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# taz.de -- Führungswechsel bei IG Metall: Der Nachlass ist geregelt
> Im November verlässt Berthold Huber die Spitze der mächtigsten
> Gewerkschaft Deutschlands. Der Vorstand bestätigt seine Nachfolgepläne.
Bild: Berthold Huber (re.) beklatscht zur Vorstandswahl 2009 seinen designierte…
BERLIN taz | Ende November wird die Ära Berthold Huber in der IG Metall zu
Ende gehen. Dann nimmt Huber, der die mächtige Industriegewerkschaft die
letzten sechs Jahre geführt hat, auf einem außerordentlichen
Gewerkschaftstag in Frankfurt am Main offiziell Abschied. Zwei Jahre, bevor
seine Amtszeit regulär endet.
Der 63-Jährige hat diesen vorzeitigen Wechsel lange vorbereitet und
angekündigt, er verbinde damit auch eine Verjüngung des insgesamt
siebenköpfigen geschäftsführenden Vorstands. Seine Personalvorschläge hat
ihm nun der Gesamtvorstand der Gewerkschaft am Montag abgenickt. Im
November müssen die Delegierten des Gewerkschaftstages darüber endgültig
abstimmen.
Hubers Nachfolger soll der 60-jährige Siegerländer Detlef Wetzel werden,
bisheriger Vizechef der IG Metall. Wetzel hat in den letzten Jahren
maßgeblich den Umbau der IG Metall voran getrieben: die Zentrale in
Frankfurt wurde verkleinert, die Organisation erfolgreich auf
Mitgliedergewinnung getrimmt.
Seit 2011 wächst die Gewerkschaft wieder und zählt jetzt über 2,2 Millionen
Köpfe. Wetzel ist aber auch der Mann hinter der erfolgreichen Kampagne
gegen den Missbrauch der Leiharbeit, die die IG Metall ab 2007 bundesweit
startete. Bei allen Erfolgen gibt es aber auch kritische Stimmen. Sie
werfen Wetzel beispielsweise vor, den allgemeinpolitischen Anspruch der
Organisation zu vernachlässigen.
## Neue Gesichter
Neu in den Vorstand aufrücken soll als Vizechef Jörg Hofmann. Er leitet
derzeit den mächtigsten IG Metall-Bezirk in Baden-Württemberg. Der
gemütlich wirkende 57-Jährige, dem beste Verbindungen zu Huber nachgesagt
werden, darf sich damit Hoffnung machen, eines Tages Detlef Wetzel zu
beerben. Denn dass der zweite Vorsitzende dem Chef nachfolgt, ist in der IG
Metall immer noch ungeschriebenes Gesetz.
Neben Hofmann neu in den Vorstand aufsteigen sollen auch die 49-jährige
Irene Schulz, Bezirkssekretärin aus Berlin-Brandenburg, sowie Wolfgang Lemb
(51), Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Erfurt. Lemb,
SPD-Mitglied, wird dem linken Flügel in der IG Metall zugerechnet und
dürfte damit die Position von Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban stützen.
Neben Urban bleiben Christiane Benner (45) sowie Jürgen Kerner (44) im Amt.
Ihren Abschied nehmen hingegen die 62-jährige Helga Schwitzer sowie Bertin
Eichler (60). Eichler war Anfang des Jahres in die Kritik geraten, weil er
sich für seine Dienstreisen als Aufsichtsratsmitglied bei ThyssenKrupp vom
Konzern Erste-Klasse-Tickets nach Kuba, China, Thailand und in die USA
hatte finanzieren lassen. Seine Verdienste um die Buchhaltung der IG Metall
sind jedoch anerkannt: Er verwaltet erfolgreich nicht nur die wieder vollen
Kassen der gewachsenen Organisation, sondern manövrierte die Gewerkschaft
und ihre Erspartes auch gut durch die Finanzkrise ab 2008.
## Huber bleibt im Spiel
Der Nachlass ist also nach diesem Montag weitgehend geregelt. Doch so ganz
Abschied nehmen will Berthold Huber trotzdem nicht. So hat er angekündigt,
seine beiden Aufsichtsratsmandate in den wichtigen Industriekonzernen VW
und Siemens noch bis zum Ablauf der regulären Amtszeit 2017 und 2018
wahrnehmen zu wollen. Das legt die Lesart nahe, Huber wolle seinen
Nachfolger Wetzel auf uncharmante Art und Weise ausbremsen. Um das
Verhältnis der beiden steht es nicht zum Besten, ist immer wieder zu hören.
Aus der Zentrale in Frankfurt heißt es jedoch, die beiden hätten diese
Aufgabenteilung einvernehmlich abgesprochen. Da könnte etwas dran sein. So
sind Hubers Verhandlungsgeschick und seine diplomatische Begabung, in den
Kreisen der Manager zu agieren, weithin bekannt. Als der Siemenskonzern ab
2006 von Korruptionsskandalen gebeutelt wurde, nutzte Huber die Gunst der
Stunde: dem neuen Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher bot er damals an,
konstruktiv bei der Aufarbeitung der Skandale mitzuarbeiten, statt in
Frontalopposition zu gehen. Im Gegenzug verpflichtete er Löscher dazu, die
arbeitnehmerfreundliche Gewerkschaft AUB, die von Siemens Gelder erhalten
hatte, im Unternehmen ein für alle mal abzusägen. Und so geschah es.
9 Sep 2013
## AUTOREN
Eva Völpel
## TAGS
IG Metall
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Detlef Wetzel
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Siemens
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IG BAU
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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