| # taz.de -- Ursula Engelen-Kefer über den DGB: „Frau Merkel nicht loben“ | |
| > Der Deutsche Gewerkschaftsbund agiert in der Krise zu passiv, sagt Ursula | |
| > Engelen-Kefer. Er brauche mehr Distanz zur Regierung. | |
| Bild: Die wollen mehr: IG-Metall-Demo in Ludwigsburg. | |
| taz: Frau Engelen-Kefer, der Gewerkschaftsbund mobilisiert am 1. Mai unter | |
| dem Motto „Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa“ zu Kundgebungen. | |
| Sie sagen, der DGB müsse in der Wirtschaftskrise Europas stärker auftreten. | |
| Warum? | |
| Engelen-Kefer: Im DGB müsste die Sozial- und Wirtschaftspolitik eine viel | |
| größere Rolle spielen, sowohl im Inland als auch mit Blick auf Europa. Der | |
| DGB soll ja die Einzelgewerkschaften koordinieren und in verschiedenen | |
| Feldern auch Initiativen ergreifen. Die Einzelgewerkschaften setzen vor | |
| allem auf den Bereich Tarifpolitik. Der DGB müsste dies durch mehr | |
| Eigenständigkeit ergänzen. | |
| Aber der DGB ist nur so stark, wie es die Vorsitzenden der großen | |
| Einzelgewerkschaften IG Metall, Ver.di und IG Bergbau, Chemie, Energie | |
| zulassen. | |
| Ja, es ist eine schwierige Gratwanderung, das war es immer. Aber dann muss | |
| man eben bestimmte Dinge auch durchfechten. Und davon sehe ich in der | |
| DGB-Spitze zu wenig. | |
| Aber der Gewerkschaftsbund wirbt doch für einen europäischen Marshallplan. | |
| Das Konzept für nachhaltige Investitionen in Europa ist ja auch sehr | |
| sinnvoll. Aber es reicht eben nicht, gute Konzepte zu haben. Man muss sie | |
| mehrheitsfähig machen. | |
| Aber bei wem? Die schwarz-gelbe Regierung steht unbeirrt zum Sparkurs. | |
| Braucht es da mehr Konfrontation? | |
| Es braucht eine sehr differenzierte Haltung zur europäischen Politik, aber | |
| eben auch eine klare Auseinandersetzung mit den Regierungskonzepten. Da | |
| müssen die eigenen Linien erkennbar sein. Es geht nicht, wie der | |
| DGB-Vorsitzende Michael Sommer es tut, auf der einen Seite Frau Merkel in | |
| höchsten Tönen zu loben und andererseits gesetzliche Mindestlöhne und | |
| [1][einen Marshallplan für Europa zu fordern]. Das trägt nicht zur | |
| Glaubwürdigkeit bei. Frau Merkel lehnt gesetzliche Mindestlöhne kategorisch | |
| ab und exportiert den Sozialabbau in andere Länder. | |
| Im Mai 2014 wird Reiner Hoffmann von der IG BCE Michael Sommer im Amt | |
| beerben. Was für einen Kurs erwarten Sie vom neuen Vorsitzenden? | |
| Die Linie des IG BCE ist seit Jahren klar. Der DGB soll ein Dienstleister | |
| für die Einzelgewerkschaften sein und keine eigenständige politische Kraft, | |
| schon gar nicht in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Diesen Kurs wird | |
| Herr Hoffmann wohl fortführen. | |
| Sehr zu Ihrem Bedauern. | |
| Ja. Vor allem die IG Metall und die IG BCE denken an die Interessen ihrer | |
| Kernklientel, die Beschäftigten der großen Industriebranchen. Da gibt es | |
| zwangsläufig eine enge Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften, | |
| Betriebsräten und Management, es geht viel um Industrie- und Tarifpolitik. | |
| Die Lage der prekär Beschäftigten rückt hingegen in den Hintergrund, obwohl | |
| ihre Zahl größer wird. Darauf nicht angemessen zu reagieren kann sich als | |
| Bumerang erweisen. | |
| 30 Apr 2013 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eva Völpel | |
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