# taz.de -- Rechtsextreme in Vollzugsanstalten: Knastnazi-Netzwerke unerwünscht | |
> In allen Bundesländern soll nach Neonazi-Netzwerken in Gefängnissen | |
> gefahndet werden, fordern Politiker. Nicht nur die Resozialisierung soll | |
> verbessert werden. | |
Bild: Warum eigentlich nicht? | |
BERLIN/ERFURT dpa | Nach den Enthüllungen über ein geheimes | |
Neonazi-Netzwerk in deutschen Gefängnissen suchen Fahnder in mehreren | |
Bundesländern nach weiteren Spuren. Neben der Haftanstalt im hessischen | |
Hünfeld hatten in Bayern mehrere Gefangene in drei Justizvollzugsanstalten | |
Kontakt zu dem Netz, wie ein Sprecher des Justizministeriums in München | |
sagte. | |
Auch Thüringen sei betroffen. „Es gibt erste Hinweise darauf, dass in Tonna | |
und Gera jeweils ein Gefangener in brieflichem Kontakt mit dem Initiator | |
des Netzwerks gestanden hat“, sagte der Sprecher des Justizministeriums, | |
Eberhardt Pfeiffer, am Donnerstag. Unklar sei aber noch, ob es in den zwei | |
Fällen einen rechtsradikalen Hintergrund gebe. | |
Auch in anderen Bundesländern läuft die Spurensuche, darunter in | |
Schleswig-Holstein und Berlin. Nach Angaben des Berliner Justizsenators | |
Thomas Heilmann (CDU) hatte der Neonazi aus Hünfeld einen Briefkontakt zu | |
einem Gefangenen in Berlin-Tegel hergestellt. | |
Der Grünen-Politiker Wolfgang Wieland forderte größere Anstrengungen zur | |
Resozialisierung inhaftierter Neonazis. „Es gibt immer braune Netzwerke“, | |
sagte der Grünen-Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages am | |
Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. „Die Vorstellung, ich bringe jemanden | |
hinter Schloss und Riegel und dann passiert da nichts mehr, ist falsch. Er | |
kommuniziert, er hat seine Kontakte nach außen.“ | |
## Bessere Schulung für Gefängnismitarbeiter | |
Nach Ansicht des rechtspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, | |
Burkhard Lischka, müssen Gefängnismitarbeiter besser geschult werden. „Sie | |
müssen die Symbole und Codes der Szene kennen. Sonst wird man solchen | |
Strukturen nicht auf die Spur kommen“, sagte Lischka der Mitteldeutschen | |
Zeitung (Donnerstag). Außerdem müsse man versuchen, die Mitläufer vom | |
harten Kern abspalten, sagte der SPD-Politiker. | |
Das von hessischen Justizbehörden entdeckte rechtsradikale Netzwerk soll | |
auch Kontakt zur mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe gesucht | |
haben. Am 17. April beginnt in München der Prozess gegen Zschäpe und vier | |
mutmaßliche Helfer der Terrorzelle NSU. Nach derzeitigem Erkenntnisstand | |
gibt es in Bayern keine Anhaltspunkte für einen Kontakt des Netzwerks zur | |
Terrororganisation NSU. | |
## Besserer Austausch der Behörden | |
Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann forderte alle Bundesländer auf, in | |
ihren Justizvollzugsanstalten nach ähnlichen Strukturen zu suchen. „In | |
Deutschland wird immer noch nicht ausreichend dem Phänomen der | |
nationalsozialistischen Netzwerke nachgegangen“, sagte Hartmann der | |
Rheinischen Post (Donnerstag). Polizei, Justiz und Verfassungsschutz | |
müssten sich noch besser austauschen. | |
Eine zentrale Figur der rechtsextremen „AD Jail Crew 14er“ soll ein im | |
hessischen Hünfeld inhaftierter und mehrfach verurteilter Neonazi aus | |
Kassel sein. Im Namen des 38-Jährigen war im Oktober 2012 in einer | |
Motorradzeitschrift eine Anzeige geschaltet worden, die für eine | |
bundesweite rechtsgerichtete Gefangenenhilfsorganisation warb. | |
11 Apr 2013 | |
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