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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Klopf, klopf, hier ist die Moderne!
> Das ZDF braucht Hilfe bei der Suche nach neuen Shows für junge Leute, der
> Springer Verlag enttäuscht und der „Spiegel“ wird kuschelig.
Bild: Hier könnte „Tuma-BoX“ stattfinden: das neue Burmester-Format für �…
Hallo, taz-Medienredaktion!
Das ZDF hat mir geschrieben. Es sucht „gezielt den Dialog mit jungen
Kreativen im Medienbereich“. Die Leute dort haben wohl gemerkt, dass man
mit der „[1][heute show]“ allein kein Programm bestücken kann, und rufen
deshalb einen Wettbewerb mit dem Titel „[2][Show up!]“ aus. Natürlich habe
ich mich sofort angesprochen gefühlt und fünf Konzepte entwickelt, die a)
ohne Markus Lanz und Joko und Klaas auskommen und b) richtig, richtig
obertoll sind.
Zum Beispiel habe ich das Format „Tuma-BoX“ entwickelt. Der Zuschauer wird
zu einer Art Gummizelle geführt, in der sich ein Mann, vornehmlich ein
Spiegel-Redakteur, befindet und seiner Angst vor Frauen freien Lauf lassen
kann. Er kann schreien, toben und gegen die Wände hauen, zum Beispiel weil
Frauen auf die Idee kommen, sich zu organisieren, damit sie auch mal die
eine oder andere Bestimmerposition abkriegen.
Wie wir Journalistinnen etwa, die wir uns zum Verein [3][ProQuote]
zusammengeschlossen und das auch noch – zu Thomas Tumas Leidwesen – publik
gemacht haben. Aufgabe der Fernsehzuschauer ist, das Ausflippen nach
Kriterien wie artikuliertem Inhalt, Wortvarianz, Wortfindungsreichtum, aber
auch nach ästhetischen Gesichtspunkten wie Rötungsgrad,
Zuckungsgeschmeidigkeit und der Konvergenz von Inhalt und körperlichem
Ausdruck zu bewerten.
Aber – alles vergebens. Mitmachen bei „Show up!“ können nur Leute bis 30
Jahre. Also ich nicht. Ich bin ja schon 30 plus. Da ich kaum älter als 28
aussehe, finde ich das ziemlich beknackt.
## Springer enttäuscht
Enttäuscht bin ich auch vom Springer-Verlag. Der hatte versprochen, nicht
mehr in Printtitel zu investieren, und hält nicht Wort. Pünktlich zum
Champions-League-Finale am Sonnabend ist [4][Der Griller] auf den Markt
gekommen. Ein Heft, wo der Mann noch Mann sein darf. Da stehen nicht
irgendwelche Jasminreiskocher, wie in Gruner + Jahrs Blutwurstmagazin
[5][Beef] in der Bulthaup-Küche mit integrierter Thermofühlfunktion, die
eben noch auf dem Markt drei Blätter Portulak erstanden haben, am
Induktionsherd und gucken das Reh warm.
Nee, da wird das Wildschwein auf dem Rost mit Bier übergossen, während
Mandy in Bikini und Ugg Boots danebensitzt und versucht, das Caipi-Rezept
nachzukochen. Könnte man denken, ist aber nicht so. Auch bei Springer hat
die Moderne angeklopft, und so werden aus Kerlen, deren Väter noch Erz in
Hochöfen geschippt haben, Beck’s-Lemon-Trinker, die Vegetarisches auflegen.
Total süß empfiehlt das Heft in höchster Sprachkunst „Von Schwenken bis
Elektro – die besten Grills für jeden Typ“.
Auf der anderen Seite wird man damit der Geschichte von Axel Springer, dem
Jungen, gerecht, der – wie man aktuell im Internet erfährt – in einer
[6][Garage] groß wurde. Der hatte, weil das mit den Wörtern schwierig war
und um die Zeit bis zu einer möglichen Befreiung rumzukriegen, angefangen,
Bilder auszuschneiden. Eine Technik, die er nach seiner Zeit im Verlies mit
der Bild-Zeitung perfektionierte. Eine Zeitung, die schon bald dank
„einfacher Sprache“ zum erfolgreichsten Inklusionsmedium Europas wurde.
Hinter dreimal um die Ecke formulierten Gedanken hingegen wandelt sich der
[7][Spiegel] zum „HerzSpiegel“. Dort ist aktuell zu lesen, dass
Springer-Vorstandschef Döpfner „noch verheiratet“ sei, aber eine Beziehung
zu irgendeiner Kunsttrulla habe (einer tollen Erbin natürlich). Endlich. So
lange immer nur Politik, Wirtschaft und Samenstau. In Vorfreude auf nächste
Woche, wenn es heißt „Döpfner wieder bei seiner Frau – warum verließ er …
schöne Erbin?“, zurück nach Berlin!
29 May 2013
## LINKS
[1] http://heuteshow.zdf.de/
[2] http://www.zdf.de/Show-Up/Show-Up-28028840.html
[3] http://www.pro-quote.de/
[4] http://www.axelspringer.de/presse/Kreativer-Funkenflug-Neues-Magazin-DER-GR…
[5] http://www.beef.de/
[6] http://www.axelspringer.de/cw_youtube_videoseite_de_18572630.html
[7] http://www.spiegel.de/spiegel/
## AUTOREN
Silke Burmester
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