Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Luxus ist in China nicht mehr erwünscht: Den Reichtum verstecken
> Pekings neue Führung verordnet Beamten Sparsamkeit. Schweizer Uhren und
> teuere Luxusautus sind künftig für Staatsdiener mit Normalgehalt tabu.
Bild: Luxusyachten für die Superreichen in China.
PEKING taz | Seit Chinas neues Staatsoberhaupt Xi Jinping der Korruption
den Kampf angesagt hat, ist die Überführung von bestechlichen
Parteisekretären zum Volkssport von Internetaktivisten geworden. Ein
verrutschter Hemdsärmel, der die Omega-Uhr am Arm des Beamten zum Vorschein
bringt – schon ist er abgelichtet, und das Foto steht im Internet. Als
Nebenwirkung leidet nun jedoch die Schweizer Uhrenindustrie.
Aus dem Umfeld des Swatch-Konzerns wird berichtet, dass der Umsatz der
Premiummarke Omega in China im ersten Quartal im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um rund 8 Prozent gesunken ist. Offiziell will der
Konzern diese Zahl nicht bestätigen und verweist darauf, dass
Verkaufszahlen nach Ländern und Marken nicht veröffentlicht würden.
Dem Swatch-Konzern gehören 19 Uhrenmarken, darunter die Premiumnamen
Breguet, Rado und Omega. Noch im vergangenen Jahr war der Gewinn des
größten Uhrenherstellers der Welt um 26 Prozent auf den Rekordwert von 1,3
Milliarden Euro gewachsen. Knapp ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftete
die Schweizer Firma in China.
Doch nun berichten Uhrenhändler im ganzen Land von Verkaufseinbrüchen vor
allem im oberen Preissegment. Stets nennen die Einzelhändler als Grund die
Antikorruptionskampagne der neuen chinesischen Führung. Gleich zu Beginn
seiner Amtszeit hatte Xi Jinping Staatsbediensteten mehr Bescheidenheit
verordnet. „Extravaganz, Luxus und Pomp haben in China nichts mehr
verloren.“
## Die Antikorruptionskampagne greift
Xis Antikorruptionskampagne trifft nicht nur die Uhrenbranche, sondern die
gesamte Luxusindustrie. Regierungsangehörige sind bereits seit vergangenem
Sommer dazu angehalten, auf den Kauf kostspieliger Produkte zu verzichten.
Untersagt sind ihnen zudem ausladende Bankette und die Übernachtung in
teuren Hotels. Auch mit Oberklassewagen soll es für Staatsbedienstete schon
bald vorbei sein.
Doch kaum eine Branche trifft es so hart wie die der Luxusuhren. Die teure
Uhr mit Preisen von mehr als rund 6.000 Franken hat sich in den letzten
Jahren in China zum Inbegriff für Bestechung entwickelt. Wer beispielsweise
einen Geschäftsabschluss plante, für den die Zustimmung des örtlichen
Parteisekretärs nötig war, lud diesen zum Essen ein – und schob ihm dabei
diskret auch eine unauffällige Schachtel mit einer Omega zu.
## Gehalt reicht nicht für Luxusuhr
Dem einfachen Volk blieb das Treiben nicht verborgen. Das Gehalt eines
höheren Beamten liegt in China bei allenfalls rund tausend Franken im
Monat. Davon kann sich kaum einer eine Luxusuhr leisten. Trotzdem haben die
Betroffenen ihre Schätze nicht versteckt.
Dieser Praxis will Chinas neues Staatsoberhaupt nun ein Ende setzen. Xi
meine es ernst, sagt Rupert Hoogewerf, Herausgeber des renommierten
„Hurun-Reports“, Chinas Reichenliste. Der Experte für Chinas Superreiche
geht davon aus, dass die Führung ihre Kampagne gegen Bestechung lange
durchhalten wird. Er empfiehlt der Branche daher, auf eine völlig neue
Produktpalette zu setzen.
Wie aus dem Umkreis des Swatch-Konzerns zu hören ist, geschieht genau das
auch schon. So bietet der Schweizer Uhrenriese Händlern an, teure
Rado-Uhren gegen neue Modelle einzutauschen, die sehr viel günstiger sind.
Zudem will Swatch in China verstärkt auf seine Marken im mittleren
Preissegment, zum Beispiel Tissot und Longines, setzen.
7 May 2013
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Luxusgüter
Schwerpunkt Korruption
Reichtum
Schadensersatz
Schwerpunkt Korruption
Volkskongress
China
Usbekistan
China
China
China
China
## ARTIKEL ZUM THEMA
Juwelier Tiffany: Millionen für keine Swatch-Uhr
Tiffany und Swatch wollten gemeinsam Uhren herausbringen. Die
Zusammenarbeit scheiterte. Dafür muss der Juwelier dem Uhrenhersteller 328
Millionen Euro zahlen.
Wirtschaftsplaner in China entlassen: Tigerjagd dank Netz erfolgreich
Liu Tienan, einer der wichtigsten Wirtschaftsplaner Chinas, ist wegen des
Verdachts auf Korruption entlassen worden. Zuvor hatte ein Journalist über
den Fall gebloggt.
Machtübergang in China: Xi an der Spitze
Der chinesische Volkskongress hat Xi Jinping zum neuen Präsidenten gewählt.
Zum zweiten Mal gelang damit ein Machtübergang in der Volksrepublik ohne
Spannungen.
Nationaler Volkskongress in China: Der Kongress tagt, das Volk appelliert
Polizisten an jeder Ecke zum Trotz: Vor dem Beginn des Nationalen
Volkskongresses wagen sich viele Kritiker und Intellektuelle mit offenen
Briefen hervor.
Korruptionsskandal bei Telia Sonera: Millionen für die Telefon-Prinzessin
Schwedens größter Mobilfunkanbieter Telia Sonera entlässt seinen
Vorstandschef wegen krummer Geschäfte in Zentralasien. Die Spur des Geldes
führt nach Usbekistan.
Zensur in China: Hinter der großen Firewall
In China haben Facebook und Google keine Macht. Dafür die Zensur, die ihr
eigenes Netz schafft. Manche Kopien sind mittlerweile größer als die
Originale.
Chinesische Journalisten streiken: Zu viel Zensur
In der Provinz Guangdong fordern Journalisten den Rücktritt des dortigen
Propagandachefs. Der war sogar für chinesische Zensur-Verhältnisse zu weit
gegangen.
Kommentar KP China: Lächler und Hardliner
Die chinesische KP hat einen neuen Vorsitzenden. Xi Jinping steht für ein
Land, in dem die Gesellschaft längst weiter ist als die Partei.
Debatte Chinas neue Mittelschicht: Sie wollen mehr als Wohlstand
Ein Viertel der Chinesen hat in den vergangenen 20 Jahren aus der Armut
herausgeschafft. Dennoch wächst die Unzufriedenheit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.