# taz.de -- Carsten S. im NSU-Prozess: Gelacht über „Bratwurst statt Döner�… | |
> Die Befragung des Angeklagten Carsten S. gestaltet sich zäh. S. zeichnet | |
> von sich selbst das Bild eines unpolitischen Mitläufers. | |
Bild: Lässt möglichst viel im Dunklen: Carsten S., einer der Angeklagten im N… | |
MÜNCHEN taz | Der Angeklagte Carsten S. hatte es im Jahr 2000 bis in den | |
Bundesvorstand der Jungen Nationaldemokraten (JN) – der Jugendorganisation | |
der NPD – gebracht. Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München | |
klingen seine Aussagen nun so, als habe rechte Ideologie damals nur eine | |
untergeordnete Rolle gespielt. | |
Natürlich habe es Menschen in der rechten Szene gegeben, die abfällig über | |
Migranten gesprochen hätten, sagte Carsten S. am Dienstag. Er habe aber | |
nicht dazugehört: „Ich hab niemals Nigger gesagt.“ | |
Nur in Liedern, die man in der Szene gemeinsam gesungen habe, habe es | |
fremdenfeindliche Äußerungen gegeben. Aufkleber mit der Aufschrift | |
„Bratwurst statt Döner“ und die Liedtexte der „Zillertaler Türkenjäger… | |
habe er damals „lustig“ gefunden. | |
Es ist der sechste Tag, an dem der Angeklagte Carsten S. befragt wird. Er | |
war es, der die Waffe besorgte, mit der das NSU-Trio Uwe Mundlos, Uwe | |
Böhnhardt und Beate Zschäpe mutmaßlich neun Menschen erschoss. Den | |
Mitangeklagten Ralf Wohlleben belastet S. mit seiner Aussage schwer. | |
## Botendienste für das NSU-Trio | |
Wohlleben soll den Kauf der Waffe, die S. abholte, eingefädelt haben. | |
Gemeinsam mit Wohlleben unterhielt S. Kontakt zu den Untergetauchten, | |
erledigte Botendienste, wenn das Trio dies verlangte. „Ralf Wohlleben | |
erscheint nach der Aussage als führender Kopf der Anbindung in das legale | |
Umfeld der drei“, sagte Alexander Kienzle, der die Familie des NSU-Opfers | |
Halit Yozgat vertritt. | |
In der vergangenen Woche hatten die Aussagen von S. neue Ermittlungen | |
ausgelöst. Der Generalbundesanwalt hat weitere Ermittlungen gegen Beate | |
Zschäpe wegen eines Bombenanschlages in Nürnberg 1999 eingeleitet. | |
Geht es um seine eigene Einstellung, bleibt S. vage. In den | |
JN-Bundesvorstand sei er nur gegangen, weil man ihm das gesagt habe. Seit | |
2000 ist S. nach eigenen Aussagen aus der Szene ausgestiegen. Seine | |
Mittäterschaft behielt er auch danach für sich. | |
„Er ist glaubhaft, aber ich glaube nicht, dass er alles sagt, was er sagen | |
könnte“, urteilt Angela Wierig, Rechtsanwältin der Familie des Hamburger | |
NSU-Opfers Süleyman Tasköprü. Man könnte glauben, so Wierig, das wäre ein | |
„Pfadfinderverein“, in dem es sich nur um „schicke Klamotten und krasse | |
Musik“ drehen würde. | |
18 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
Andreas Speit | |
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