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# taz.de -- Kolumne Knoblauchzone #9: Die allergearschtesten Kroaten
> Angebetet haben sie die Deutschen. Genscher, Kohl und selbst der Telekom
> haben sie die Füße geküsst. Und jetzt das: Die EU kommt und Merkel bleibt
> einfach zu Hause.
Bild: Wenn Merkel nicht will, vielleicht klappt es ja mit den Briten.
Die Vorsilbe „naj“ ist in diesem kleinen Land der am häufigsten gebrauchte
Komparativ. Sie ist der Superlativ unter den kroatischen Steigerungsformen.
Man ist immer der Allergrößte, wenn man irgendwas ein bisschen besser kann
oder von irgendwas ein bisschen mehr hat.
Und das sorgt dann für die allerlautesten Schlagzeilen: Wenn nach eigenen
Berechnungen der fünftschlauste Mensch der Welt ein Kroate ist, wird er zum
„Fünftallintelligentesten unter den Allerintelligensten der Welt“.
Wenn ein Kroate nicht auf der Forbes-Liste unter den zehn reichsten
Menschen der Welt auftaucht, sucht man so lange nach Listen, bis man eine
findet, die nach eigenen Berechnungen einen Kroaten auf dem siebten Platz
sieht, der dann „Siebtallerreichster unter den Allerreichsten dieser Welt“
ist.
Und jetzt das! Die Kroaten sind die allergearschtesten aller EU-Bürger,
weil der allerwichtigste Verbündete des Landes den allerunbekanntesten
Vertreter der deutschen Regierung zu den allergrößten Feierlichkeiten, die
dieser Staat je veranstaltet hat, entsendet.
Da hat man die Telekom schon reingelassen, als die letzten Serben noch
nicht mal vertrieben waren, Straßen und Plätze nach Hans-Dietrich Genscher,
Helmut Kohl und Deutschland umbenannt und sich sogar für den 3:0-Sieg bei
der Fußball-WM 1998 entschuldigt, und nun wird man behandelt wie der
allergrößte Depp.
Ob Angela Merkel aus innenpolitischen Gründen nicht nach Zagreb fliegt oder
weil die Kroaten den in Deutschland zur Fahndung ausgeschriebenen, des
Mordes verdächtigten ehemaligen Geheimdienstler Josip Perkovic nicht
ausliefern wollen oder die Berichterstattung deutscher Medien über Kroatien
nur allernegativst war, ist in Wirklichkeit alleregalst. Denn am
allerwahrscheinlichsten ist, dass die Absage der Kanzlerin am
allerwenigsten mit Kroatien zu tun hat. Und das ist natürlich: das
Allerschlimmste!
Zum Schluss das Allerneueste: Der stellvertretende Premier Großbritanniens
soll nach Merkels Absage sein Kommen angekündigt haben. Er wäre der
„allerranghöchste Brite“, der je offiziell in Kroatien war. Der Brite
allerdings gilt dem Kroaten traditionell als der allerärgste Gegner. Es
könnte also zur allerlustigsten Wendung mit diesem EU-Beitritt kommen:
Kroatien verkracht sich mit Deutschland und befreundet sich mit dem
Erzfeind. Allerhand!
29 Jun 2013
## AUTOREN
Doris Akrap
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