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# taz.de -- Kolumne Die Liebeserklärung: Macht’s selbst
> Der rechtsextreme Schriftsteller Dominique Venner hat sich am Dienstag
> erschossen – nur sich. Mögen sich andere Menschenhasser ein Beispiel
> nehmen.
Bild: Abgang am Altar: Notre-Dame kurz nach dem Selbstmord am Dienstag
Die menschenfreundliche, die befreite, die wirklich und endlich
demokratische Gesellschaft – sie hat eine Menge Feinde. Im 20. Jahrhundert
musste ein grauenhafter Krieg geführt werden, um die aggressivsten
Menschenhasser dazu zu bringen, ihrem unglückseligen Leben und Treiben ein
Ende zu setzen.
Und wer wollte wirklich – bei den Abermillionen junger Männer und Frauen,
die für die Befreiung vom Nazitum ihr Leben opferten – von einem Freitod
Hitlers, Himmlers und Konsorten sprechen?
Nein, man musste diese Gestalten in die Enge treiben. Wenn nun am Dienstag
der französische Alt-Rechtsextremist Dominique Venner seinem Leben
spektakulär eine Ende setzte, um gegen die „abscheuliche“ Homoehe, aber
nicht zuletzt „gegen das Verbrechen, das unsere Völker durch andere
ersetzen will“, zu protestieren, dann ist dies das Eingeständnis einer
Niederlage.
Seine korrekterweise mit einem Schuss in den Mund durchgezogene
Selbsttötung verdient aber auch deswegen liebevolle Anerkennung als er
nicht wie andere Killer aus dem europäischen braunen Bodensatz – vom
bekannten Anders Breivik (Oslo, 22. Juli 2011, 77 Tote) bis zum weniger
bekannten Gianluca Casseri (Florenz, 13. Dezember 2011, zwei Tote, drei
Schwerverletzte) – seinem Stalingrad andere Menschen zum Opfer brachte.
Und vielleicht mögen ja jene, die draußen im Lande dem NSU nacheifern
wollen – und dass es sie gibt, kann nur bezweifeln, wer nicht in die
Gesellschaft hineinhört –, vielleicht also mögen sich diese
Schrumpfgermanen ein Beispiel nehmen an ihrem zivilisierteren Bruder im
Geiste jenseits des Rheins. Allez!
24 May 2013
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
Rechtsextremismus
Selbstmord
Schweiß
Stress
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Rassemblement National
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