# taz.de -- Wechsel an der IG-Metall-Spitze: Der Patriarch tritt ab | |
> IG-Metall-Chef Berthold Huber wird sich voraussichtlich im Herbst | |
> verabschieden. Was heißt das für die mächtigste Gewerkschaft | |
> Deutschlands? | |
Bild: Hier bei der VW-Hauptversammlung: Noch-IG-Metallchef Berthold Huber. | |
BERLIN taz | Als der Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie | |
vergangene Woche unter Dach und Fach war, wurden Fakten geschaffen. | |
IG-Metall-Chef Berthold Huber bereitete die mächtige Industriegewerkschaft | |
auf seinen vorzeitigen Abschied aus dem Amt vor. | |
Der 63-Jährige hatte diese Möglichkeit schon auf dem letzten | |
Gewerkschaftstag Ende 2011 in der Diskussion um eine Verjüngung des | |
Vorstands selbst ins Spiel gebracht, doch eine klare zeitliche Ansage | |
hinausgezögert. Den Tarifabschluss für die rund 3,7 Millionen Beschäftigten | |
wollte Huber, ein scharfer Geist und Pragmatiker, der die IG Metall seit | |
dem Jahr 2007 führt, noch ungeschwächt über die Bühne bringen. | |
Jetzt soll der Gewerkschaftsbeirat, der am 4. Juni tagt, über die | |
Einberufung eines außerordentlichen Gewerkschaftstags im November | |
entscheiden. Auf ihm würden die Delegierten einen neuen Vorsitzenden wählen | |
– zwei Jahre, bevor Hubers Amtszeit regulär endet. | |
Der Nachfolger von Berthold Huber dürfte der 60 Jahre alte Detlef Wetzel | |
werden. Der schlanke, graubärtige Mann mit dem rollenden R aus dem | |
nordrhein-westfälischen Siegerland steht seit 2007 als Hubers Vize in den | |
Startlöchern. | |
## Hoffnungsträger Detlef Wetzel | |
Wetzel ist die treibende Kraft hinter dem Umbauprogramm der IG Metall der | |
letzten Jahre: auf Wachstum trimmen, Mitgliederbetreuung und -werbung | |
verbessern, Lehrlinge, Leiharbeiter und tariflose Bereiche wie die | |
Windenergiebranche organisieren, so die Kernelemente der Erneuerung. | |
Das Rezept wirkt seit 2011: Die IG Metall ist die erste Gewerkschaft, deren | |
Mitgliederzahlen seit 20 Jahren wieder wachsen, die Kasse ist gut gefüllt. | |
Mit der erfolgreichen Konzentration auf das Kerngeschäft, auf die Betriebe, | |
hat sich aber auch der allgemeinpolitische Anspruch der IG Metall noch ein | |
Stück weiter abgeschliffen. | |
Dieser Kurs, für den Huber seit jeher stand, schmeckt nicht allen in der | |
Organisation. So mancher in der Frankfurter Zentrale wünscht sich vielmehr, | |
die IG Metall würde deutlicher in die Gesellschaft hineinwirken. Jenseits | |
von Feuerwehrrettungsprogrammen wie in der Krise 2009, als die Gewerkschaft | |
plötzlich bei der Regierung mit Ideen für eine Abwrackprämie sowie dem | |
erweiterten Kurzarbeitergeld hoch im Kurs stand. | |
## Auch einen Vize gibt es schon | |
Doch Wetzel dürfte an dem eingeschlagenen Weg festhalten. Als Vize könnte | |
ihm dabei Jörg Hofmann zur Seite stehen. Der gemütlich wirkende mächtigste | |
Mann im Bezirk Baden-Württemberg gilt als ausgewiesener Tarifexperte und | |
kluger Stratege. | |
Es heißt, weil Hofmann die Ergebnisse der aktuellen Tarifrunde nicht auf | |
seine Kappe nehmen wollte, musste zum ersten Mal seit 1995 die IG Metall im | |
Bezirk Bayern den Pilotabschluss der vergangenen Woche hinbekommen. | |
Der ist für Gewerkschaft und Beschäftige durchwachsen. Die IG Metall war | |
bereits mit einer niedrigeren Forderung – 5,5 statt 6,5 Prozent – als in | |
der Tarifrunde zuvor in die Auseinandersetzung gestartet. | |
Auf dem Papier stehen nun bei einer langen Laufzeit von 20 Monaten 3,4 | |
Prozent mehr Lohn ab Juli und noch einmal 2,2 Prozent ab Mai 2014. | |
Allerdings auch zwei Nullrundenmonate, die die 3,4 Prozent Zuwachs aufs | |
Jahr gerechnet auf nur rund 2,8 Prozent drücken. | |
20 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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