# taz.de -- Präsidentenwahl in Paraguay: Millionär wird neuer Staatschef | |
> Horacio Cartes, der Kandidat der Colorado-Partei, ist zum Wahlsieger | |
> ernannt worden. Damit kommt die Partei des ehemaligen Diktators | |
> Stroessner wieder an die Macht. | |
Bild: Horacio Cartes nach der Verkündung seines Wahlsieges. | |
ASUNCIÓN dpa | In Paraguay ist der konservative Unternehmer Horacio Cartes | |
(56) zum Nachfolger des abgesetzten Staatschefs Fernando Lugo gewählt | |
worden. Der Vorsitzende des Wahlgerichts Alberto Ramírez Zambonini erklärte | |
am Sonntagabend (Ortszeit) den Kandidaten der Colorado-Partei zum Gewinner | |
der Wahlen. Sein schärfster Kontrahent Efraín Alegre (50) von der | |
Radikal-Liberalen Partei erkannte auf einer Pressekonferenz in Asunción | |
seine Niederlage an. | |
Nach Auszählung von 92 Prozent der Urnen führte Cartes mit 45,9 Prozent der | |
Stimmen gegen 36,9 Prozent für Alegre, nach Angaben der Wahlbehörden. Mit | |
weitem Abstand kam an dritter Stelle der Journalist Mario Ferreira, | |
Kandidat einer linken Koalition, mit 5,8 Prozent. | |
Mit Cartes kehrt in Paraguay die Colorado-Partei des ehemaligen Diktators | |
Alfredo Stroessner (1954-1989) wieder an die Macht zurück. Fernando Lugos | |
Wahlsieg hatte 2008 die „Colorados“ erstmals in über einem halben | |
Jahrhundert in die Opposition getrieben. | |
Im Juni 2012 wurde der „Bischof der Armen“ vom Parlament des Amtes | |
enthoben. Er wurde für den Tod von elf Landbesetzern und sechs Polizisten | |
bei einem bislang ungeklärten Zusammenstoß in Curuguaty, 200 Kilometer von | |
Asunción, politisch verantwortlich gemacht. | |
## Rückkehr in die Staatenbünde | |
Nach der Absetzung Lugos wurde Paraguay sowohl vom gemeinsamen Markt | |
Mercosur als auch von der südamerikanischen Staatenunion Unasur | |
ausgeschlossen. Nach Ansicht der Nachbarn war die Amtsenthebung ein | |
„institutioneller Staatsstreich“. Spätestens nach der Amtsübernahme des n… | |
gewählten Präsidenten wird Paraguay voraussichtlich wieder in beide | |
Gemeinschaften aufgenommen werden. | |
Die Wahlen an sich verliefen ohne größere Zwischenfälle. Zwei Männer wurden | |
jedoch nach Angaben von Innenminister Carmelo Caballero unter dem Verdacht | |
festgenommen, einen Anschlag während der Wahlen geplant zu haben. | |
Es bestehe der begründete Verdacht, dass sie einen Politiker ermorden | |
wollten, um den Wahlprozess zu stören. Die Staatsanwaltschaft leitete | |
jedoch gegen die Inhaftierten nur ein Verfahren wegen Waffenschmuggels ein. | |
Die Zeitung ABC Color berichtete, Vertreter von Cartes hätten einen | |
Anschlagsplan gegen den konservativen Kandidaten bei der Staatsanwaltschaft | |
angezeigt. Sie erwähnten jedoch brasilianische Killer. | |
Rund 3,5 Millionen Menschen waren zu den Wahlen aufgerufen. Die | |
Wahlbeteiligung betrug 68,5 Prozent (2008: 65,4). Neben dem Präsidenten | |
wurden auch 45 Senatoren, 80 Abgeordnete, 17 Gouverneure und 18 | |
Mercosur-Abgeordnete Paraguays neu gewählt. Etwa 300 ausländische | |
Beobachter überwachten die Wahlen. Der neue Präsident soll das Amt am 15. | |
August vom liberalen Interim-Präsidenten Federico Franco übernehmen. | |
22 Apr 2013 | |
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