# taz.de -- Kongressbrand und Krawalle in Paraguay: Minister und Polizeichef ge… | |
> Weil Paraguays Präsident Cartes länger regieren will, kam es zur | |
> Eskalation. Demonstranten setzten das Parlament in Flammen. Das hat nun | |
> Folgen. | |
Bild: Angriff auf den Kongress: Asuncion am 31. März | |
Asunción dpa | [1][Nach den gewalttätigen Protesten] gegen eine Änderung | |
der Verfassung hat Paraguays Präsident Horacio Cartes Innenminister Tadeo | |
Rojas entlassen, auch der Polizeichef wurde gefeuert. Zuvor hatten | |
Demonstranten den Kongress gestürmt und angezündet. | |
Ein Oppositionspolitiker der Liberalen Partei (PLRA) wurde bei einer Razzia | |
in Asunción durch Polizeischüsse getötet. Ein Polizist gestand die Tötung | |
des Politikers, der erst 25 Jahre alt war. Entzündet hatten sich die | |
Proteste an einem Senatsbeschluss, der den Weg ebnen soll für eine | |
Wiederwahl des konservativen Staatschefs Cartes. | |
Cartes sprach von einem barbarischen Akt. „Die Demokratie erobert und | |
verteidigt man nicht mit Gewalt.“ Die Feuerwehr konnte die Flammen im | |
Kongress löschen, es kam aber zu schweren Schäden. Auf den Straßen von | |
Asunción wurden mehrere Autos in Brand gesetzt, darunter auch | |
Polizeifahrzeuge. 211 Menschen wurden festgenommen. Mehr als 30 | |
Demonstranten, darunter auch ein Abgeordneter, erlitten Verletzungen. | |
Die Amtszeit von Cartes endet 2018 – er würde aber gerne länger das | |
7-Millionen-Einwohner-Land regieren, das an Brasilien, Argentinien und | |
Bolivien grenzt. Immer wieder versuchen Präsidenten in Südamerika per | |
Verfassungsänderung länger an der Macht zu bleiben. | |
Als Lehre aus der Zeit der Diktaturen waren die Verfassungen beim Übergang | |
zur Demokratie meist so gestaltet worden, dass keine oder maximal eine | |
Wiederwahl möglich ist. In Paraguay muss ein Präsident nach der Verfassung | |
von 1992 bisher nach einer Amtszeit abtreten. | |
## Verfassung soll trotzdem geändert werden | |
Der Staatschef rief in einer öffentlichen Erklärung zur Ruhe auf und | |
bezichtigte „eine in der Politik und den Medien eingenistete Gruppe von | |
Paraguayern“, mit den Gewaltausbrüchen die demokratische Stabilität | |
zerstören zu wollen. | |
Die Regierungspartei ANR hatte am Freitag im Senat in einer umstrittenen, | |
nichtöffentlichen Sitzung eigenmächtig eine Verfassungsänderung | |
eingeleitet. Die Parlamentarier der Regierungspartei zählten dabei auf die | |
Unterstützung von linken Senatoren der Koalition um den 2012 abgesetzten | |
Präsidenten Fernando Lugo. Denn mit der Aufhebung des Wiederwahlverbots | |
durch eine Änderung der Verfassung könnte nämlich auch Lugo wieder | |
kandidieren. | |
Der liberale Senatsvorsitzende Eduardo Acevedo hatte die Rechtmäßigkeit der | |
Sitzung von 25 der 45 Senatoren beanstandet, die ohne sein Einvernehmen | |
stattfand. Das Abgeordnetenhaus war am Samstag zu einer Abstimmung über den | |
Vorschlag einberufen worden, die Sitzung wurde aber wegen der Lage | |
verschoben. | |
Der ANR-Vorsitzende Pedro Alliana sagte trotz der Gewaltausbrüche, dass die | |
Regierungspartei weiterhin die Verfassungsänderung für eine Wiederwahl | |
anstrebe. | |
2 Apr 2017 | |
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