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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Verbrecher-Cup am Vorabend
> Beim Freundschaftsspiel zwischen Bayern München und dem FC Barcelona
> spielen fiese Typen die Hauptrollen. Das ZDF überträgt es dennoch.
Bild: Drei ehrenwerte Gentlemen: Sandro Rosell, Kalle Rummenigge und Uli Hoene�…
Es ist das größte Spiel der Zwischensaison, das Spiel der Spiele, in denen
es um nichts geht. Am Mittwoch treffen die schönsten Fußballmannschaften,
die Europa zu bieten hat, aufeinander. Der FC Bayern empfängt den FC
Barcelona – und Pep Guardiola, das Genie, der Vollkommene, diese Mensch
gewordene Idee vom Fußball, trifft als Trainer zum ersten Mal auf die
Mannschaft, die er einst den perfekten Fußball lehrte.
Natürlich ist das Spiel ausverkauft, ein öffentlich-rechtlicher Sender
überträgt die Partie – Siegerehrung inklusive, bei der dem Kapitän des
Gewinnerteams der Uli-Hoeneß-Cup überreicht wird. Das Spiel ist ein
Geburtstagsgeschenk des FC Bayern an seinen Präsidenten. Es ist als
Benefizspiel angekündigt, und Uli Hoeneß freut sich schon, dass er den
Reingewinn wohltätigen Zwecken spenden darf.
Es wird sich schon lohnen, dieses Spiel – auch für all die Firmen, die an
diesem Benefizspiel mitverdienen. Der Sportrechtevermarkter Kentaro
beispielsweise, der das Spiel im Auftrag des FC Bayern vermarkten darf und
all die vielen bunten Werbebandenbilder organisiert, die am Mittwoch zur
besten vorabendlichen Sendezeit vom ZDF abgebildet werden, ohne dass der
Sender auch nur einen Cent davon sehen wird.
Darüber wird sich in Mainz niemand ärgern, es ist ja üblich. Normale
Geschäfte sind das und völlig legal. Und dass man mit der Übertragung eines
Scheinwettbewerbs, der nach einem bekennenden Steuerhinterzieher benannt
ist, zum Image-Washing für den Bayern-Präsidenten beiträgt, stört beim ZDF
offenbar auch keinen.
Wer will schon an die fiesen Machenschaften von Fußballmanagern denken,
wenn es um das schöne Spiel geht, mit dem sich Sendezeit so unaufwändig
füllen lässt? Eine fiese Type bringen auch die Gäste aus Katalonien mit
nach München. Sandro Rosell, der Präsident des FC Barcelona, ist in
Brasilien wegen Betrugs angeklagt. Zusammen mit dem langjährigen und
notorisch korrupten Präsidenten des brasilianischen Fußballverbands,
Ricardo Teixeira, hat er 2008 ein Freundschaftsspiele Brasiliens gegen
Portugal vermarktet.
## 1,7 Millionen Euro für eine 11-Jährige
Den Auftrag dafür hatte er sich mit gefälschten Dokumenten regelrecht
erschlichen und die 3,5 Millionen Euro, die er über seine Agentur beim
Bundesdistrikt Brasilia für die Vermarktung in Rechnung stellte, entbehrten
jeder realistischen Grundlage. Warum er der seinerzeit elf Jahre alten
Tochter Teixeiras 2011 umgerechnet 1,7 Millionen Euro überwiesen hat, auch
das wollen die Gerichte in Brasilien klären.
Rosells Freund Teixeira, den der Spanier als Schlüsselkundenbetreuer des
Sportartikelherstellers Nike für Brasilien kennengelernt hat, wird ebenso
wenig zur gerichtlichen Aufarbeitung der Bescheißereien beitragen wie der
Präsident des schönen FC Barcelona. Rosell, dem bis zu acht Jahre Haft
drohen, gedenkt nicht, nach Brasilien zu reisen, und spricht von alten,
unbewiesenen Vorwürfen.
Und Teixeira, dessen Name beinahe immer genannt wird, wenn es um die
Korruption im Weltverband Fifa geht, lebt längst im US-Exil in Florida,
nachdem er 2012 aus dem Präsidentenamt des brasilianischen Fußballverbands
gedrängt wurde.
Eine saubere Gesellschaft trifft sich also da in München, und man kann den
Frauen der deutschen Fußballnationalmannschaft nur dankbar sein, dass sie
diesen fiesen Kick mit ihrem Sieg im EM-Viertelfinale gegen Italien ins
Vorabendprogramm zurückgeschossen haben. Das ZDF hatte versprochen ein
Halbfinale mit deutscher Beteiligung zu übertragen, und so steigt der
Verbrecher-Cup schon um 18.30 Uhr. Nun ist es an den Eltern, dafür zu
sorgen, dass ihre Kleinen zu dieser kinderfreundlichen Sendezeit nicht ins
Zweite schalten. Nach einer solchen Show der fiesen Visagen sind Albträume
beinahe garantiert.
23 Jul 2013
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
FC Barcelona
Freundschaftsspiel
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Uli Hoeneß
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