| # taz.de -- Kommentar Drohnen: Fürchtet den Sensenmann! | |
| > Die Bundesregierung plant den Kauf der US-amerikanischen Drohne „Reaper“. | |
| > Darüber sollte man sich aufregen. Und zwar jetzt. | |
| Bild: Im Anflug auf Deutschland? Drohne „Reaper“. | |
| Eine ganz große Welle hat der Begriff „Voranfrage“ zuletzt gemacht, als | |
| eine solche von der Bundesregierung wohlwollend beschieden wurde: Mitte | |
| 2011 wurde bekannt, einer Lieferung von Leopard-Panzern nach Saudi-Arabien | |
| stehe nichts Regierungsamtliches entgegen. | |
| Nun sind die Panzer bis heute nicht offiziell bestellt, geschweige denn | |
| geliefert. Doch geht die Diskussion darüber, wer eigentlich was an die | |
| frauenverachtende Ölmonarchie am Golf verkaufen darf, bald ins dritte Jahr. | |
| Als nun der Verteidigungsminister Thomas de Maizière Anfang dieser Woche | |
| mitsamt einer Medienentourage seinen US-Kollegen Chuck Hagel in Washington | |
| besuchte, wurde durch eine Spiegel-Online-Information bekannt, dass die USA | |
| wohl eine Voranfrage der Bundesregierung positiv bescheiden wollten, wonach | |
| Deutschland eine Kampfdrohne erwerben dürfe. | |
| Das angefragte Modell heißt Predator B oder auch Reaper („Sensenmann“) und | |
| wird von den USA, bestückt mit Hellfire-Raketen, etwa in Afghanistan oder | |
| Pakistan bereits seit Jahren zur Terroristentötung eingesetzt. Doch | |
| bedeutet „Voranfrage“ eben, wie am Beispiel der Leoparden für Saudi-Arabien | |
| gesehen, noch lange nicht „Kauf“. | |
| Es bedeutet, dass die Bundesregierung bei möglichen Lieferanten fragt, was | |
| denn wohl dies und das so kosten – und in welchem Zustand es geliefert | |
| würde. Es ist daher falsch zu glauben, noch in diesem oder im kommenden | |
| Jahr würde eine Reaper von einem deutschen Luftwaffenstützpunkt abheben. | |
| Es ist aber richtig davon auszugehen, dass die Bundesregierung eine | |
| Kampfdrohne haben will, dass die Entscheidung dafür von langer Hand | |
| vorbereitet wird und es sich lohnt, sich darüber aufzuregen, genau jetzt. | |
| Denn zwar hat de Maizière bereits öffentlich erörtert, dass er die Drohne | |
| für eine ethisch vertretbare Kriegswaffe hält, sofern sie mit und gemäß | |
| Bundestagsmandat gebraucht wird. Er hat aber immer noch nicht gesagt, | |
| welche Art Einsatz ihm genau vorschwebt, welches die Tötungsszenarien sind, | |
| in die so eine Drohne passen soll. | |
| Aus Afghanistan will die Nato abziehen; vergleichbare Einsätze soll es nach | |
| dieser teuren und aufreibenden Erfahrung so bald nicht geben, heißt es. | |
| Wenn die Bundesregierung ihre eigene Lehre aus Afghanistan ernst nimmt, | |
| dass die wenigsten Konflikte sich militärisch lösen lassen – so müsste sie | |
| erst einmal ein Indiz vorweisen, wie eine Reaper den zivilen und | |
| demokratischen Staatsaufbau irgendwo in der Welt schon voran gebracht hat. | |
| Mindestens aber muss sie beantworten, wie sie das Risiko eindämmen möchte, | |
| dass demnächst jeder macht- und rachsüchtige Vorgartenfürst Kampfdrohnen | |
| über seinen Kontinent schickt. Bewaffnete Drohnen sind nicht bloß | |
| irgendeine Waffe, die auch noch gekauft wird. Wir können bei dieser | |
| technischen Entwicklung nicht abseits stehen, argumentiert die | |
| Bundesregierung. | |
| Doch gerade weil Drohnen das Kampfgeschäft der Zukunft sein könnten, müssen | |
| sie kontrolliert werden. Wer sie haben will, sollte sich lieber über | |
| Rüstungskontrollverträge beugen, statt bloß mit dem Grundgesetz zu wedeln. | |
| 1 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Winkelmann | |
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