# taz.de -- Lösungen in Altona: Eltern suchen Gespräch | |
> Nach den Zusammenstößen von Jugendlichen und Polizei treffen sich Eltern | |
> und Beamte zum Gespräch. Die Polizei räumt inzwischen Fehler ein. | |
Bild: Trafen sich am Sonntag, um über die Vorfälle zu sprechen: Anwohner im A… | |
HAMBURG taz | Am Montag haben sich drei Vertreter der Altonaer | |
Nachbarschaft, in der es in den vergangenen Tagen zu Auseinandersetzung | |
zwischen Anwohnern und Polizei gekommen war, mit Polizisten zum Gespräch | |
getroffen. Polizeisprecherin Ulrike Sweden bezeichnete es anschließend als | |
„konstruktiv“. Auch Hüsein Göktas, einer der Elternvertreter, sagte, er | |
habe das Gespräch als „ganz gut“ empfunden. | |
Sweden zufolge hat die Polizei in den vergangenen Nächten festgestellt, | |
dass es „auch durch die Medienberichterstattung leider sehr viele | |
Trittbrettfahrer in das Viertel“ ziehe. Am Freitag war nach massiven | |
Steinwürfen ein Jugendlicher festgenommen worden. Nach Polizeiangaben | |
handelte es sich dabei weder um einen Anwohner noch um einen Jungen mit | |
Migrationshintergrund. | |
Am Donnerstagabend hatten Polizisten in der Holstenstraße 16 Jugendliche | |
festgenommen und zum Teil verletzt. In den darauf folgenden zwei Nächten | |
hatten sich vor Ort rund 100 Menschen versammelt, etwa genauso viele | |
Polizisten waren im Einsatz. Während am Freitag Autos brannten, endete die | |
Samstagnacht friedlich. | |
Elternvertreter Hüsein Göktas zog nach dem Gespräch das Fazit, dass weniger | |
die Polizei als vielmehr die Politik etwas verändern müsse. Von der Polizei | |
wünsche er sich aber einen besseren Kontakt zu den Anwohnern und einen | |
Ansprechpartner. Dass der Einsatz von Pfefferspray und Knüppel gegen die | |
Kinder und Jugendlichen nicht angemessen gewesen sei, habe die Polizei | |
eingeräumt. Polizeisprecherin Sweden sagte, mittlerweile lägen Anzeigen „im | |
einstelligen Bereich“ gegen Polizeibeamte vor. Es seien interne | |
Ermittlungen eingeleitet worden. | |
Unklar ist noch immer, wie es zu den Ausschreitungen gekommen ist. Die | |
Polizei hatte erklärt, dass sich Autofahrer darüber beschwert hätten, dass | |
sie von Jugendlichen mit Laserpointern geblendet worden seien. Doch die | |
Jugendlichen, die am Donnerstag vor Ort waren, bestreiten das. Der Leiter | |
des zuständigen Polizeireviers, Gerd Malachowski, sagte den Anwohnern | |
Freitagnacht, zwei als Beweismittel sichergestellte Laserpointer seien „weg | |
gekommen“. | |
Anwohner hatten dagegen in einer gemeinsamen Erklärung kritisiert, dass es | |
seit rund einer Woche „verstärkt zu verdachtsunabhängigen Kontrollen von | |
Jugendlichen gekommen“ sei. Auch Minderjährige seien mehrmals täglich | |
kontrolliert worden. Im Gespräch hätten die Beamten diese Häufung mit dem | |
„Schichtwechsel“ der Polizisten erklärt, sagte Göktas. | |
Am Sonntag hatten sich rund 200 Nachbarn im August-Lüttgens Park getroffen, | |
um über die Vorfälle zu sprechen. Am Montag beriet man sich im Bezirksamt | |
über die Jugendarbeit im Viertel. „Wir haben das Problem auf bezirklicher | |
Ebene erkannt“, sagte der SPD-Bezirksabgeordnete Mark Classen. Am heutigen | |
Dienstag soll es ein Treffen mit der türkischen Gemeinde geben. | |
Bürgerschaftsabgeordnete von Grünen und Linken haben mittlerweile mehrere | |
kleine Anfragen an den Senat gestellt, um die Ereignisse in Altona | |
aufzuklären. Aus der Innenbehörde heißt es, man verstünde „die Sache auch | |
noch nicht“. Über besonders gewalttätige Jugendbanden im Viertel hätten | |
zuvor keine Erkenntnisse vorgelegen. | |
15 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
Kristiana Ludwig | |
## TAGS | |
Hamburg | |
Altona | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
Hamburg | |
Hamburg | |
Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Einsätze in Hamburg-Altona: Polizei zählt viele Straftaten | |
Polizei erklärt nun, aus welchem Grund sie ihre Präsenz im Viertel um die | |
Holstenstraße verstärkte und liefert Zahlen. | |
Ursachsenforschung nach Eskalation: Ein Streit, sechs Thesen | |
Nach den Tumulten in Hamburg-Altona streiten sich die Beteiligten über die | |
Ursachen. Die taz stellt ihre Standpunkte vor. | |
Konflikt nach Kontrollen: Demo gegen Polizeigewalt | |
Anwohner aus Hamburg-Altona fordern das Ende diskriminierender | |
Polizeikontrollen Jugendlicher und eine Entschuldigung. | |
Konflikt in Hamburg-Altona: Migranten präventiv durchsucht | |
Polizisten hätten migrantische Jugendliche wochenlang kontrolliert, sagt | |
der Hamburger Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Rassismus, sagen | |
Anwohner. | |
Anwohner Hüsein Göktas über Altonaer Unruhe: „Das Problem kennen wir“ | |
Nach Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und Polizei hat Hüsein Göktas | |
den Dialog mit den Beamten gesucht. Ein Gespräch über die gefühlte | |
Vertreibung | |
Kommentar Tumulte in Hamburg-Altona: Polizei ist zur Konfliktpartei geworden | |
Die Darstellung von Polizei und Medien von einem Mob Jugendlicher ist nicht | |
nur falsch - sie provoziert am Ende genau das. | |
Eskalation in Hamburg-Altona: „Sind wir gefährlich?“ | |
In Hamburg-Altona rückt die Polizei seit Tagen zu Großeinsätzen aus. Gegen | |
jugendliche Randalierer, so heißt es. Die Anwohner fühlen sich schikaniert. | |
Anwohner beklagen Polizeigewalt: Tumulte in Altona | |
In der Holstenstraße rücken 100 Polizisten an und nehmen 16 junge Männer | |
fest. 150 Anwohner ergreifen Partei für die Jugendlichen. | |
Kommentar Tumult in Altona: Ein explosives Gemisch | |
Die Auseinandersetzungen in Altona sollten als Warnsignal ernst genommen | |
werden. |