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# taz.de -- Müll im Meer: Altmaier gegen Tüten-Steuer
> Plastik-Abfall verschmutzt die Meere. Eine Zwangsabgabe auf Tüten könnte
> das Problem mindern, meinen Experten. Der Umweltminister ist dagegen.
Bild: Müll am Strand.
Umweltminister Peter Altmaier hält nichts von Zwangsabgaben auf
Plastiktüten. „Das ist kein Thema für ideologische Debatten, sondern für
Pragmatismus“, sagte der CDU-Politiker auf einer internationalen Konferenz
über die Vermüllung der Meere in Berlin. Im Sommer will er einen runden
Tisch einberufen, an dem etwa die Bürgermeister der Nordsee-Inseln, die
Fisch- und Tourismusindustrie sowie Umweltverbände Lösungen erarbeiten.
Damit lehnte Altmaier einen Vorschlag vom Präsidenten des Umweltbundesamtes
(UBA) Jochen Flasbarth ab, der eine Bezahlpflicht für Plastiktüten
gefordert hatte, um die Flut des Plastikmülls einzudämmen. Die äußerst
langlebigen Tüten gelangten über die Flüsse schließlich auch in Nord- und
Ostsee, sagte Flasbarth. Die Grünen hatten vor einiger Zeit vorgeschlagen,
jede Tüte mit einer staatlichen Abgabe von 22 Cent zu belegen.
Umweltverbände kritisierten Altmaiers Haltung. „Wenn es der Umweltminister
ernst meint mit seinen Bekenntnissen zum Meeresschutz, darf er sich einer
Abgabe auf Plastiktüten nicht verweigern“, sagte die Meeresschutzexpertin
des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Nadja Ziebarth. Abfallexperten
etwa vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung aber bezweifeln die
Gefährlichkeit von Plastiktüten in diesem Zusammenhang, lande in
Deutschland doch der größte Teil der Tüten in Müllverbrennungsanlagen.
## 100 Millionen Tonnen Müll in den Weltmeeren
Unumstritten ist, dass Müll im Meer inzwischen eines der drängendsten
Umweltprobleme ist. Auf rund einhundert Millionen Tonnen schätzt das UBA
die Abfallmenge in den Weltmeeren, alleine auf dem Grund der Nordsee werden
600.000 Kubikmeter vermutet. Das meiste davon ist Plastik. Riesige
Müllstrudel wandern durch die Meere, Tiere verfangen sich in Tüten oder
alten Netzen. Unsichtbar, aber genauso gefährlich ist durch Sonne, Reibung
und Salzwasser zerkleinertes Plastik, das Meereslebewesen aufnehmen wie
Plankton. Daran verhungern sie mit vollem Magen.
80 Prozent des marinen Mülls stammen vom Festland, sagte EU-Umweltkommissar
Janez Potočnik auf der Berliner Konferenz. Darum sei das Problem nur mit
einem besseren Abfallmanagement der Mitgliedsstaaten zu lösen. Weil
Verpackungen den größten Anteil am Kunststoffmüll hätten, müsse vor allem
hier auf Vermeidung und Recyclbarkeit geachtet werden.
Als ein wichtiges Instrument zur Müllvermeidung sieht Potočnik die
Ökodesign-Richtlinie der EU, die bislang etwa für stromeffizientere
Elektrogeräte sorgt. In die Richtlinie müsse auch der Wasserverbrauch und
die Recyclingeigenschaften aufgenommen werden, so der Kommissar.
12 Apr 2013
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Müll
Meere
Peter Altmaier
Plastikmüll
Müll
Peter Altmaier
Offshore-Windpark
Wald
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