rebellengruppen | |
anwesend waren. | |
Letzteres würde Sinn machen. Denn die BRN ist zwar eine der größten und | |
ältesten Rebellenorganisationen, aber eben nur eine von mehreren. Manchen | |
wird nachgesagt, sie kämpften für Autonomie, andere sind nur in kriminelle | |
Machenschaften verstrickt. | |
NSC-Chef Paradorn erklärte, er wisse sehr wohl, dass die BRN nur eine von | |
mehreren Kräften sei, glaube allerdings, diese könne maßgeblich helfen, die | |
von Militanten vor Ort verübte Gewalt zu verringern. Das aber brauche Zeit. | |
## Diffuses Netzwerk | |
Kritiker hingegen erklären, es sei strittig, inwieweit die BRN als | |
Angehörige der zerstrittenen "alten Garde" die Kontrolle über die neue | |
Generation militanter Kämpfer in Thailands muslimischem Süden hat, die sich | |
„Juwae“ nennen und teils vom Nachbarland Malaysia aus operieren. Diese | |
junge Generation besteht aus einem diffusen Netzwerk, das Entscheidungen | |
auf lokaler Ebene trifft und nach Attentaten sofort abtaucht. | |
So wurden nur wenige Stunden vor Beginn der Friedensgespräche drei | |
Mitglieder einer Lokalmiliz durch eine Bombe getötet. „Zwar wird der | |
BRN-Coordinate nachgesagt, die besten Verbindungen zu den Juwae zu haben“, | |
sagte Don Pathan von der Bürgerrechtsgruppe „Patani Forum“ der taz. Doch | |
eine klare Kommandostruktur, wie es sie anderswo zwischen politischer | |
Organisation und militärischem Flügel gebe, sei hier nicht vorhanden. Im | |
Klartext: Von der „alten Garde“ nehmen die jungen Militanten keine Befehle | |
entgegen. | |
Daher ist es kaum vorstellbar, dass diese eine durch Verhandlungen erzielte | |
Vereinbarung akzeptieren werden. Andererseits machten auch Thailands | |
Militär und politische Hardliner keinen Hehl daraus, dass sie sich mit der | |
Idee offizieller Verhandlungen mit den Rebellen nicht anfreunden mögen. Man | |
verleihe den Aufständischen, die man durchweg als Kriminelle ansieht, | |
dadurch Legitimität. | |
Die Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat, bewohnt von mehrheitlich | |
moderaten Muslimen, waren bereits in der Vergangenheit Schauplatz | |
separatistischer Bestrebungen. Anfang 2004 brach nach dem Überfall von | |
Rebellen auf ein Armeecamp eine neue Welle der Gewalt in der Region los, | |
über die zuerst das Kriegsrecht und später Notstandsgesetze verhängt | |
wurden. Seitdem starben mindestens 5.300 Menschen, sowohl Buddhisten als | |
auch Muslime. | |
28 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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