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# taz.de -- Kommentar Putin-Interview: Putin nervös wie ein Pennäler
> Russlands Präsident schien zu Beginn des „ARD“-Interviews wenig souverä…
> Erst später schaltete Putin auf die übliche Rechthaberei um. Aber die
> Luft für ihn wird dünner.
Bild: Wladimir Putin in ungewohnter Pose.
Kremlchef Wladimir Putin war diesmal nicht mehr ganz der alte. Im
[1][Interview mit der ARD] brauchte Russlands Präsident längeren Anlauf, um
den üblich herrischen Ductus aufzunehmen. Jenen Modus, der Interviews in
rechthaberische Monologe verwandelt. Mimik und Körpersprache zeigten einen
Staatschef, der sich in seiner Haut nicht so recht wohl zu fühlen schien.
Als hätte er etwas zu fürchten oder als sei ihm ein kardinaler Fehler
unterlaufen, den selbst gewiefteste Wahrheitsagenten nicht mehr korrigieren
können.
So musste er selbst ran. Putin hatte das Bedürfnis, die Freunde, die über
die Razzien bei den deutschen Stiftungen irritiert waren, zu beruhigen.
Denen hatte er die Augen dafür geöffnet, was sie schon wussten, aber gar
nicht so genau wissen wollten. Recht ist Recht und Gesetz Gesetz, nur wenn
der Chefjurist es will.
Putin war nervös wie ein in flagranti erwischter Pennäler. Die Botschaft
musste er indes unbedingt unter- und rüberbringen: Auch die USA haben ein
Gesetz, das die Arbeit ausländischer NGOs reglementiert und dies schon seit
1937.
Den Beweis in Papierform hielten die Assistenten für den Interviewer
sogleich parat. Da fragt sich doch der fremde Zuschauer. Was hat das mit
den USA zu tun? Wird Russland dadurch automatisch zur Weltmacht? Ist es
überhaupt noch ein souveräner Staat? Womöglich hat der Kreml Russland
heimlich verschachert, um US-Einreiseverbote und Kontensperrungen des
Magnitsky Acts für unter Strafverdacht stehende Beamte zu umschiffen. Die
mit den USA verbundenen Zwangsvorstellungen sind besorgniserregend. Noch
schlimmer ist indes, dass sie das einzige Leitmotiv der Politik darstellen.
Ganz der alte war Putin schließlich wieder, als er Zahlen aus dem Ärmel
zaubern durfte. Eine Milliarde Dollar sollen NGOs in vier Monaten bereits
erhalten haben. Den entsprechenden Beleg hatten die Assistenten gleichwohl
diesmal nicht zur Hand. Kein Wunder, denn es dürfte sich um eine fiktive
und aufgeblasene Zahl handeln. Der russische Pantokrator (Allherrscher)
sitzt hoch auf dem Thron, an dem zurzeit keiner rüttelt, aber die Luft wird
oben knapp. Davon konnte sich jeder überzeugen.
7 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.tagesschau.de/ausland/interviewputin100.html
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
## TAGS
Wladimir Putin
NGOs
Razzien
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Moskau
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Russland
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