# taz.de -- Kommentar Tumult in Altona: Ein explosives Gemisch | |
> Die Auseinandersetzungen in Altona sollten als Warnsignal ernst genommen | |
> werden. | |
Bild: Abends bleibt Ikea zu. | |
Hamburgs Polizei hat einen neuen Gefahrenherd ausgemacht: Den kleinen | |
türkischen Imbiss „Azra“ in der Holstenstraße. Hier treffen sich seit dem | |
Beginn der Sommerferien vermehrt Jugendliche mit Migrationshintergrund in | |
größerer Zahl. Da sie sonst keinen Treffpunkt haben, um sich auszutoben, | |
haben sie ihre lautstarken Kickbox-Kämpfe auch in den gegenüberliegenden | |
Park verlegt. | |
Die Polizei gibt an, dass seitdem die Anzeigen wegen Raubes, | |
Körperverletzung und Drogendelikten zugenommen hätten. In der Tat fühlen | |
sich Anwohner – so ist zu hören – abends oftmals durch den Lärm der | |
Jugendlichen belästigt. Das rechtfertigt jedoch nicht die permanente | |
Stigmatisierung der Jugendlichen durch die Polizei. Ihre Familien leben | |
teilweise seit Jahrzehnten in der Umgebung der Holstenstraße und sie fühlen | |
sich durch das Vorgehen der Polizei staatlichem Rassismus ausgesetzt. | |
Ihr Eindruck ist, dass sie nach der Ansiedlung von Ikea aus der Region an | |
den Stadtrand verdrängt werden sollen, damit ihre Wohnungen an ein | |
gehobeneres Klientel vermietet werden können. Da hilft es natürlich, wenn | |
die Jugendlichen als Störfaktoren stigmatisiert werden. | |
Sollte sich dieser Eindruck verfestigen, dann ist das kein „exzessiver | |
Ausbruch frustrierter gelangweilter und aggressionsgeladener Jugendlicher“ | |
gewesen, wie es die Polizeigewerkschaft nennt, sondern dann braut sich ein | |
Gemisch zusammen, das irgendwann explodieren kann – wie 2010 in | |
Neuwiedenthal, als mehrere Polizisten bei einer Massenschlägerei zum Teil | |
schwer verletzt wurden. | |
12 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
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