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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Lauter ABC-Schützen
> Die Nationalmannschaft reist in die USA. Bundestrainer Joachim Löw muss
> wegen des Champions-League-Finales auf sein Stammpersonal verzichten.
Bild: Wen soll er nur berufen? Weil der deutsche Fußball so gut ist, hat Joach…
Ich habe keine B-Mannschaft“, stellte Jupp Heynckes am vorvergangen
Wochenende klar, nachdem sein Team ohne A-Spieler wie Lahm, Dante, Javi
Martinez, Schweinsteiger oder Robben mit 6:1 in Hannover gewonnen hatte.
Was im Klartext bedeutete: Auch mit seinen Ergänzungsspielern, die nicht
als solche bezeichnet werden, also Rafinha, Tymoshchuk oder Luiz Gustavo,
sind die Bayern stark genug, um jeden Gegner zu demontieren.
Jürgen Klopp in Dortmund hielt es ähnlich und schickte vor Wochenfrist in
Düsseldorf zehn Akteure aufs Feld, die beim grandiosen Heimspielerfolg
gegen Real Madrid ein paar Tage zuvor, noch zum Zuschauen verdammt waren.
Diese Dortmunder B-Schützen sind zwar weniger geeignet als ihre bayerischen
Pendants, ihre Gegner vom Platz zu fegen, aber was stört es Klopp – der
zweite Tabellenplatz ist seiner Mannschaft eh nicht mehr zu nehmen.
Hat man nichts zu verlieren oder kaum Qualitätsverlust zu befürchten,
rotiert es sich ganz einfach. Werden Trainer aber zum Personalkarussel
genötigt, sieht die Sache schon anders aus. Joachim Löw dürfte, bei aller
Freude über die Stärke des deutschen Fußballs, auch etwas anderes im Sinn
gehabt haben, als er im Estadio Bernabeu von Madrid den Einzug der
Dortmunder ins Londoner Endspiel miterlebte. Vom 22. Mai bis zum 2. Juni
bestreitet er mit der Nationalmannschaft eine Reise in die USA.
Bei zwei Spielen gegen den Gastgeber und Ecuador muss er nun auf alle
Dortmunder und Münchener verzichten. Weil der BVB zuletzt sechs
Nationalspieler stellte, der FCB gar acht, bricht für Löw das Gerüst seiner
Mannschaft weg. Und auch auf Mesut Özil und Sami Khedira, die mit Real
Madrid noch ein Ligaspiel zu bestreiten haben und Miroslav Klose, der mit
Lazio zum Pokalfinale antreten darf, muss Löw verzichten. 17 Spieler also,
eine komplette A- und eine halbe B-Elf, gilt es zu ersetzen.
## U21 braucht auch Spieler
Endlich eine Chance für die Jungen könnte man denken, doch die begabtesten
Talente wie Sebastian Jung und Sebastian Rohde (beide Frankfurt, Lewis
Holtby (Tottenham) oder Patrick Herrmann (Mönchengladbach) werden Löw von
U21-Trainer Rainer Adrion abspenstig gemacht, der sein Team auf die ab 5.
Juni in Israel stattfinde Europameisterschaft vorbereiten will.
Was Löw bleiben wird, ist eine Auswahl an patenten Bundesligaprofis, die im
Kontext der Nationalmannschaft jedoch bestenfalls als C-Garde bezeichnet
werden können. Auf ihre erst- und vielleicht auch letztmalige Nominierung
hoffen z.B. Stefan Reinartz (Leverkusen), Nicolai Müller (Mainz), Andre
Hoffmann (Hannover) oder Egar Prib (Fürth).
Der Qualitätsverlust ist vorprogrammiert, eine milde Betrachtung möglicher
Schlappen dagegen nicht. Der deutschen Öffentlichkeit gilt jedes Spiel der
DFB-Truppe als Prestigeduell. Niederlagen sind im Selbstverständnis
teutonischer Fußballdominanz nicht vorgesehen, spiele wer wolle. Noch immer
unvergessen sind die Auftritte beim Confed-Cup 1999 in Mexiko, bei denen
Erich Ribbeck auf zahlreiche Stammspieler verzichten musste und es deftige
Niederlagen gegen Brasilien und die USA setzte. Spieler wie wie Ronald Maul
oder Heiko Gerber hatten damals ihre einzigen Auftritte im Bundestrikot.
Auch Löw hat schon schlechte Erfahrungen mit der DFB-Terminplanung gemacht.
Im Sommer 2009 musste er mit einem B-Kader (Cacau, Huth, Genther) auf
Asientour gehen und sich nach einem müden 1:1 gegen China der Kritik
stellen. Die Kollegen Klopp und Heynckes haben dagegen nichts zu
befürchten, selbst wenn sie am Sonnabend im Duell gegeneinander nur ihre
C-Schützen ins Rennen schicken.
3 May 2013
## AUTOREN
Erik Peter
Erik Peter
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