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# taz.de -- Plagiierender Vattenfall-Manager: Der neue Titelhandel
> Das Promotionswesen hat systematische Schwachstellen. Wenn Geld ins Spiel
> kommt, werden sie besonders gut sichtbar.
Bild: Die Ghostwriter verkaufen gute Arbeiten, wie andere gute Wurst oder effek…
Es sind nicht nur die verschwiegenen Ghostwriter oder die schmierigen
Promotionsberater, die eitle Karrieristen über ausländische
Scheinuniversitäten mit dem gewünschten Titel versorgen.
Inzwischen unterminieren auch die Hochschulen fleißig den Wert der
Promotion hierzulande: Auch ihre Abhängigkeit von privatem Geld lässt sie
anfällig werden für zwielichtige Doktorarbeiten. Das legt der Fall aus
Cottbus nahe, wo ein Manager des Energiekonzerns Vattenfall mit wohl eher
dürftigen Leistungen den Titel bekam. Dasselbe Unternehmen finanziert die
Forschungen der Hochschule.
Es hat sich herumgesprochen: Das Promotionswesen hat Schwachstellen, die
Interessenkonflikte geradezu heraufbeschwören, vor allem dann, wenn Geld
ins Spiel kommt. Die Betreuung und Bewertung einer Promotion liegen oft in
der Hand desselben Professors.
Eine Universität, die etwa mit dem Unternehmen ihres prominenten
Doktoranden geschäftlich oder sonst wie verbändelt ist, sollte die Benotung
einer Dissertation von vornherein besser einem unabhängigen Gutachter von
außen überlassen – oder das Ansinnen des Titelhungrigen zurückweisen. Es
bräuchte endlich Standards für solche Fälle. Leider halten viele
Hochschulen es bisher nicht einmal für nötig nachzuhalten, wer überhaupt
bei ihnen promoviert.
Diese Nachlässigkeiten kommen der Titelgeilheit der Wirtschaftselite
entgegen. Viele Konzernlenker meinen, auf die zwei Buchstaben vor dem Namen
nicht verzichten zu können – obwohl diese nichts über ihr Können im Job
aussagen, sondern allenfalls über die Forscherqualitäten.
Man muss diesen Narzissmus nicht hofieren, indem man jeden Promovierten
sachgrundlos als Doktor anredet. Es braucht endlich mehr Alltagsignoranz
gegenüber Titeln – und mehr Wachsamkeit bei den Universitäten.
18 Apr 2013
## AUTOREN
Bernd Kramer
## TAGS
Hochschulwatch
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Transparenz
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Auf einer neuen Whistleblowing-Website sammelt die taz ab sofort solche
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